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Entschlüsselung der Mythen durch die Welteislehre (II)


Mythen um die Sintflut

Wir konnte im vorigen Abschnitt, wegen der Überfülle von Vorsintflutmythen, nur eine kleine Auswahl derselben darbieten.  In noch höherem Maße gilt dies für die Sintflut-Mythen selbst.  Professor Riem allein berichtet über 827 Sintflut-Sagen, welche über die ganze Erde verstreut aufgefunden wurden und von mehr als 250 verschiedenen Völkern oder Stämmen herrühren.  Sie erhärten in schlagender Weise das von Hanns Hörbiger stets behauptete Allumfassen der Sintflut als einer kosmischen Katastrophe, die über alle Gebiete der Erde hinwegging.

Merkwürdigerweise stemmen sich viele Fachwissenschaftler immer noch gegen diese klaren und augenscheinlichen Erkenntnisse Hörbigers.  Nach ihren Theorien war die Sintflut nur ein örtlich begrenztes Ereignis. So soll zum Beispiel nach Professor E. Suess ein Erdbeben im Persischen Golf, begleitet von einem Zyklon, die Wasser landeinwärts über die Mündungsgebiete des Euphrat getrieben und solcherart eine verheerende Überflutung der mesopotamischen Niederungen herbeigeführt haben.  Andere Fachgelehrte wieder meinen, ein mongolisches Meer habe das innerasiatische Becken erfüllt, und gewaltige Erdbeben sollen dann dessen Abfluß bewirkt haben, usw., usw.
Aber selbst unter der Annahme, daß diese rein lokalen Ereignisse wirklich stattgefunden haben, übersehen alle derartige Hypothesen das offenkundige Allumfassen der Sintflut-Berichte.  Der Grund dafür mag wohl darin liegen, daß viele der heutigen Fachgeologen immer noch nicht an die von Hörbiger nachgewiesenen Katastrophenzeiten der Erdgeschichte glauben wollen und daher auch keine Möglichkeit haben, die Entstehung einer über die ganze Erde dahingegangenen Sintflut zu erklären.

Umso erfreulicher ist es, daß in neuerer Zeit auch Fachgelehrte von Ruf die Nachweise Hörbigers über die Sintflut und ihre Entstehung ausdrücklich bestätigen.  So schreibt Univ.-Professor der Geologie und Paläontologie E. Dacqué, München:
"Es läßt sich der Wahrscheinlichkeitsbeweis führen, daß sich zweimal um eine bestimmte Zeitwende der Erdgeschichte das Meerwasser beträchtlich vermehrt haben muß, was auf eine rasche kosmische Wasserzufuhr, also vielleicht auf den Einfang eines Eiskörpers oder eines Eistrabanten hindeuten würde.  Und eben diese Frage des Eiszuflusses aus dem Weltenraum in unser Planetensystem herein, und damit die Vermehrung des Wassers auf den einzelnen Planeten, bedeutet einen sehr wesentlichen Teil des Inhalts der Welteislehre."
Und Univ.-Professor Dr. Neckel, Berlin, sprach 1932 über "Germanische Religion".  Er berührte dabei auch die germanische "Götterdämmerung" und sprach die Vermutung aus, daß es sich hier um eine kosmische Katastrophe handle, auf deren Ursache immerhin die Hypothese vom Mondniederbruch auf die Erde Licht zu werfen scheine, wie einen solchen Hörbiger behauptet.  Diese von Professor Neckel vermutete Katastrophe war eben die entsetzliche, fast alles Leben auf der Erde vernichtende Sintflut, deren wahre Veranlassung Hörbiger in klarer und einwandfreier Weise darstellen konnte.

Als der Tertiärmond endlich vollständig zerfallen, also, wie die Edda sagte, "Ymir getötet" war, begann die Gürtelflut, ihres Zwingherrn ledig, brausend und tobend über alles hinwegzustürmen.  Berge und Täler versanken unter den riesenhaften Wassermassen der Sintflut, nur die höchsten Erhebungen blieben frei, um den wenigen Überlebenden als Zufluchtsstätten zu dienen, während die in den vier Lebensasylen hausenden auch weiterhin außer Gefahr blieben.  So erzählt die Edda im "Gylfaginning":
"Die Söhne Burs töteten den Ymir, und es lief aus seinem Körper soviel Blut, daß sie darin das ganze Geschlecht der Reifriesen ertränkten.  Nur einer entkam mit seinen Angehörigen: er begab sich nämlich in ein Boot und rettete sich darin."
Die blutige Flut waren die stark mit Schlamm vermischten abströmenden Wasser der Gürtelflut, in welcher reichlich eisenhaltige Verbindungen aus den Mondkerntrümmern ausgelöst waren, und die daher eine schmutzigbraune, zum Teil auch eine ausgesprochen rote Farbe zeigte.

