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Mondeinfang, Mondeinwirkung, Mondzerfall



EINLEITUNG

Ich will betrachten, wie sich Planet und Mond zwischen Mondeinfang und Mond-Ende gegenseitig zueinander verhalten.
Denn bei aller Mißhandlung, die der kleinere erfährt, prägt er dem größeren doch Züge seiner Wirksamkeit auf.  Es wird sich ergeben, ob und inwieweit dabei ruckartige Veränderungen auftreten.  Maßstabsgerechte Darstellungen sind unentbehrlich, ebenso Rechnung, doch sollen Differential- und Integralrechnung vermieden werden.



(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 97, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)
Abbildung 1



Eine Übersicht über die Gegenseitigkeit der Einwirkungen während einer Mond-Ära mag vorangehen.

Zeiten des Mondlebens
Mond
Erde

Einfang.


Lange Erholungszeit.
















Vor-, Haupt-, Nach-
Stationäres Stadium.













Langes, wenn auch
im Vergleich zum
Einholungsstadium
geringeres Vor-
eilungstadium.

Annäherung an das
Zerfallsstadium.


Zerreißungszeit.


Ringzeit.


Absinken.

Einfangs- und Dauerfluten, Sphäroidform.
Zerklüftung des Eismantels.

a) Verstärkung der Sphäroidform, Durchwalkung
des Eismantels bei noch fortdauernder Rotation.
b) Langsame Bremsung der Rotation, Zunehmen
der Dicke des Eismantels.
c) Ersterben der Rotation im Eismantel unter
Übergang zur Eiform, Durchtreten von Wasser,
Auftreten der "Meere", "Atmen" bei Erd-Nähe
und -Ferne unter Kraterbildung, Erlahmen auch
der Kernrotation.
d) Letztere kommt zum Stillstand, Kern sinkt in
die Eiform ein, völliges Ausfrieren des Innen-
wassers, Mondtag und Mondumlauf werden
gleich. Aufrichtung der Mondachse beginnt.




Schwach wachsende Länge der Eiform,
sonst flutlos, wachsende Achsenaufrichtung
und Herabholung der Mondbahnebene in
die Gleicherebene (= Äquatorebene) der
Erde, mindestens jetzt stark beginnend.










Weitere Eiverzerrung.





Weitere Eiverzerrungen, Mondbahn
sinkt ganz in die Gleicherebene der Erde.


Auseinanderfallen, Kippbewegungen,
Durchwalkung, Ringform.

Ausschweben, gleichmäßige Zerstreuung
in der Ringzone.

Allmähliche Bremsung, immer stärkere
Spiralbahnen der Trümmer, Einstürze
rund um die Erde.

Einfangs- und Dauerfluten, Sphäroidform.


Sehr langsames Anwachsen der Fluten.








Allmähliche Aufrichtung der Erdachse.
Beginn rückschreitender Präzession.
Immer stärkere Sphäroidform.
Allmählich anwachsende noch zurück-
bleibende Gürtelhochflut sobald der
Mond sich nähert und der Monat sich
stark verkürzt.

Erhebung der Zenit- und Nadirflut,
Rückverzerrung in der Kruste,
Erhebung zur Eiform, Vorbewegungen
in Magma und Kruste, langsames
Vorwandern der Eiform und Kruste.
Dies sind die Zeiten der stärksten
Gebirgsbildungen, Gebirgs-
Schleppenzüge u.s.w.

Fortsetzung der Achsenaufrichtung.

Während des Vorstadiums Zunahme,
während des Nachstadiums wieder
Abnahme der Tageslänge.

Rücksinken in die Sphäroidform,
fortschreitende Achsenaufrichtung,
Beginn vorschreitender Präzession,
vorschreitender Gürtelhochflut.


Immer stärkere Linsenform, hohe
Gürtelflut, Ausgleich der Mondbahn-
und Gleicherebene.

Ruhiges Ausrollen der bisherigen
Entwicklung.

Stärkste Linsenform, Luftlinse
dehnt sich weit aus.

Zurückgehen der Luftlinse,
Auseinanderfallen der Gürtelflut,
Zurücksinken in die Kugelgestalt (nur
noch Aufbauchung durch Umschwung).
Ausgleichende Hauptverschiebungen
und Achsenschwankungen.




MONDEINFANG

Die Bahne von Neptun und Pluto - siehe Abbildung 2 - letztere in erstere hinabgekippt, kennzeichnen den Mondeinfang.



(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 100, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)
Abbildung 2


Beim Vorrücken von a1-a2 nach b1-b2, worüber 165/4 = 41 Jahre vergehen, gewinnt Pluto nur wenig mehr Tangentialgeschwindigkeit, als Neptun schon besitzt, und muß, von diesem mitgenommen, die S-förmige Bahn einschlagen.  Auf Erde und Mond übertragen, ginge das in rund ¼ Jahr vor sich.  Der erste Mondumlauf, der vielleicht 6 Wochen gedauert hat, ist jetzt bei fortgeschrittener Annäherung schon auf 27 Tage siderische, 29 Tage synodische Umlaufszeit zusammengeschrumpft.  Der erste "ruckartige" Anstoß zur Umsetzung aus der Kugel zum Sphäroid hätte also 13 + 6 Wochen = 133 Tage gedauert, in den ersten 13 Wochen von fast 0 bis zu etwa jetziger Stärke ansteigend, um sich dann gleichmäßig zu halten.
Die Erschütterung und Umsetzung aus der Kugel zum Sphäroid löste auf der Erde die Atlantisflut aus.  Spuren ähnlicher Wirkung des Tertiärmondes kennen wir nicht. An Polverschiebung glaube ich nicht, die Einleitung rückschreitender Präzession wird nur sehr allmählich erfolgt sein, da der weit entfernte, kleine (Quatär-) Mond die Erde nur als Ganzes anpackt.
Auf dem Mond bewirkte die Erdanziehung bei der Aufzwingung der Sphäroidgestalt bei noch vorhandener Rotation und hoch aufrauschender Einfangsflut eine starke Zerklüftung der Eisschale, vielleicht bei starker Schollenverschiebung, wobei Wasser, die "Unebenheiten" ausfüllend, ausfror, Bildung der "Meere" beginnend.
Die Achsenaufrichtung des Mondes mag schwach begonnen haben.  Bei 70 Erdradien Abstand (446 600 km) beträgt die Erdanziehung, g bei 45° = 9,806 m, erst 0,00201 m, bei 60 Erdradien (382 800 km) 0,00343 m und erfaßt erdnahe und erdferne Seite des Mondes noch fast gleich.  Bei größerer Annäherung wächst das allerdings stark an, während die Mondanziehung auf der Erde selbst bei großer Annäherung über Dezimalstellen nicht hinauskommt.



