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Das Hauptwerk "Glazial-Kosmogonie"


Zum 100 jährigen Bestehen der Welteislehre (1913-2013) möchten wir uns mit der Entstehungsgeschichte des  Hauptwerkes "Hörbiger-Fauth Glazial-Kosmogonie", die offizielle Geburtsstunde der Welteislehre, befassen.  (Unter dem folgenden Verweis kann man das Hauptwerk der Welteislehre, als PDF-Datei, herunterladen: Hörbiger-Fauth Glazial-Kosmogonie.)
Niemand ist geeigneter uns die Entwicklungsgeschichte des Buches "Glacial-Kosmogonie" näher zu bringen als der damalige engste Mitstreiter von Hanns Hörbiger, Philipp Fauth, und selbstverständlich Hanns Hörbiger selbst.

die WEL-Privatinstitutsleitung




Dem Freunde zur Ehre - den Freunden zur Lehre

Hanns Hörbiger ist hochbetagt, für Fernstehende dennoch unerwartet, in seinen Frieden eingegangen.  Unter dem frischen Eindrucke eines schmerzlichen Verlustes, der nicht nur von den Nächstbeteiligten schwer empfunden wird, sondern über den Freundes- und Anhängerkreis der Welteislehre hinaus unseren ganzen Kulturkreis angeht, kommen Erinnerungen über mich als seinen ersten Weggenossen, deren Mitteilung früher oder später ja doch notwendig gewesen wäre zum klaren Verständnis der Entwicklung der einzigartig umfassenden und folgerichtigen Weltanschauungslehre der Gegenwart.  Inhalt und Form unseres "Hauptwerkes", Hanns Hörbigers "Glazial-Kosmogonie" (1913 und 1925), forderten längst eine Aufklärung, die uns nur darum weniger dringlich schien, weil uns die Sache wichtiger dünkte als ihre Formung.

Im Jahre 1898 trat, mitten in schwerer Berufsbelastung und in einer lebhaften Zusammenarbeit mit dem Astronomen Leo Brenner, die sich auf erfolgreiche Mond- und Planetenbeobachtungen bezog, der Antrag Hörbigers an mich heran, als Mondkenner seine neue und, wie er gleich ermunternd zugab, umstürzlerische Erklärung der Mondgebirge kennen zu lernen.  Im Hinblick auf die Plutonisten Nasmyth, Neison und Thiersch, die nichts boten, was dem Beobachter genügen konnte, wehrte ich mich mit aller schuldigen Rücksicht: ich wolle am Fernrohr sammeln, fände Genüge daran, bis andere das später kosmologisch deuten könnten, ich wäre hierin nicht ungeduldig, ich hätte wenig Muße, und schließlich sei ich auch kein Analytiker.  Aber ich las mit immer größerem Respekt Dutzende von Quartseiten, die mir Hörbiger teils zu meiner Überredung, teils zur Einführung in die neuen Gedankengänge schrieb.  Offen ward mir kund, welche hohen Stellen schon voll Hohn oder Mitleid abgewinkt und abgelehnt hatten, so verworrene, verkehrte, falsche, ja, irrsinnige Ideen ernst zu nehmen.  Ich las jetzt, lauernd und eifrig solche Schwächen suchend; aber ich fand auch das Überraschende, so ganz Eigenartige sehr klar und logisch und um so interessanter, als es nirgends gegen Vernunft und Gesetzmäßigkeit verstieß.

So war der Vogel doch gefangen worden.  Und da ich mit Antwort und Frage nicht sparte, entwickelte sich ein immer regerer Gedankenaustausch zwischen Budapest und Landstuhl.  Ich lernte die Stellung von Wien und Berlin, von W. M. Meyer, Prof. v. Radinger (in seiner Festrede vom 9. Dezember 1899) kennen, die erste größere Abhandlung Hörbigers "Megvan" (ungarisch, etwa: "Ich hab´s gefunden!") und alles, was sich bis dahin langsam aus dem Gesicht von Vajdahunyad (29. April 1895) entwickelt hatte.  Als Spezialist für Mondfragen hatte ich zunächst manche Vorstellung richtigzustellen; im allgemeinen war ich der Empfangende, der gleichwohl durch Einwand und Frage auch manche Anregung zur Vertiefung der Betrachtungen gab.  Aber ich fand auch Professor Eduard Suess ´s Mahnung berechtigt: Geisteserzeugnisse solcher Art vor ihrer Veröffentlichung zehn Jahre im Schreibtisch liegen, die Ideen erst ausreifen zu lassen.

