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Weltbekannte und anerkannte Mondforscher Philipp Fauth



In die neunziger Jahre am Ende des 19. Jahrhunderts fällt das Bekanntwerden Hanns Hörbigers mit Philipp Fauth.
Hanns Hörbiger schreibt u.a. hierüber: "Nebst dem gegenwärtig besten Kenner des Mondes bedurfte ich des nachsichtigen Beichtvaters, treuen Freundes und guten Menschen, bei dem ich mich als erschütterter 'Seher' brieflich aussprechen konnte, ohne erst jedes Wort auf die Waagschale legen oder vorsichtige Irrtumsvorbehalte machen zu müssen.  Und diesen begeisterten Sternfreund fand ich 1898 in Landstuhl, also fern von Budapest.  Fauth, der sein väterliches Erbgut zur Schaffung einer eigenen Mond- und Planetenwarte verwendet hatte, schien mir geradezu durch die Vorsehung zum ersten 'Mitseher' bestimmt, der nichts von dem entmutigenden Gelehrtenstolz besaß, den ich mit wenigen Ausnahmen auf den Staatssternwarten und sonstigen Forschungsinstituten bis dahin und auch seither angetroffen hatte.  Es schien mir auch ermutigend, daß Fauth nicht im Spezialfach aufging, sondern weitgehendsten Interessen huldigte."

Philipp Fauth, am 19. März 1867 in Bad Dürkheim in der Pfalz geboren, zeigte schon früh eine besondere Neigung zur Beobachtung des Sternhimmels, widmet sich bereits in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts optischen Experimenten und beginnt 1885 mit einem kleinen Handfernrohr den Himmel zu durchmustern. 
In der Folgezeit mit einem 72-mm-Fernrohr in Kaiserslautern arbeitend, sammelt er die ersten wissenschaftlich wertvollen Beobachtungen.  1890 schlägt er seine erste mit einem Paulyobjektiv von 162 mm Öffnung und 270 cm Brennweite ausgerüstete Sternwarte auf.  Schon 1895 sieht er sich mit Unterstützung der Preußischen Akademie der Wissenschaften in die Lage versetzt, auf dem Kirchberg bei Landstuhl (16 km westlich von Kaiserslautern) einen Sternenturm zu erbauen.  Dort sehen wir ihn lange Jahre hindurch an einem 176-mm-Pauly-Apochromaten von drei Meter Brennweite unzählige erfolgreiche Nächte als Beobachter verbringen.  Daneben stehen ihm aber mehrere größere Objektive, zudem ein Schmidtscher Parabolspiegel von 200 und 260 mm Öffnung zur Verfügung.  Damit ist ihm das seltene Glück zuteil geworden, an zahlreichen, verhältnismäßig mächtigen Fernrohrtypen seine Erfahrungen sammeln zu können, und sich einen hochgeachteten Namen im Rahmen der Fachleute zu schaffen.

Für Philipp Fauth hatte die Monderforschung oberste Priorität.  Welche weiterführenden Projekte er hierfür vorgesehen hatte, führt er in seinem Buch "Mondesschicksal - wie er ward und untergeht" auf: "...In dieser Überzeugung müssen wir erst recht darauf vertrauen, daß gerade der Mond wegen seines engen Zusammengehörens mit der Erde die allerreichste Ernte verspricht, über alle Maßen reicher schon, als sie beim 143- und gelegentlich 300 mal weiter entfernten 'nächsten' Planeten Mars ausfallen kann.  Wenn je gefunden wird, wie 'andere' Welten beschaffen sein mögen, so muß dies zuerst und am ausgiebigsten am Monde versucht worden sein.  Er allein kann Sicheres ausplaudern; man muß nur seine 'Hieroglyphen' entziffern, die Runen seiner Oberfläche lesen können oder lesen lernen.  Im klaren Bewußtsein der hohen Wichtigkeit solcher Mondstudien habe ich schon in der ersten Publikation meiner Sternwarte (1893) Vorarbeiten für eine eigene, freie Mondwarte geliefert, habe in einer zweiten Publikation (1895) eine Mondwarte als Hochwarte auf dem badischen Feldberg als dringend notwendig empfohlen, habe in der Folge Verhandlungen eingeleitet und durch Veröffentlichungen unterstützt, die eine solche in Tsingtau (China) oder in Windhuk (Südwestafrika), also in unseren früheren Kolonien, begründen sollten, und stand im Frühjahr 1914 vor der Frage der Übersiedelung  meines großen Fernrohres von 385 mm lichtem Durchmesser nach Lussinpiccolo südlich von Pola.  Die Weltereignisse haben den letzten Plan, den Privatunternehmung in die Wege geleitet hätte, weil öffentliche Mittel für dergleichen nie vorhanden waren, zum Schaden der Mondforschung vereitelt."