LANGE EINHOLUNGSZEIT

Darum hat einstweilen die Erde schwache rückschreitende Präzession und recht mäßige Sphäroidform, auch noch mäßige Fluterscheinungen; doch auch diese durchzittern schon die Gesteinskruste und die Magmaschale, und ich glaube, das ist schuld, daß wir selbst in ganz wagerecht liegenden Schichten keine unzerklüftete Gesteinsbank kennen.  Das wird sich aber erst in langer Zeit verstärken, wenn sich der Mond der Erde erst stark nähert.

Wirkt aber die Flut schon jetzt bei uns bremsend, so ist das beim Mond erst recht der Fall.  Die Erdflut wirkt bei ihm wie ein paar Bremsbacken.  Das Wasser unter seiner Eisdecke rauschte zurückbleibend auf und verlangsamte deren Umlauf, was die Schollen immer erneut in Unruhe brachte, die Bildung der "Meere" fortsetzend.  Aber auch der Mondkern wurde gebremst.  Nach und nach sank die Umdrehungsgeschwindigkeit des Mondes mehr und mehr, die Sphäroidform ging, als Mondumdrehung und Mondumlauf sich annähernd gleich wurden, zur Eiform über, nur noch ganz schwach pendelnd (Libration).  Von Erdnähe zu Erdferne "atmete" noch die Eiform der Außenschale - das hauptsächlich an dem für uns sichtbaren Mondumfange austretende und wieder versinkende Wasser taute die Kraterböden aus. (Fauth, WEL 33, Heft 2.)
Allmählich sank der auch zur Ruhe kommende Mondkern, so in die Eiform ein, daß Schwerpunkt und Mittelpunkt um 60 km auseinanderliegen.
Dann fror auch noch das Wasser zwischen Schale und Kern aus.  Jetzt kann der Mond seine Eiform nur dadurch verlängern, daß seine Eisschale unter dem Zuge der Erde wie Gletschereis plastisch nachgibt.

Nun hat die Erde aber den Mond "an der Nase fest" und zwingt ihm für die Dauer gleichen Tag und Monat auf, seine Achse aufrichtend, seine Winkel- und Umdrehungszeit immer beschleunigend. 
Der Mond steigert umgekehrt seine Bremswirkung, die Sphäroidform der Erde, deren rückschreitende Präzession, erhebt langsam die rückschreitende Gürtelflut auf ihr und senkt Wasserstand und Lufthülle an den Polen.



VOR-, VOLL-, NACHWIRKENDE ZEIT DES GLEICHEN MOND- UND ERDENTAGES

Ist der Mond auf etwa 6½ Erdradien (41 470 km) an die Erde herangesunken, so trennt er, die Tageslänge verlängernd, die Flut in Zenit- und Nadirflut, die als Bremsbacken unablässig weiterwirken, bis bei gleichwerdender Tages- und Mondumlaufszeit der Mond nun auch Zeit gewinnt, die Erde unter seiner Anziehungskraft zu verformen.  Die Sphäroidform setzt sich zur Eiform um.  Jetzt kracht wirklich die Erde bei Annahme dieser neuen Gleichgewichtsform in allen Fugen.  Die Aufwölbung des Eisrundes (mondabgekehrt), noch mehr aber die der Eispitze, zieht die Kruste straff und muß Hautverschiebungen und Sprünge erzeugen, die den Magmamassen die Möglichkeit des Durchtretens geben.

Ganz wird der Mond noch nicht in die Gleicherebene (Äquatorebene) der Erde hineingezogen sein; er pendelt also und verzerrt die Kruste über den Aufwölbungen auch noch hin und her.  Wenn nun auch die Magmaergüsse beim Erkalten die Kruste der Eispitze verstärken und versteifen, so verfallen sie beim Austreten selbst einem besonderen Schicksal.  Sie bringen Glutmassen in die Zenitflut, gewaltige Dampfzerknallungen müssen die Folge sein, mächtige Bimssteinmassen werden erzeugt, später am Strande zu Sand zerrieben.  Mag auch bei solchen Ausbrüchen viel Wasser gebunden werden, so wird doch noch genug übrig bleiben, um später beim Vorrücken der Zenit-Nadir-Flut und Gürtelflut große Abrasionsarbeit zu leisten und im Umkreise Ablagerungen abzusetzen.

Verhältnismäßig kurze Zeit haben nun Mond und Erde gleichen Tag, Umlauf und Gestalt, beide Eiform, sie fassen sich gewissermaßen gegenseitig an der Nase.

Vulkanausbrüche aus trockener Oberfläche reichern die Luft mit Kohlensäure und Wasserdampf an, stoßen Basalte und Laven aus, bedecken die Umgegend mit Aschenmassen.  Nicht ganz empordringende finden wir als Gänge, Pfropfen oder Lakkolithen; sie werden die besten Stützen für die körperliche Eispitze der Erde.

Mond und Erde richten gegenseitig ihre Achsen weiter auf, die rückschreitende Präzession der Erde kommt nach und nach zum Stillstand.

Der Übergang vom voll- zum nachstationären Zustande leitet die Lösung dieser Art von Gegenseitigkeitszustand ein, der auf der gleichen Winkelge- schwindigkeit von Erdumdrehung und Mondumlauf beruhte.

Der Mond, über das nachstationäre Stadium zum Voreilungsstadium übergehend, steigert seine Winkelgeschwindigkeit, behält selbst die Eiform bei, verliert aber mehr und mehr die Zeit, der Erde die Eiform aufzuprägen, deren Eispitze er nicht mehr mit herumzureißen vermag.

Die zeichnerische Darstellung ergibt, daß auf der mondzugekehrten Eispitze der Erde einer Erdanziehungskraft von im Mittel g = 9,806, auf der Spitze etwa 9,75 m, eine Mondanziehungskraft von Gm = 0,005 m, auf der mondabgekehrten Seite von nur 0,002396 m, in der Erdmitte 0,00347 m, gegenübersteht.