In anderer Weise, jedoch ebenso naturgetreu, schildert das berühmte sumerische "Gilgamesch-Epos" den eigentlichen Ausbruch der Flut, den losbrechenden rasenden Sturm, Donner und Blitz, die tagelange Finsternis und alle anderen Ereignisse, die das Zerfallen des Tertiärmondes begleiteten:
"Kaum aufleuchtend des Morgens Schein,
Stieg schwarzes Gewölk empor von des Himmels Gründen.
Auftobt Adad.  Nabu stürmten und Scharru.
Es brausen die Boten über Berg und Tal.
Den Schiffspfahl reißt Urarakal heraus,
Daher braust Ninib, angriffswütend.
Es heben die Fackeln die Annunanki.
Aufglüht im Glanze das Land (d.h. durch glühende Mondtrümmer)
Zum Himmel tobt Adad hinauf,
Wandelt in Nacht die Helle.
Zerschmettert liegen die Lande da.
Einen Tag tobt der Orkan,
Wild stürmt er daher, die Wasser bäumt er zum Berge,
Peitscht die Gewässer zur Menschenschlacht.
Der Bruder erblickt den Bruder nicht mehr,
Vom Himmel herab sieht man die Menschen nicht -
Sechs Tage und Nächte
Hinbraust der Wind wie die Sturmflut, hinbraust der Orkan,
Am siebenten Tage erstirbt der Orkan, es senkt sich
Die Sturmflut, der Schlachtsturm - "


Ein anderer, gleich grausiger Bericht stammt aus Hawaii:
"Die erschütterte Erde bebt,
Sturmgewitter bedräuend, steigen auf
Empor in Gebirgen, steigen auf schwellend und brausend,
Steigen auf zum Hauspfeiler Kanikawas.
Es fliegen die Pfeile Kanikatos.
Bezwungen Kanatwa vom Überwinder.
Geboren das Böse, geboren das Schlimme,
Geboren das Rauhe, als Pfeiler das Runde,
Geboren das Wühlen, das Stoßen, der zornige Tröpfelguß.
Aufsteigt es zu den Bergen, wüst schwingend
Erhebt sich das Wasser zu der Höhen Rücken,
Steigt auf stampfend und tobend,
Steigt auf zu dem Hauspfeiler Kanikawas."


Soviel ähnliche Züge die zahlreichen Sintflutsagen untereinander aufweisen, ist es nach den Erkenntnissen Hörbigers nicht weiter verwunderlich, daß gewisse Gruppen dieser Sagen gegenüber anderen ganz bestimmte und charakteristische Unterschiede zeigen.  Die Sintflut muß, trotz ihres allumfassenden Wesens, in den verschiedenen Zonen der Erde auch verschieden zur Auswirkung gekommen sein.  Man ist daher auch imstande, aus der Art der Abfassung der betreffenden Sintflutsage festzustellen, auf welchem Teil der Erde ihre Überlieferer zur Zeit der Großen Flut gelebt haben.
Im folgenden geben wir eine kurze Auswahl aus der Überfülle der Sintflutsagen, und zwar, nach Professor H. S. Bellamy, geordnet in vier Gruppen, um so ihre Hauptunterschiede zu zeigen.