Ein Würdigungsblatt zum sechzigsten Geburtstag Fauths hebt sein außergewöhnlich feinsichtiges, auf die geringsten Helligkeits- und Farbenunterschiede reagierendes Auge hervor, desgleichen seine feine Strichführung des Zeichnens.  Nur so wäre es ihm möglich geworden, "als Planetenbeobachter und Feinkenner unseres Mondes allmählich an die erste Stelle unter den Meistern der Beobachtungstechnik in allen Ländern zu rücken."
Der also berichtende Fachmann dürfte schon recht behalten, sofern er an die über zweitausend von Fauth geschaffenen Jupiterzeichnungen, an die Hunderte von Marsskizzen und die tausendfachen Sonnenbeobachtungen erinnert, die Fauth inzwischen gesammelt hatte.  Seines Lebens Höhenwerk als beobachtender Astronom, aus der zeichnerisch (bis in die feinsten Details) nahezu vollkommen aufgenommenen Mondoberfläche eine Mondkarte in dem noch niemals auch annähernd erreichten Maßstab von
1 : 1 000 000 zu schaffen, harrt noch der Erfüllung.  Das alles konnte der bis vor wenigen Jahren (1927?) noch im Lehramt tätige Mann nur dank eines außergewöhnlichen Fleißes und nie ermattender Schaffensfreude leisten.



(Bildquelle: Ph. Fauth-Archiv)
Philipp Fauth im Jahre 1930



Damit hat man nur den halben Fauth umrissen, denn seine besten Lebensjahre sind ebensowohl dem Werke Hörbigers gewidmet. 
Vielleicht darf sogar die Vermutung ausgesprochen werden, daß die zu Ende 1912 erschiene "Glazialkosmogonie" niemals das Licht der Welt erblickt hätte, vielleicht weit später erst oder noch heute auf sich warten ließe (im Jahr 1930 ausgesprochen), so Fauth nicht den ganzen ungeheuren mit Hörbiger geführten Briefwechsel geistig verarbeitet hätte, aus dem schließlich das Werk entstanden ist.  So darf Fauth zum mindesten das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, die Ideenwelt Hörbigers erstmals weiteren Kreisen vermittelt zu haben.
"Er war," bekennt Hörbiger1918 einmal, "überhaupt mein Lebensretter, mein Erlöser aus den Qualen des Alleinwissens ungeheurer Dinge!
Und niemand hat ein Recht an der Stoffanordnung, an der Formgebung, an der Sprache, an der teilweisen Flüchtigkeit und grellen Unruhe so mancher Zeichnungen, an den miteingeflossenen Seufzern und Jauchzern, an den halbmetaphysischen Aus- und Seitenblicken, an einzelnen Wiederholungen, Anklagen und Vorwürfen usw. allzu voreilige Kritik zu üben, der das Werk in den wichtigsten Abschnitten nicht mindestens dreimal durchgenommen hat.  Noch ist die Geschichte dieses Werkes nicht geschrieben!!"  Auch ich habe in dem Buche "Hörbiger - ein Schicksal" diese Geschichte nicht zu schreiben und könnte sie auf wenigen Bogen auch gar nicht meistern, sondern kann nur in wenigen flüchtig groben Strichen eine Andeutung über eine bewunderungswürdige Leistung geben.  Ich sehe sie alle vor mir liegen, diese Tausende und Abertausende von Briefen, Skizzen, Zeichnungen, Telegramme, Projekten, Plänen, Pausen, Korrekturen, Karten, Modellen, Blaupausen, Literaturnachweisen, Schriftwerken und Verzeichnissen, sehe sie heute ruhen wie ein fast undurchschaubares Konglomerat gehäuften Papiers, wage sie kaum anzurühren und den Geist zu begreifen, der da sagt: Auch hier ist alles in schönster Ordnung, bester Harmonie!  Und nicht mir allein geht es so.