(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 103, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)
Abbildung 3


So kann nicht etwa die Vorstellung zur Geltung kommen, als ob der Mond auf die ihm nächsten Krustenteile der Erde einen abhebenden Zug auszuüben vermöchte.  Seine Dauereinwirkung ist eben nur imstande, der Erde eine bestimmte Gleichgewichtsform aufzuzwingen. 
Das ist bei ungleicher Winkelgeschwindigkeit die Sphäroidform, bei gleicher oder nahezu gleicher wirklich die Eiform.  Die Gegensätzlichkeit besteht darin, daß der Mond aus der Kugel in die Sphäroidform und rasch in die Eiform übergeht, die er dann bis zum Zerfall behält, während die Erde aus der Kugel zum Sphäroid, dann für verhältnismäßig kurze Zeit zur Eiform und nun über das Sphäroid wieder zur Kugel zurückgeht.
Die Zeichnung ergibt, daß selbst die Eiform der Erde sich von der reinen Kugel nur sehr wenig entfernt.  Von einer Art Überkippung der Eiform kann nicht die Rede sein, die die Gebirgsbildungen bewirkende Verformung innerhalb der eigentlichen starren, kalten Gesteinskruste ist also nur auf innere Vorgänge zurückzuführen.

Nehmen wir an, der mit seiner Knotenlinie in der Ekliptik und auf dem Frühlingspunkte, also auch in der Gleicherebene (Äquatorebene) stehende Mond habe im Augenblick höchsten Vollstadiums die im Bilde dargestellte Eiform der Erde erzeugt.  Nun sei er nach sehr, sehr vielen Umläufen der Erde etwas näher und in der Winkelgeschwindigkeit vorausgekommen und sei in seiner Stellung um 25° vorgerückt.
Dann ist seine Zugrichtung gegen die höchste Erhebung der Eispitze noch so spitzwinklig, daß von seinem Herumreißen der Erde zu rascherer Umdrehungsbewegung noch gar keine Rede sein kann.  Aber der Verlauf der Kraftlinien für das Vollstadium und das Nachstadium für 25° zeigt uns nun, daß er jetzt die Gleichgewichtsform der in der Winkelgeschwindigkeit hinter ihm zurückbleibenden Erde schief anpackt.

Dann muß allmählich das zähe, aber immerhin noch bewegliche Magma dem neuen Zuge irgendwie nachgeben, Massen davon müssen sich in der durch die angedeuteten Pfeile gezeigten Richtung bewegen, um in die neue Gleichgewichtsform zu gelangen.  Dabei "schießen" die westlichen Massen, dem Monde folgend, verhältnismäßig flach unter der Gesteinskruste hin, sie wie bei einem in den Eisgang geratenden Flusse nach Osten mitzerrend.  Die östlichen Massen streben mehr von unter her hebend der neu sich senkrecht unter dem Monde erhebenden Eispitze zu.  Ihre gemeinsame Einwirkung reißt hinter der alten, schon verfestigten Eispitzenkruste die Gesteinshaut in Art und Form des afrikanischen Grabens und Roten Meeres auf - das ist vorzugsweise dem schrägen Stoße der von Westen nach Osten nachschießenden Magmamassen zuzuschreiben - und bringt sie, wenn der Mondzug stark ist, auch in der Gleicherrichtung zum Aufplatzen, wie das der Golf von Aden zeigt - das wird den senkrechter aufsteigenden, aus östlicher Gegend stammenden Magmamassen zuzuschreiben sein.
So schneidet der Mond wirklich tiefe Runen in das Antlitz der Erde, aus denen Hinzpeter die Einwirkung von mindestens 6 Monden herausgelesen hat.

Die wirklich ruckartigen Bewegungen erfolgen aber lediglich innerhalb der Erde und das eigentlich wirkende Element sind die Magmamassen, die auf ihrem gewaltigen Rücken die dünne leichte Eierschale von Gesteinskruste verdriften, zerklüften, zerknittern, verbiegen.  Es ist deshalb durchaus berechtigt, von Gebirgsbildung durch kosmische Katastrophen zu sprechen, aber gemieden habe ich Ausdrücke wie Verankerung, Losreißen, ruckartiges Abschnellen des Mondes.  Dieser zieht seine Bahn in majestätischer Ruhe um die Erde, letztere erhebt  und läßt ihre Eiform aus der und in die Sphäroidform während des vor-, voll- und nachstationären Zustandes unter Rucken wieder versinken.  Diese Rucke werden, der wachsenden Annäherung des Mondes entsprechend, im nachstationären Zustande stärker sein, deshalb habe ich den Vorgang erst hier geschildert.  Verwickelt wird er durch die Pendelung des Mondes bei noch schiefer Bahnlage und dadurch, daß er sich bei der Überrundung der Erddrehung wohl mehrfach wiederholt.  Das hat Hinzpeter in seiner "Entstehung der Hochgebirge durch kosmische Katastrophen" vortrefflich dargestellt.  Seine Gebirgsschleppen usw., die pazifische Wanne sind wirklich die Spuren des letzten Tertiärmondes, die vom Kampfe des Erdinnern um die wechselnde Gleichgewichtsform während der Stationärzeit zeugen.

Das Nachschießen der Magmamassen muß beschleunigend auf die Erdumdrehung wirken und auch den Übergang zu vorschreitender Präzession befördern.  Die Rucke, mit denen dies geschieht, mögen innerhalb langer Zeiten erfolgen, wenn sie aber erfolgen, so sind sie wirklich kurzzeitig und müssen als ungeheure Erderschütterungen fühlbar werden, auch vulkanische Vorgänge auslösen und die beiden Flutkappen mächtig aufrauschen, auch wohl aufkochen machen.  Diese Erscheinungen müssen im nachstationären Zustande stärker sein als im vorstationären.  Erstens, weil der (Tertiär) Mond dann näher ist, zweitens, weil das Magma, der Erddrehung folgend, dem Monde im späteren Stadium leichter nachschwappen wird, als im früheren Stadium ihm entgegen.

Das allmähliche Heraustreten des (Tertiär) Mondes aus dem nachstationären Stadium, das etwa bei 5½ Erdradien (35 000 km) angenommen werden mag, beginnt schon wieder ein Langziehen der Flutkappen zu erzeugen.  Sein Zwang auf die Erde, die Eiform anzunehmen, erlahmt - nicht, weil die Kraft, sondern weil die Zeit fehlt, eine Erdgegend genügend lange anzufassen.