1. Der Niederbruch des Tertiärmondes und die Sintflut wurden von den Bewohnern der tropischen Hochland-Lebensasyle erlebt.  Hauptzüge: Zurückweichen oder Verschwinden des Wassers.
-- In der Offenbarung Johannis ist ein Mythos mit aufbewahrt, welcher sagt: "Es war ein neuer Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren verschwunden.  Und da war auch das Meer nicht mehr da."  Der Feuerregen und der Erzhagel sind in der Offenbarung Johannis öfters erwähnt, die unerhörte Wucht derselben wird durch die Bezeichnung der Größe veranschaulicht, so "von der Größe eines einschießenden Sternes bis zu der eines brennenden Berges".
Die amerikanischen Mandan-Indianer nennen die Sintflut "Mihnirokahasha", das heißt "Sinkendes Wasser".
Die Quiche-Indianer aus dem Maya-Stamm erzählen, daß im Anfang unter der Finsternis des Himmels nichts anderes war als das Meer (selbstverständlich auch das Hochland-Asyl ihrer Vorfahren, was sie nicht eigens erwähnen).  Auf den schöpferischen Ruf ihrer höchsten Gottheit, der "Gefiederten Schlange" (welche in diesem Sintflut-Mythos den sterbenden Tertiärmond bedeutet) tauchten plötzlich die Berge wie Hummern aus den Wassern auf, was bedeutet, daß die Gewässer im Sinken waren.  Schreckliche Regen- und Hagelstürme sowie auch der Fall von brennendem Pech (damit sind die glühenden Erzstücke gemeint) machten das Leben für die Überlebenden schwer. 
Viele Stämme in Mexiko und Peru, auch die Yurukare in Bolivien, haben die Überlieferung von Höhlen als Zufluchtsort vor dem kosmischen Feuerregen bewahrt.  Sie berichten daher meist vom "Großen Feuer" nicht aber von der "Großen Flut", weil diese sich in den tropischen Asylen nur als ein "Sinkendes Wasser" erwies.
Die Yurukare erzählen zum Beispiel:
"Als vor urfernen Zeiten der Dämon Aymasune die Menschen, Tiere und Pflanzen vernichtete, indem er Feuer vom Himmel fallen ließ, hatte ein Mann, der die Katastrophe vorhersah, eine Höhle mit Lebensmitteln versehen und zog sich bei Beginn des Feuerregens in diese zurück.  Um sich zu vergewissern, ob draußen das Feuer immer noch wüte, hielt er ab und zu eine lange Rute aus der Höhlenöffnung hinaus.  Zweimal fand er sie verkohlt, beim dritten Male aber unversehrt.  Dennoch wartete er noch vier Tage, ehe er seine schützende Höhle verließ."
Alexander von Humboldt berichtet in seinem amerikanischen Reisehandbuch über eine in graue Vorzeiten zurückreichende Überlieferung der auf den Hochebenen Boliviens und Perus lebenden Indianern wie folgt:
"Ich kann dieses erste Glied des Bergstocks der Encaramada nicht verlassen, ohne eines Umstandes zu gedenken, den man während unseres Aufenthaltes in den Missionen am Orinoco häufig uns gegenüber erwähnte.  Unter den Eingeborenen dieser Länder hat sich die Sage erhalten, beim Großen Wasser, als ihre Väter das Canoe besteigen mußten, um der allgemeinen Überschwemmung zu entgehen, haben die Wellen des Meeres die Felsen der Encaramada bespült.  Diese Sage kommt nicht nur bei einem einzigen Volke, den Kamanaken vor, sie gehört zu einem Kreise geschichtlicher Überlieferungen, aus denen sich einzelne Vorstellungen bei den Maypurés an den großen Katarakten, bei den Indianern am Rio Crevato und fast bei allen Stämmen am oberen Orinoco finden.  Ein paar Meilen von Encaramada entfernt steht mitten in den Savannen ein Fels, der sogenannte "Tepumereme", der "Bemalte Fels".  Man sieht darauf Tierbilder und symbolische Zeichen, denen ähnlich, wie wir sie auf der Rückfahrt vom Orinoco, nicht weit unterhalb Encaramada, bei der Stadt Caycara gesehen haben.  Zwischen dem Cassiquiare und dem Orinoco, zwischen Encaramada, Capuchino und Caycara sind diese hieroglyphischen Figuren häufig sehr hoch in die Felswände eingehauen, wohin man nur mittels sehr hoher Gerüste gelangen konnte.  Fragt man nun die Eingeborenen, wie es möglich gewesen sei, die Bilder einzuhauen, so erwidern sie lächelnd, als sprächen sie eine Tatsache aus, mit der nur ein Weißer nicht bekannt sein kann: Zur Zeit des Großen Wasser seien ihre Väter so hoch oben im Canoe gefahren."
Wir sehen hier also einen Ausschnitt aus den Lebensgewohnheiten der Urbewohner jener Gegenden, die durch die steigende Gürtelflut immer höher in die Berge getrieben wurden und sich dort vielleicht für Jahrtausende seßhaft gemacht haben.  Dies geht ja schon aus den zahlreichen kunstvollen Felsbildern hervor, denn während einer vorübergehenden Überschwemmung werden jene Urmenschen wohl keine Bildwerke von den Canoes aus gemeißelt haben.
Leider sind uns von den einstigen Bewohnern von Tiahuanaco sowie des Hochlandes um den Titicacasee keinerlei Mythen erhalten, die von einem Sinken der Gewässer berichten.  Die jetzigen Besiedler jenes Gebietes sind offenbar erst später zugewandert.
Die Chinesen haben einen Mythos, welcher besagt, daß der Feuergott den Dämon Kung-Kung, der sich auch "Herr des Wassers" nannte, besiegt habe.  Vermutlich bezieht sich diese Sage auf die zurückweichende Gürtelflut nach dem Zerfall des Tertiärmondes.
Der Hauptmythos von Kaschmir besagt, daß sich ursprünglich alles Land mit Wasser bedeckte und daß ein übler Dämon viel Schrecken unter Menschen, Tieren und Pflanzen anrichtete.  Kashaypa, ein Enkel Brahmas, machte einen Schnitt in den Hügel von Varahamula, worauf das schöne Tal von Kaschmir aus dem Wasser auftauchte.