"Da habe ich auch erst," schreibt sinnverwandt Dr. Heinrich Voigt (Mitstreiter für die Welteislehre), "einsehen gelernt, was alles in dem Werke noch nicht gesagt worden ist und auf welchen, zum Teil überraschend logischen Wegen viele der Schlußfolgerungen zustande gekommen sind.  Ins Grenzenlose aber wuchs mein Erstaunen, als ich gelegentlich eines Besuches bei Fauth den Papierstapel sehen konnte, der den Gedankenaustausch Hörbigers und Fauths bei der Ausarbeitung des Buches umfaßte.
In einer Ecke des Zimmers waren die Briefe chronologisch geordnet aufgeschichtet und nahmen im Großquartformat eine Höhe von über zwei Metern ein.  Das alles hatte Hörbiger in seiner freien Zeit mit Fauth geistig verarbeitet, der ebenfalls nur nach Schluß seiner Berufsstunden sich damit beschäftigen konnte."
Die Größe dieser Leistung vermögen aber vielleicht nur diejenigen vollends zu würdigen, die selbst mit Hörbiger nachmals (wie auch Voigt) in engere Fühlung traten.  Dann erlebt man erst so recht die nahezu suggestive Gewalt der sprudelnden Gedankenwelt Hörbigers, der kaum mehr zu entrinnen ist.  Weil er eben ständig etwas Neues zu sagen hat, Perspektiven aufreißt, die einleuchtend sind, oder Probleme blitzartig durchsichtig macht, über die manch gelehrter Kopf Jahrzehnte vergeblich brütet!  Gibt es doch schlechterdings überhaupt keinen Hörbigerbrief, der sich in sachlichen Dingen bewegend, nicht irgendwie stille Bewunderung auslöst.

Daß Fauth sich dennoch erst 1901 zum Mondeis bekennt und das wahre Gesicht dieser Entdeckung in seiner ganzen Tragweite mit zu durchschauen beginnt, darf erfreulich festgestellt werden.  Erfreulich deshalb, weil die anfängliche Nüchternheit dieses kühl besonnenen Forschers der beste Maßstab dafür ist, nicht irgendwie voraussetzungslos oder voreilig von Hörbiger "verführt" worden zu sein.  Wurde doch dieser Vorwurf auch Fauth gelegentlich sehr zu Unrecht gemacht.  "Erst als er sah," teilt mir Hörbiger heute mit, "wie nach meinem Neunkirchener Vortrag im dortigen Ingenieurverein die Maschinen-, Berg- und Hütteningenieure in wärmetechnischer Hinsicht am Monde zu fragen und zu diskutieren wußten, dürfte ihm der uferlose Mondeisozean zur endlichen Gewißheit geworden sein."  Noch in der gleichen Nacht  dieses Winters 1901/02 erörtert Fauth die Notwendigkeit einer Veröffentlichung der Welteisperspektiven.