VOREILUNGSZEITALTER

Die Zunahme der Winkelgeschwindigkeit des (Tertiär) Mondes, der im Westen auf- und im Osten unterzugehen beginnt, ist nun so groß, daß die Erde aus der Ei- in die Sphäroidform zurückgeht, was namentlich in den Breiten von 40°-50° Verbiegungen, Spannungen, Verwerfungen auslösen muß.  Die voreilende Gürtelflut bildet sich heraus.  Die Tageslänge der Erde nimmt wieder etwas ab, die Aufrichtung der Erdachse und vorschreitende Präzession setzt sich fort.  Der Zug des Gleicherwulstes (Äquatorwulst), dem Monde immer näher als die Pole, holt den Mond in die Gleicherebene hinein.  Die Umdrehung des Mondes nimmt mit abnehmender Umlaufszeit zu, denn ihn hält die Erde nach wie vor an der Eispitze fest.  Inwieweit sie seine Eiform länger ziehen kann, hängt von der Biegsamkeit seiner Eisschale ab.



ANNÄHERUNG DES (Tertiär) MONDES AN SEINE ZERFALLSGRENZE

Das Voreilungszeitalter mag bis zur Annäherung bis auf 2½ Erdradien (16 000 km) reichen, dann ist es um ihn geschehen.  Längst wird er in der Gleicherebene (Äquatorebene) umlaufen, seine Achse auf seiner Bahn senkrecht stehen.  Die Erde wird sehr abgeplattet sein, besonders ihre Luftlinse.



ZERFALLSZEIT DES (Tertiär) MONDES

Kommt der Mond der Erde so nahe, daß die Erdanziehung beim Monde selbst der Mondanziehung gleich wird, so gilt die Gleichung ge/gm = r²x²/r² also x = √ (9,806)/1,62 = 2,4603 Erdradien für die Rochesche Zone.  In diesem Abstande hält also den Mond nicht mehr seine eigene Anziehungskraft, sondern nur noch die Zerreißfestigkeit seiner Teile zusammen.



(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 105, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)
Abbildung 4



(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 106, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)
Abbildung 5


Nun ist die Zugfestigkeit des Eises gar nicht so gering; die Erde wird also den Mond erst dann richtig zerreißen können, wenn ihre Anziehungskraft die des Mondes sowohl auf der erdnahen, als auch auf der erdfernen Seite wirklich überwiegt.  Siehe obige Abbildungen.  Die bildliche Darstellung für 2 Erdradien Abstand (Abbildung 4) von Mitte zu Mitte zeigt für die erdnahe Mondseite ge = 3,28546 m, für die Mondmitte ge = 2,4603 m, für die erdferne Seite ge = 1,8977 m und wie sehr sich der Mond schon in Zonen von sehr verschiedener Erdanziehungskraft bewegt.  Das wird noch auffallender bei 1,8 Erdradien Abstand (Abbildung 5).  Auch das soll bildlich und auch noch so dargestellt werden, daß der Mond nun auch in seiner größten Abweichung von der Gleicherebene ( = Äquatorebene) erscheint, um mit zu zeigen, wie stark der Gleicherwulst (Äquatorwulst) der Erde befähigt ist, den Mond in die Gleicherebene hinabzuziehen. - Siehe obige Abbildungen. 
Schon erfährt die erdnahe Mondseite fast den doppelten Erdzug, wie die erdferne, 4,20636 m gegen 2,2816 m, und der Erdzug übertrifft den Mondzug auf der erdfernen Seite um das 1½ fache.  Bei 1,8 Erdradien (11 484 km) Abstand muß also der Mond spätestens zu Bruche gehen.



(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 108, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)
Abbildung 6


Man sieht auch, mit wie geringen Dezimalstellen der Mond auf die mondnahe Erdseite wirkt und wie stark sein Zug bis zur mondfernen Erdseite hin abfällt, daß er also auch die Linsengestalt der Erde nicht allzu platt machen kann.  Wirklich verzerren kann er sie nicht; zur Erhaltung der Gürtelflut und starker Ausbauchung der Luftlinse reicht es aber völlig aus.
Die bildliche Darstellung ist hier insoweit überholt, als um diese Zeit der Mond schon längst in der Gleicherebene umlaufen müßte; diese Art Wirkung begann schon vor dem Vorstationärstadium und hat sich seitdem stets gesteigert, um so mehr, als der Mond nur 1/80 der Erdmasse in die Wagschale werfen kann.
Auch die Mars-, Jupiter- und Saturnmonde laufen bei rund 6 Planetarischen Radien schon alle in der Gleicherebene um.
Ablösen müssen sich nun eine Zenit- und eine Nadirkappe, so, daß die Trennungsfuge bei der Auflagerung der Eis- auf die Gesteinsschale liegt, und so, daß die Bruchspalte annähernd der zugehörigen Zone der Erdanziehung folgt.  Siehe Abbildung 6.  Dabei mag zu größerer Bequemlichkeit von Abbildung und Rechnung nun angenommen werden, daß Erde und Mond Kugelgestalt hätten und der Mond und seine Trümmer konzentrische Kreisbahnen um den Erdmittelpunkt beschrieben.  Zu welchen Abweichungen die Wirklichkeit führt, soll später nicht unerwähnt bleiben.  Auch mag die Eisschale gleichmäßig und ohne Rücksicht auf die Eiform zu 270 km Dicke angenommen sein und der Schwerpunkt einer abfliegenden Eiskappe so liegen.


(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 108, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)


Mit dem Augenblick der Ablösung unterliegen die Eiskappen dem 3. Keplerschen Gesetz: "Die Quadrate der Umlaufszeiten verhalten sich, wie die Kuben der mittleren Entfernungen."
Hat jetzt die Mondmitte 11 476 km Abstand und, nach Voigt "Eis ein Weltenbaustoff"  204 Minuten Umlaufszeit, so ergeben sich zum Umlauf für die erdnahe Kappe = 162,555 Minuten.
Die erdferne Kappe braucht 248,444 Minuten Umlaufszeit. Abbildung 7.



(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 109, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)
Abbildung 7 (Mondzerfall)


Man sieht, daß innerhalb der Rocheschen Zone ein kugelförmiger Mond so zu rotieren anfangen müßte.