2. Der Niederbruch des Tertiärmondes und die Sintflut wurden von den Bewohnern der subtropischen Insel-Asyle erlebt.  Hauptzüge: Steigendes Wasser, Bombardement mit kosmischem Trümmermaterial.
-- Die Thompson-River-Indianer glauben, daß die Große Flut nur deshalb gesendet wurde, um das Große Feuer, das auf der Erde wütete, zu löschen.
Der Mythos der Maori von Maui und seiner Großmutter, von dem im vorigen Abschnitt berichtet wurde gehört auch in diese Gruppe.
Auch die Ahams oder Ahoms, ein Stamm der Thai-Rasse, zu welcher auch die Shans von Burma und von Ostchina gehören, haben ähnliche Mythen.

3. Der Niederbruch des Tertiärmondes und die Sintflut wurden von den Bewohnern der nördlichen und südlichen Lebenszonen erlebt.  Hauptzüge: Abwesenheit des Feuerregens, Niedergehen von schrecklichen Regen- und Hagelstürmen, steigendes Wasser, Steigen des unterirdischen Wasserspiegels.
-- Die Tepanecas von Mexiko sagen, daß die Große Flut durch einen unerhört gewaltigen Regen verursacht wurde, der 40 Tage anhielt.
Die Sacs- und Foxes-Indianer sagen, daß der Donnergott alle Wolken der Welt versammelte und einen solchen Regen niedergehen ließ, wie er weder vorher noch nachher erlebt wurde.  Jeder Tropfen war so groß wie ein Wigwam.  Dies erinnert an die Riesenhagelblöcke der Offenbarung Johannis.
In dem Zend-Avesta der Perser finden wir den Mythos vom Stern Tistar, der sich in drei verschiedenen Gestalten (d.i. in drei verschiedenen beobachteten Stadien der Mondauflösung) zeigte: jedesmal regnete es 10 Tage, zusammen als 30 Tage.  Die Regentropfen hatten die Größe eines Mannskopfes und waren zweitweise kochend heiß.
In den heiligen Büchern der Mexikaner lesen wir:
"Im Zeitalter Atonatiuh, dem Zeitalter der Wasser-Sonne, war die Sonne eine halbflüssige Masse.  Sie hatte nämlich alles Wasser der Erde aufgesaugt.  (Dieses Aufsaugen des Wassers war natürlich nur scheinbar.  In Wirklichkeit hatte der näherkommende Trabant das Wasser in die tropischen Breitengrade zusammengezogen.)  Diese enormen Wassermassen stürzten schließlich auf die Erde herunter und verursachten die völlige Vernichtung alles Lebens."  (Die Wasser des Tertiärmondes kamen in unermeßlichen Regenströmen hernieder, und die hoch aufgetürmten Wasser der Gürtelflut strömten bei der Mondauflösung auseinander.)
Eine besondere Art von Sintflutmythen bringen die Große Flut mit dem Überfließen von Brunnen in Verbindung.  Das deutet auf ein Ansteigen des unterirdischen Wasserspiegels in verschiedenen Gegenden zur Zeit unmittelbar vor der Sintflut hin.
So haben die Gros Ventre-Indianer folgenden Mythos:
"Als der Gott Nichant die alte Welt zu säubern und eine neue zu schaffen wünschte, verursachte er nicht nur einen entsetzlichen Regen, der vom Himmel fiel, sondern auch das Austreten von Wassermassen aus allen Schlünden und Rissen der Erde.  Auf diese Weise überschwemmte er die Erde in ihrer ganzen Ausdehnung."
Die Akawais von British Guyana, die Taulipangs, die Arekunas und andere südamerikanische Indianerstämme vom Orinocogebiete haben Mythen, die eng verwandt sind.  Der Große Weltenbaum, oder sonst irgendein Zauberbaum, wurde zufällig oder absichtlich abgeschnitten.  Der Stumpf war indes hohl und mit Wasser gefüllt, das sogleich mit ungeheurer Wucht ausfloß, denn es war mit den unterirdischen Quellen in Verbindung.