Fauth schreibt in seinem Buch "Mondesschicksal - wie er ward und untergeht" u.a. zur Glacial-Kosmogonie (Welteislehre) folgendes:
"Soviel nun der Leser auch überzeugt worden sein mag, daß der Mond ein ungeheuer wichtiges Kapitel in jeder aus Erfahrung geflossenen Schöpfungslehre seinmuß, sowohl der am Fernrohr zu erforschende Mond mit seiner plastischen Entwicklungsgeschichte, die ihm aufmodelliert ist, als der aus besonderen himmelsmechanischen Gründen an das Erdenbereich gefesselte Trabant, - und so sehr er auch geneigt sein wird zuzugeben, daß seine immerhin weite Entfernung von uns leichter genügend zu überwinden war, als es den Anschein haben wollte, wird er doch nicht unbedingt zugeben, daß es darum gerade der Glazialkosmogonie gelingen müsse, ihn richtig zu deuten.  Dazu sei bemerkt, daß Hanns Hörbiger, der Vater der WEL, schon vor 30 Jahren klar erkannt hat, daß - und warum - Luna der Schlüsselplanet sei für jede Schöpfungslehre und daß er sich damals auf die Suche nach einem Mondkenner begab, der ihm helfen sollte, als Spezialist das zu klären und zu bestätigen, was nur langjährige Erfahrung am Fernrohr sicherstellen kann.  Wenn ich ferner sage, daß ich als Spezialist (seit 1884) keine Einwendungen gegen Hörbigers Erklärungen erheben konnte und heute, nach 40 Jahren Mondbeobachtung, noch viel weniger Anlaß finde, unsere gemeinsamen Anschauungen von der Lebensgeschichte unseres Trabanten zu ändern, so mag auch das ein Zeugnis sein, daß der Buchtitel nicht mehr verspricht, als das Buch zu halten vermag.
Hier ist auch endlich der Ort, zu einer mehrfach laut gewordenen Frage persönlich Stellung zu nehmen  Ich habe seit dem Erscheinen meines jetzt längst vergriffenen Buches 'Hörbigers Glazial-Kosmogonie' (1913) hauptsächlich in Beiträgen zum 'Sirius' und zu den beiden Handbüchern für Fernrohrbeobachter (Kosmoshandbuch 1921 und 'Hevelius' 1922) eine scheinbar so unentschiedene Haltung eingenommen, daß manche Freunde der WEL an mir irre werden wollten und gewisse Gegner derselben daraus den Schluß zogen, ich sei bereits von der neuen Lehre wieder abgerückt.  Daß das nicht der Fall ist, geht einmal hervor aus der Publikation IV meiner Sternwarte vom Jahre 1916 ('25 Jahre Planetenforschung'), und mag zum anderen daraus erklärt werden, daß mir für glazialkosmogonisch gerichtete Beiträge keine einzige Fachzeitschrift geöffnet war und ich auch in den Beiträgen zu den beiden Handbüchern von einer Stellung auf dem Boden der WEL absehen mußte.  Die maßgebenden Stellen mögen das einmal selber verantworten.  Aber wer halbwegs Sachkenntnis in der Mond- und Planetenliteratur besaß, konnte unzweideutig zwischen den Zeilen lesen und kann es heute noch, daß ich trotzdem Ansichten vertrat, die sich nicht an die altüberkommenen Lehren und Meinungen anschlossen, weil sie eben auch Neues zu nennen wußten, das mit den üblichen Lehrmeinungen nicht erklärt werden konnte."

Verstorben ist Philipp Fauth am 4. Januar 1941 in Grünwald bei München



(Bildquelle: WFG-Schriftleitung)
In Grünwald bei München wird bis heute an Fauth gedacht, der hier einst eine Sternwarte betrieb.





H.W. Behm/Ph. Fauth


(Quellenschriftauszug aus dem Buch: "Hörbiger - ein Schicksal" von H.W. Behm, 1930, v.Hase & Koehler Verlag, Leipzig
und aus dem Buch "Mondesschicksal - wie er ward und untergeht" von Ph. Fauth, 1925, R. Voigtländer Verlag, Leipzig)