(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 110, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)


Beim eiförmigen Monde muß die Eispitze den Mondkern und das Eirund mühsam mitschleppen - er muß endlich auseinanderfliegen, wobei ganz klar wird, daß dem Kernmonde das erdnahe Stück vorauseilt, das erdferne Stück nachfolgt.
An Umlaufsweg hat das erdnahe Stück 61 921,43 km, der Mondkern 72 043,3 km, das erdferne Stück 82 160,0 km zurückzulegen.  Die zugehörigen Geschwindigkeiten sind für das erdnahe Stück 6,4957 km/sec., den Mondkern 5,882 km/sec., das erdferne Stück 5,501 km/sec.
Nach einem Mondkernumlaufe hat das erdnahe Stück schon 16 157 km Vorsprung, das erdferne bleibt 14 697,33 km hinter dem Mondkern zurück, und das zuerst abgeflogene erdnahe Stück holt den Mondkern nach 3,832 Umläufen schon wieder ein, der Mondkern wird nach 5,590524 Umläufen wieder das zurückgebliebene, erdferne Stück neben sich haben.  Zu solcher Einholung braucht das erdnahe Stück rund 13 Stunden 1,8 Minuten, das erdferne rund 19 Stunden 1 Minute.  Der innere Ring schließt sich nach kaum mehr als ½ Tage, der äußere schon in weniger als einem ⅔ Tage.  Es geht also wirklich katastrophal schnell.

Das Abfliegen der beiden Kappen bringt nun wirklich das vorhandene Kippmoment zum Durchbruch.  Wird auch nur der Unterschied von Voreilen und Zurückbleiben der Kappenstücke eingesetzt und angenommen, daß Kappen von 60° Zentriwinkel abgeflogen sind, so erhalten wird 613,7-381,8 = 232,7 m an Drehgeschwindigkeit.  Dreht sich nun das Kernstück um die auf der Umlaufsebene senkrecht stehende Achse, so stehen nach 60° Drehung wieder zwei Kappen so zur Erde, daß auch sie abfliegen müssen.  Diesen Drehungsweg 2x1740pi/6 = 3 122 000 m legen sie in 13 456 Sekunden zurück, fliegen also nach 3 Stunden 44 Minuten ab, und nach gleicher Zeit folgt wieder ein Kappenpaar, mit gleicher Voreilung und Zurückbleibung wie das erste.  Damit ist die Mondgleicherzone abgeschält; von den beiden verbliebenen Polkappen muß eine die schwerere sein und von der Erde nach Art einer Pendelschwingung in die Umlaufebene des Mondes hinabgezogen werden.

Formel für den Fall der 60° = Kappe: (pi/6) [√ (1 • P)/gp], wobei 1 der Mondradius, P das Mondgewicht, p das Übergewicht der schwereren Polkappe, g = 3,0971 für die Mondmitte ist.  Das ergibt 16 Stunden 29,4 Minuten, Näherungswert.



(Bildquelle/text: Buch "Planetentod und Lebenswende" von H.W. Behm / Zeichnung Alfred Hörbiger)
Die im Gang befindliche Mondauflösung


Nach 7,28 Stunden ist also der Mond seine Gleicherzone aus Eis, nach weiteren 2x16 Stunden 29 Minuten 4 Sekunden rund 33 Stunden auch seine Polkappen aus Eis losgeworden.  Das Kippmoment teilt sich auch den abfliegenden Eiskappen mit; bei dieser Drehung kommen sie bald genug in strahlenförmige Stellung zur Erde und damit in Zonen verschiedener Anziehung, sie zerbröckeln also weiter und verteilen sich, auch im einzelnen voreilend oder zurückbleibend, auf dem Ringumfange.
Der Gesteinsmantel wird nicht minder schlecht behandelt.  Er wurde bei dem ersten Kippen um die Polachse schon durch Zonen verschiedener Erdanziehung hindurchgezogen, beim Kippen der Polkappen nun auch noch in querer Richtung dazu durchgewalkt, er fliegt ab und zerfällt in gleicher Weise und ähnlichem Tempo wie die Eisschale.  Ähnlich folgen die Erzstücke und zum Schluß der gediegene Metallkern.  Das Ergebnis ist ein Ringsystem von Trümmern in folgender Anordnung von außen nach innen: Eistrümmerring, Gesteinsring, Erz- und Metallring, Gesteinstrümmerring, Eistrümmerring, die mit verschiedener, ihrem Abstande von der Erde gemäßer Geschwindigkeit kreisen, in der Gleicherebene der Erde umlaufen und wohl auch eine wesentlich größere Breitenausdehnung einnehmen, als die Längsachse der früheren Eiform des Mondes.



RINGZEIT

Bei solchem Breiten- und Dickenmaß ist der Ring reichlich dicht gefüllt, seine Teile können nur unter großer innerer Reibung umlaufen.  Die Folge wird eine Verbreiterung nach innen sein, die z. B. bei unserem Mond-Ringe bis zu 3700-3800 km ansteigen kann.  Der Ring wird also wohl stets breiter werden, als der Eidurchmesser des Mondes, aus dem er hervorgegangen ist.  Dann erst tritt ruhiges Ausschweben ein. - Die Erde, die nun dauernd Zug von allen Seiten erfährt, behält ihre nun wirklich abgeplattete Sphäroidform, wie auch das Beispiel des Saturn zeigt, macht aber sonst bei sehr abgeplatteter Luftlinse und stehender Gürtelflut eine Zeit friedlicher Ruhe durch.
Der Mondzerfall geht, wie hier gezeigt, sehr katastrophal, zu deutsch, umstürzlerisch, vor sich, besonders wenn man die eintretenden Kippungen bedenkt.  Die bildenden Gesetze werden bei einem neptodischen Monde die gleichen sein, das Verhalten des Baustoffes aber ein anderes.  Zunächst wird sich das überfrorene Wasser-Eis mit wachsender Annäherung immer länger ziehen, wobei die Eis-Rinde sternförmige und netzartige Sprünge bekommen muß.  Tritt Wasser aus, so gehts damit wie bei dem bekannten Experiment mit der wassergefüllten Bombe, die durch Einfrieren gesprengt wird, wobei das herausspritzende Wasser zum Eisbart gefriert.

So fließt bei einem neptodischen Monde das Wasser beim Zerbersten gleich in der Ring-Richtung voraus oder hinten nach, erstarrt dann aber.

Diese vorauswachsenden und nachhängenden Bärte, an der Wurzel noch immer bildsam nachgeschoben, während die Eisschale nach und nach einbricht und in Stücken mit fortschwimmt, holen das Mittelstück in gleicher Weise und in gleichen Zeiten ein, wie bei einem heliotischen Monde die abfliegenden und zerbröckelnden Eiskappen und Gesteinstrümmer, und der Vorgang endet erst, wenn der Wasservorrat des erzeugenden Mondes aufgezehrt ist.  Das allmähliche Ausziehen aus Kugel- und Eiform zum Ringe wird durch die Abbildung 8 erläutert.  Backen durch Regelation die Eisringtrümmer zusammen, so gewinnt die Ringscheibe durchweg gleiche Winkel- und Umlaufsgeschwindigkeit und würde, vor Schrumpfung geschützt, das Privilegium ewiger Dauer in sich tragen, - wenn, ja wenn sie wirklich kreisförmig und konzentrisch mit dem Planeten wäre.