4. Der Niederbruch des Tertiärmondes und die Sintflut wurden von den Bewohnern des nördlichen Eiszonengebietes erlebt.  Hauptzug: Eine Flut von "heißem" Wasser dringt in ein Land von Eis.
-- Ein besonderer und bezeichnender Zug vieler Sintflutsagen ist deren ausdrücklicher Hinweis auf die Temperatur des Wassers.  Viele Völker berichten nicht nur von einer Großen Flut, sondern auch vor allem von einer Flut heißen Wassers.  Diese Mythen wurden meist als phantasievolle Ausschmückungen irgendeines zweifelhaften Ereignisses angesehen, sie finden jedoch ihre volle Bestätigung durch die Erkenntnisse Hörbigers.
Die Wasser der Gürtelflut waren außerordentlich lang in den Tropenzonen aufgehäuft.  Schließlich hatten sie zahllose glühendheiße Trümmer des zerfallenen Tertiärmondes aufgenommen und gelöscht.  Diese Wasser waren also tatsächlich warm.  Aber Temperatur ist eine sehr relative Sache: Lauwarmes Wasser von etwa 15 Grad Celsius würde eiskalt erscheinen, wenn es unter indischer Sonne getrunken würde; ein Eskimo hingegen könnte im Winter dieses selbe Wasser nicht trinken, weil es ihm zu "heiß" wäre.  Wir aber in den gemäßigten Zonen würden uns entschuldigen, da wir lauwarmes Wasser nicht lieben.  Wir haben bisher in den Gruppen 1. bis 3. jene Völker behandelt, welche in den tropischen oder in den subtropischen Gebieten wohnten, sowie auch jene in den nördlich oder südlich davon gelegenen Zonen.  Die an den Ufern der Gürtelflut hausenden Völker waren mit der Temperatur des Wassers nur zu gut vertraut, um einen bemerkenswerten Unterschied darin zu finden, als die Große Flut kam.  Auch die in höheren Breitengraden wohnenden Inlandvölker hatten sicher von der Wassertemperatur Kenntnis, da seichte Buchten der Gürtelflut damals weit ins Land hineingriffen.  Aber die Menschen, die in den Eisregionen wohnten, im täglichen Kampf mit der grimmigen Kälte, wurden in größtes Erstaunen gesetzt, als plötzlich "heißes" Wasser dahergeströmt kam.  Dieses Ereignis war für sie ebenso denkwürdig wie die Flut selbst und wurde daher in schlichter, aber eindringlicher Weise weiter überliefert.
Die Makah-Indianer von Cap Flattery in Washington, dann die Quilete- und Chimakum-Indianer erzählen, daß die Wasser der Großen Flut in alter Zeit sehr warm waren.  Damals kam eine gewaltige Strömung nach Norden.
Die Wogulen in Finnland haben eine Anzahl bezeichnender Sintflutmythen.  Eine derselben berichtet von einem großen Feuer, das sieben Jahre lang auf der Welt wütete.  Ihm folgte eine große Flut von heißem Wasser.  In einem anderen Mythos heißt es, daß alle jene, die sich nicht in ihren Booten retten konnten, im heißen Wasser der Großen Flut ertrinken mußten.  Wieder andere ihrer Mythen erzählen von den "feurigen Wassern", die so heiß waren, daß selbst die Flöße in Brand gerieten und nur mit Fischtran gelöscht werden konnten..
Viele Völker und Stämme, die noch die Überlieferungen ihrer Ahnen bewahrt haben, leben heute in weit südlicheren Gebieten als ihre Vorväter.  So haben wir eine Anzahl von Mythen, die von Indianern aus dem warmen Kalifornien erzählt werden.  Die Salinans, zum Beispiel, beschreiben eine Flut von kochend heißem Wasser, welche die ganze Erde bedeckte.  Die Cato-Indianer wiederum sprechen von einem heißen Regen.
Die Ipurinas von Nordwest-Brasilien sagen, daß vor langen Zeiten die Erde durch eine Flut von heißem Wasser überschwemmt wurde.  Die Sonne wurde nämlich als ein Kessel von heißem Wasser angesehen, der gelegentlich einmal umkippte.  Die Sonne steht in diesen Mythen für den Tertiärmond, das Umkippen für die Auflösung der Gürtelflut.  Die dem Wasser zugeschriebene Temperatur weist darauf hin, daß die Ahnen der Ipuarinas zur Zeit der Sintflut in den nördlichen Eiszonen gelebt haben müssen.
Es ist überflüssig darauf hinzuweisen, daß von den südlichen Eisgebieten keinerlei Sintflutsagen überliefert sind, weil dort kein Lebensraum für Menschen war.