(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 112, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)
Abbildung 8


Nun müssen aber die Ringteile gemäß dem 1. Keplerschen Gesetz elliptische Bahnen einschlagen, in denen sie sich nach dem 2. Keplerschen Gesetz mit ungleichförmiger Geschwindigkeit bewegen.  Das muß zum Zerbrechen der aus einem wässerigen Monde herauswachsenden Eisbärte führen.  Nun besagen ferner Messungen des Saturn und seiner Ringe, daß Saturnmitte und Ringmitte um 700 km auseinanderliegen, also fehlt die Kreisform und ein gemeinsamer Mittelpunkt, so daß man folgern muß, daß die Saturnringe schon beim Entstehen in Schollen zerbrochen sind, die, wie die Treibeisschollen auf einem eben zufrierenden Flusse dicht gepackt dahertreibend, die bekannte Eierkuchenform angenommen haben, auf ihren Rändern und zwischen einander zermahlenes Eis mitführend, und innen mit größerer, außen mit geringerer Geschwindigkeit umlaufend, einen mahlenden Wirbel bilden.  Dieser kann sich infolge der inneren Reibung sehr verbreitert haben, namentlich nach innen zu.

Eine Erwägung soll wenigstens nicht unterlassen werden: Infolge innerer Reibung kann die Ringmasse der einzelnen Ringe gleiche Winkelgeschwindigkeit angenommen haben und durch Zusammenbacken (Regelation) starr geworden sein, und elliptische Längen können sich beim Anbranden der Ringe gegeneinander rund geschliffen haben.  Dafür spräche die Angabe, daß wechselnde Breiten der Kassiniteilung beobachtet seien, und der Schattenwurf an den Ringrändern an der Kassiniteilung.  Daß ein solches, ausgefrorenes Gebilde sich statisch tragen kann, hat Hanns Hörbiger nachgewiesen.
Ob die Ringe wirklich kreisförmig geworden sind, werden wir nur sehr schwer feststellen können, denn wir sehen niemals senkrecht auf sie.



(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 114, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)
Abbildung 9


Es ist immerhin nützlich, die Anziehung des Saturn auf seine Ringe zu prüfen.  Er hat am Gleicher ein G von 8,8 m (an den Polen 12,2 m).  Im inneren, hellen Hauptringe, dessen Mittelkreis 1,65 Saturn Radien (Gleichermaß) Abstand hat, beträgt G nur noch 3,2 m, im äußeren Ringe, dessen Mittelkreis 2,04 Saturn Radien hat, ist G nur noch 2,2 m.
Ohne weiteres sieht man, daß die Ringe schon weit innerhalb der Rocheschen Zone schweben - auch sonst paßt ihr Abstand in die Entfernungsreihe der Saturnsatelliten gut hinein: Bondscher Ring 1,25 Sat. Rad., Innerer Ring 1,65 Sat. Rad., Äußerer Ring 2,04 Sat. Rad., Mimas 3,01 Sat. Rad., Enceladus 4,00 Sat. Rad., Tethys 5,01 Sat. Rad., Dione 6,40 Sat. Rad., Rhea 8,93 Sat. Rad., Titan 20,71 Sat. Rad., Hyperion 25,12 Sat. Rad., Japetus 60,23 Sat. Rad.  Sie sind geradezu Schulbeispiele für die verschiedenen, hier vorstehend zergliederten Abschnitte des Mondlebens.

Auch lohnt es sich wohl, aus den uns bekannten Abmessungen der Saturnringe die Größe der einstigen Monde, aus denen sie entstanden sind, rückwärts zu berechnen.
Äußerer Ring 15 800 km Breite, 40 km Dicke (nach Bessel 220 km, nach Tisserand nur 40 km), 2,04 Sat. Rad. Abstand, Sat. Rad. 60 300 km,
V = 4/3r³pi, r = ³√ (3v/4pi), Durchmesser der früheren Mondkugel 9771,32 km.
Mittlerer Ring 31 700 km Breite, 40 km Dicke, 1,65 Sat. Rad. Abstand, Durchmesser der früheren Mondkugel 11 482,26 km.  Dieser Ring muß durch den Zug des äußeren Ringes einerseits, des Saturn andererseits stark in die Breite gezogen sein, nachdem schon der Mond selbst zu sehr langer Eisspindel ausgezogen war, und dieses Langziehen, das stattgefunden haben muß, auch bei aller sonstigen Breitenentwicklung des Ringes, erweist uns die ursprüngliche, wässrige Natur der einstigen Monde.
Den Bondschen Ring, wegen unbekannter Abmessungen nicht nachgerechnet, halte ich für den Rest eines größtenteils bereits abgestürzten Ringes.  Dafür spricht seine unsichere Begrenzung und Durchsichtigkeit.
Auf sein Engerwerden hat schon O. Struve 1851 aufmerksam gemacht. (E. Becker, Sonne und Planeten 1883.)

Folgende Tabelle wird angegeben:



Ringbreite
Breite des dunklen
Zwischenraumes
Verhältnis
beider
1657
1695
1719
1799
1826
1838
1851
Huyghens
Huyghens + Cassini
Bradley
W. Herschel
W. Struve
Eucke und Galle
O. Struve
4,6
5,1
5,7
5,98
6,14
7,06
7,43
6,5
6,0
5,4
5,12
4,36
4,04
3,67
1,41
1,18
0,95
0,86
0.64
0,57
0,49

 Dagegen wird an gleicher Stelle angeführt, daß

1853
1866
Main
Kaiser
6,42
5,81
5,13
5,29
0,80
1,10


gefunden hätten und die Schrumpfung wohl nur auf Ungenauigkeiten der Messungen zurückzuführen sei.  Ob neuere Beobachtungen die Schrumpfung, die ich für unausbleiblich halte, doch bestätigen, habe ich nicht in Erfahrung bringen können; wäre es der Fall, so wäre meine Ansicht der Zusammen- setzung der Saturnringe aus Treibeisschollen bestätigt.  Ein wirklich konzentrischer Ring könnte ausgefroren sein und brauchte nicht zu schrumpfen.