Fast alle Sintflutsagen haben etwas überraschend Gemeinsames, gleichviel ob sie von Sumerern, Germanen, Persern, Finnen, Indern, Chinesen, Polynesiern, Mexikanern, Peruanern usw. stammen: Überall heißt es, daß das sündhafte und gottlose Menschengeschlecht, das damals lebte, schuld an der Sintflut war.  Auf den ersten Blick hat es den Anschein, als ob dies ein überall geübter Trick der Priester wäre, um durch die Furcht vor einer neuerlichen Katastrophe die widerspenstigen Mitglieder ihrer Herde besser zügeln zu können.  Bei näherem Betrachten kommt man indes zur Überzeugung, daß dieser gemeinsame Zug der Mythen offenbar auch der Ausdruck einer gleichen Beobachtung ist, nur sind die beobachteten Tatsachen später bei den Überlieferungen in religiösem Sinne bearbeitet worden.
Im Zeitalter unmittelbar vor dem Mondniederbruch und auch noch während der Mondauflösung war eben ein Kampf aller gegen alle ausgebrochen.  Jeder kämpfte um das nackte Leben.  So heißt es in der eddischen Völuspa:
"Es befehden sich Brüder und fällen einander,
Die Bande des Blutes brechen Schwestersöhne.
Arg ist's in der Welt, viel Unzucht gibt es -
Beilzeit, Schwertzeit, es bersten die Schilde,
Windzeit, Wolfszeit, eh die Welt versinkt -
Nicht einer der Menschen wird den anderen schonen."

Die ungeheure Notzeit war es, welche die Menschen rücksichtslos um ihr Dasein zu ringen und zu kämpfen zwang: Es war dies ja gleichzeitig sozusagen eine Maßnahme der Natur, um die Stärksten und Tüchtigsten, auszuscheiden, die durch das Überleben der Schrecknisse der Sintflut des Lebens in dem nachfolgenden "Goldenen Zeitalter" teilhaftig wurden.  Das Katastrophen-Zeitalter des Mond-Niederbruches, das in der Sintflut gipfelte, verursachte also die angebliche "Sündhaftigkeit" der damaligen Menschheit, nicht aber war diese, entsprechend der theologischen Lehrmeinung, die Ursache der Sintflut!

Aus dem in den Gruppen 1. bis 4. gegebenen kurzen Überblick über die Sintflutsagen geht zur Genüge hervor, daß die verschiedene Fassung wohl begründet ist: Wäre der Inhalt aller Sintflutsagen mehr oder weniger gleichlautend, so müßte dieser Umstand berechtigten Zweifel und Verdacht auslösen; ihre grundsätzliche Verschiedenheit erhärtet, im Sinne der Erkenntnisse Hörbigers, in jeder Weise ihre historische Wahrheit.

Weiterführender Abschnitt: Mythen über die mondlose Zeit und über den Einfang der "Luna"


(Auszugsquelle: Buch "Eingriffe aus dem Kosmos" von R. E. von Vestenbrugg, Hermann Bauer Verlag KG - Freiburg i. B., 3. Auflage 1977)