Für nicht ausgefroren halte ich den Bondschen Ring, weil ich überzeugt bin, daß der Aufsturz eines aus demselben abgestürzten Eisstückes auf den Saturn den in diesem Sommer (im Jahr 1933) auf ihm sichtbar gewordenen weißen Fleck erzeugt hat.  Dringt ein solches Stück in die Lufthülle des Saturn ein, so wird es in ihr ebenso zu Hagel zerkleinert, wie das auch auf der Erde geschieht (vergl. Z. WEL 1933, Heft 6 oder Aufruhr im Luftozean).  Die Trümmer durchfahren auf dem Saturn eine eiskalte Lufthülle, -150°, (Z. WEL, Heft 7, Seite 200) von gewaltiger Höhe -
10-15 000 km (ebenda) - finden in ihr nichts abzuschmelzen und nichts zu kondensieren und schlagen schmetternd auf die kalte, trockene, harte Eisdecke des Planeten auf, wobei sie zerstäuben, und auf dem Grunde der Lufthülle, wenn sie mit Kohlenoxyd oder Kohlensäure angereichert ist, (Z. WEL. 1933, Heft 7, Seite 200) vielleicht auch noch Bodennebel erzeugen.  Wie käme der Fleck gerade auf die Gleichergegend, wenn sein Erzeuger nicht aus dem Bondschen Ring gekommen wäre?



ABSINKEN DES RINGES

Wie lange ein oder gar mehrere Ringe den einfangenden Planeten umschweben können, lehren die Saturnringe.  Die Ursache des endlichen Absturzes wird aber weniger auf dem bahnverengenden Weltraumwiderstande, als auf der inneren Reibung der Ringtrümmer aneinander beruhen.  Denn so locker wie der Asteroiden-Ring wird ein Mondring gewiß nicht, und sei er noch so sehr in die Breite gezogen.

Die inneren Ringteile, die die rascheste Bewegung haben müßten, erfahren gerade die stärkste Reibung und kommen dadurch zu immer spiraligeren Bahnen, die sich schließlich der Luftlinse des Planeten nähern, wobei sie auch noch in Zonen immer stärker werdender Planetenanziehung gelangen.  So müssen die Einstürze auf dem Planeten sich häufen.  Damit wird wieder die Planetenmasse verstärkt, ihre Anziehungskraft wächst an sich, und das wirkt wieder zusammenziehend auf die Bahnen der Ringteile.  Die Erde wird daher bei Niedersturz des Jetztmondes (wie beim Vormond = Tertiärmond!! , Anm.. WEL-Institut)  zunächst beim Einsinken des inneren Eistrümmerringes durch schwere Hagelerscheinungen beglückt werden, denen ein schlimmes Feuerwerk und Staubverdunkelung durch Einsturz des inneren Gesteinstrümmerringes folgen muß, wobei auf Aufspaltung der Gesteins- stücke durch die Luft wenig zu hoffen ist.  Der Stein von Ensisheim und die sibirischen Meteoriten werden schlimme und entsetzlich zahlreiche Neuauflagen erfahren.  Die Erz- und Metalltrümmer des Mondkernes kann der Luftmantel schon gar nicht abbremsen - die mit solchen Einschüssen verbundenen Feuererscheinungen werden die ganze Lufthülle in Mitleidenschaft ziehen.  Ihr schiefer Stoß muß die ganze Lufthülle erzittern machen und die Erdumdrehung beschleunigen.  Auch ist wohl anzunehmen, daß es sich bei ihnen um verhältnismäßig wenige, dafür aber um so größere Stücke handeln wird.
Mögen die kleineren unter ihnen in Form geologisch als Fremdlinge anzusprechender Erzstücke auf der Erdoberfläche gefunden werden, so werden die Großtrümmer, besonders der eigentliche Metallkern des Mondes, die Wucht in sich tragen, die Gesteinskruste der Erde wie eine Vollkugel zu durchschlagen und bis ins Magma einzudringen.  Ihre Spur muß sichtbar bleiben (vergl. Abbildung 10, Aufwulstung um die Einschußstelle herum, Ausfüllung der hufeisenförmigen Einschußfurche durch Schutt und Meeresschlamm, vulkanische Ausquellungen ringsherum.)



(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 117, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)
Abbildung 10


Die Eindringlinge, durch die Bremsung des Aufsturzes schon innerlich vorgewärmt, müssen im Magma völlig zerschmelzen und ihrem eigenen spezifischen Gewicht entsprechend, dem Erdinnern langsam zusinken.  Anfangs aber müssen sie wie exzentrisch angebrachte Schwunggewichte wirken und sehr merkliche Achsenschwankungen der Erde hervorrufen.

Der neuerliche Massenzuwachs der Erde holt dann auch den äußeren Gestein- und Eistrümmerring um so rascher herab.  Die Auflagerung der Einsturz- massen wird zwar vorwiegend in den Gleicherebenen geschehen, es ist aber durchaus nicht als sicher anzusehen, daß sie ganz gleichmäßig verteilt werden.  Weitere Achsenschwankungen, Magmaverlagerungen und Krustenwanderungen müssen die Folge sein, während die Kruste selbst durch die Anreicherung des Erdinneren durch die durchgeschlagenen Kernmondtrümmer ganz gewaltig angespannt wird.  Die Kruste muß Risse bekommen; zu einem Auseinanderdriften der Kontinente reicht aber der Innenzuwachs durch nur einen Kernmond doch wohl nicht aus.

Die Überlegung scheint angebracht, wie wohl die ballistische Einschlagsfigur der Erd- und Metalltrümmer des Mondes auf der Erde aussehen mag.  Bei der Erzschale des Mondes mag es sich um wenige Stücke handeln, beim Metallkern vielleicht nur um ein einziges.  Alle werden auf und nahe an der mittelsten Bahn umgelaufen sein und brauchen sich nicht allzuweit voneinander entfernt zu haben, mögen auch noch von gegenseitiger Anziehung zusammengehalten werden. 
Sinkt erst einmal das erdnächste Stück in steilerer Spirale der Erde zu, so holt es auch die anderen mit, und es braucht durchaus nicht notwendig zu sein, daß die Einschlagsspuren dieses Schwarmes um die ganze Erde herumreichen.

Da die Erde längst in die Sphäroidform zurückgesunken war, als der (Tertiär) Mond zu zerfallen begann, braucht man dem längst miteingesunkenen Eispitzrest keine besondere Wirkung als Kugelfang oder gar als Punkt besonders starker Anziehung zuzubilligen.  Ragte er selbst 10 000 m hoch auf - was bedeutet das gegenüber einem lichten Ringabstande von 1½ - 1 Erdradien und sein bißchen Sonderanziehung kommt gegen Trümmerstücke aus Erz oder Metall von mehreren 100 km Dicke gar nicht merklich in Betracht.

Hinzpeter sieht im Bismarck-Archipel die Einschußspur eines mächtigen Mondkernstückes und betrachtet auch die Almiranten, Komoren, Seychellen, Maskarenen als Spuren eines Trümmerschwarmes.  Ich stimme ihm zu.  Auch glaube ich, daß die Banda-See in den Molukken die Spur eines doppelten Einschusses bedeutet.


(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 118, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)


Wenn ich als Ballistiker im Maskarenenbogen nun die Einschußspuren des Hauptschwarmes und im Bismarck-Archipel und der Banda-See die oberen Gabeläste der Weitgänger sehe, so fehlt mir allerdings mindestens ein Kurzgänger, den ich in dem Bogen der großen Antillen vermute (Abbildung 11).  Nicht im Zusammenhange mit diesen Einschüssen sehe ich den Inselbogen von der Südspitze Patagoniens über die St. Georgia-, Travers-, Süd- Orkneys-, Elephant-, Süd-Schottland-Inseln bis zur Nordspitze von Grahamland mit sehr mißtrauischen Augen an.  Meine geologischen Kenntnisse reichen aber nicht aus, um auf Grund der hier gestörten Formationen die Nummer des (Vorgänger) Mondes festzustellen, der diese Einschußspur hinterlassen haben mag.



(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 119, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)
Abbildung 11


Der Einschuß des Mondkerns steigert, wie schon gesagt, die Anziehungskraft der Erde, die den Rest des Ringes um so rascher zum Nachfolgen zwingen kann.  Danach geht sie wieder in die Kugelform zurück, nur noch durch den Umschwung ausgebaucht, die Gürtelflut läuft auseinander, die Luftlinse nimmt die Kugelform auch wieder an, die Eiskappen der Pole schmelzen ab. 
Exzentrisch und nicht gleichmäßig um den Gleicherumfang herumgefallene Mondmassen werden auch noch zu Krustenwanderungen und Verschieb- ungen der Kruste über die Pole hinweg führen.  Danach tritt die glückliche Ruhe des mondlosen Zeitalters für Flora und Fauna ein, wenn nicht die Wassermassen des jetzigen Mondes die Erde ringsum als tiefes Meer bedecken.

Darum lohnt wohl eine Untersuchung, wie hoch die einzelnen Stoffschichten des Mondes die Erde bedecken mögen.  Angenommen wird eine Eisschale von 280 km Dicke, eine Gesteinsschale von 660 km, ein Metallkern von 800 km Halbmesser.  Die zu Wasser werdende Eisschale des Mondes würde die Erde 17,7 km hoch bedecken; sie reichert erst die Gürtelflut an und zerfließt dann mit dieser.
Die Gesteinsschale würde weitere 22,7 km Aufschüttung, verteilt über die ganze Erde, hinzubringen.  Zunächst fällt sie aber in Gürtelform um die Gleicherzone herum.  Nehmen wir an in nebenstehender Anordnung:


(Bildquelle: "Zeitschrift für Welteislehre", Nr. 4, S. 120, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)


Dieser Wulst müßte 79,52 km Dicke haben.  Nun stürzt er in die Gürtelflut, die stark für seine Ausbreitung sorgen würde; andernfalls müßte er 61,8 km über das Meer hervorragen.  Das ist nicht gut denkbar; er würde vielmehr die Erdhaut niederdrücken, um so die Gleichgewichtsgestalt der Erde hergestellt zu sehen.  Magmaverlagerungen, Krustenverschiebungen werden unvermeidlich sein; ein Gesteinstrümmerring wird ferner vor, der andere nach dem Einsturz des Mondkerns niederbrechen.
Durch den Einschuß des Mondkernes gewinnt die Erde noch weiteren Zuwachs, der die Gesamtbedeckung auf 42,8 rund 43 km Dicke, auf die ganze Erdoberfläche verteilt, bringen muß.  Daß dieser Zuwachs wegen Durchschusses durch die Gesteinshaut von innen heraus anspannend wirkt, ist schon ausgeführt.  So ergibt sich, daß der endliche Niedersturz des Jetztmondes alle die Spuren seiner Vor-, Haupt- und Nachstationärzeit usw. hoch zudecken wird.

Was lehrt uns nun die Tatsache, daß wir die Spuren der Wirksamkeit zahlreicher, früherer Monde auf der Erde noch zu erkennen vermögen?
Das, daß die früheren Monde der Erde nur wenig Wasserzuwachs und ganz wenig Schuttzuwachs eingebracht haben, der von der Gürtelflut weithin und dünn ausgebreitet sein muß.
Sie müssen also der jetzigen Erde sehr ähnlich gewesen sein, aus "Sonnenweite 1" stammen.
Das gibt dem Ausspruche des berühmten Geographen Ratzel (Die Erde und das Leben, 1901, I Seite 91, worin er Hypothesen von der Entstehung der Erde aus zusammengestürzten kleinen Weltkörpern bespricht), eine merkwürdige Bestätigung.  Das läßt ferner erkennen, wie es gekommen ist, daß die Erde, nur um geringe Dezimalstellen vom Merkur übertroffen, fast der dichteste Körper des ganzen Sonnensystems ist, es lehrt aber auch, daß der ganz anders geartete Mond gar nicht in unsere Gegend gehört, und daß Hörbiger und Voigt recht haben, wenn sie behaupten, er sei, vom Mars aus der Asteroidengegend herausgefischt, der Erde in die Quere geworfen worden.  Die schiefe Lage der Mondbahn zur Ekliptik, 5°, läßt den gleichen Schluß zu. 

Indessen - Fremdling oder nicht, zerrissen wird er doch, und wie er seinerseits erst Runen in das Gesicht der Erde schneiden und sie dann zudecken wird, haben wir ausgerechnet.  Gut, daß wir die Bestätigung nicht mehr erleben werden.


Generalmajor a. D. Haenichen



(Quelle: Monatsheft "Zeitschrift für Welteislehre", Heft 4, S. 97-120, Jahrg. 1934, Verlag Luken & Luken, Berlin)