Im Leonidenjahre 1899, das die auf jenen November gesetzten hohen Erwartungen so schwer enttäuschte, hielt Hörbiger in Wien einen Sternschnuppenvortrag, wie auch Exzellenz v. Neumayer, der Gründer der Deutschen Seewarte, einen solchen bei seinem Pfalz-besuch in Kaiserslautern hielt, freilich hier in anderem Sinne.  Der Einbau seiner patentierten Ringventile führte Hörbiger 1901 ins Saargebiet, wo er die Gelegenheit benützte, seine Gedanken von dem Eise im Weltraum und seinem Widerstreit mit kosmischen Gluten, also von der Quelle aller kosmischen Bewegungen, vor den Ingenieuren des v. Stummschen Werkes darzulegen.  Ich mußte an diesem Vortrage am 15. Oktober teilnehmen, weil Hörbiger sich des uferlosen Themas bewußt war und mich mit der Aufgabe betraute, ihn, wenn er sich gar zu weit von seinem Gedankengang entfernte, wieder auf sein Thema zurückzuführen.  Der schöne Erfolg zeitigte am 18. Oktober eine Aussprache, der ich wieder helfend beiwohnte.  Und so kam es in der Folge auch zu zwei Vorträgen im Ingenieurkasino zu Saarbrücken, die viel Anteilnahme brachten, obwohl Hörbiger in der naiven Annahme, das Paradoxe, das Unglaubliche ziehe am meisten an und schaffe wegen seiner Schlagkraft Überzeugungen, manchmal, wie besonders in der damals nur erst umrissenen Milchstraßenbehandlung, starke Zumutungen an das Mitgehen der Hörer stellte.

Das Beispiel des Meisters, der mich also erst im dritten Jahre lebhaften Briefwechsels und mündlichen Gedankenaustausches ganz zum Welteis und zum Glauben an den vereisten Mond hatte bekehren können, trieb mich an, auf dem nun einmal beschrittenen Wege fortzuschreiten und weiter nach Zustimmung zu suchen.  Im Naturwissenschaftlichen Verein Kaiserslautern gab ich in 2¾stündigem Vortrag an Hand von Hörbigers Blaupausen, die die Saalwände fast bis zur Decke füllten, ein Gesamtbild der "Glazial-kosmogonie" des inzwischen nach Wien verzogenen österreichischen Ingenieurs.  Darauf folgte, nach vierzehn Tagen, eine Aussprache über Einwände und Fragen, die von den geladenen Werkingenieuren, Mittelschullehrern, Chemikern, Physikern und Ärzten vorgebracht worden waren, und die ich in 2½stündiger Darlegung beantwortete.

In jener Zeit (Februar 1902) waren Hörbiger, der damals bei mir wohnte, auf einem morgendlichen Waldausflug bei der Sternwarte im Föhrenwalde ähnliche Erleuchtungen gekommen wie einst in Vajdahunyad am Marosdurchbruch.  Als Folgerungen aus dieser Erleuchtung entströmten ihm jetzt Sturzbäche von Ideen, die neue Briefbände füllten.  Als Hörbiger 1903 die abenteuerliche Reise nach Neapel und Rom machen mußte, schickte ich ihm auf sein Ersuchen hin eine schwere Rolle seiner Blaupausen nach Rom, sie sollten dort in der Vatikanischen und in der Königlichen Sternwarte sein Werben um Verständnis unterstützen.  Sein Schicksal trieb ihn, anzuklopfen, wo er kaum jemals Gehör finden konnte.

Es war zweifellos ein Glück, daß Hörbiger im Jahre 1903 wochenlang in der Einsamkeit eines Bleibergwerkes bei Balia in Kleinasien als Monteur zu arbeiten hatte.  Die Muße dort zeitigte den nahezu 400seitigen "Baliabericht", der mir in dicken Briefpaketen zwei Monate lang Abschnitt um Abschnitt zuging und zu lebhafter Aussprache anregte.  Es schien fast, als sei jetzt die abschließende Erkenntnis nahe.  Doch in seiner augenblicklichen seelischen Verfassung überspannte der Entdecker den Bogen immer weiter: die Fülle des aus den Grundgedanken quellenden Erkennens konnte kaum festgehalten, aber auch die Enttäuschung über das Nirgendwo-Verstandenwerden kaum mehr ertragen werden.  In den Jubel über immer tieferes Schauen tönen häßliche Dissonanzen, mischen sich dumpfe Seufzer des Schmerzes.  Nicht ein um Entdeckerruhm Betrogener klagte ein bitteres Leid, nein, hier schrie und bettelte eine wunde Seele, der verblendeten, irregehenden Mitwelt ein Kulturgeschenk machen zu dürfen, eine Idealgabe, an der sich Millionen geistig erquicken, die Millionen als neues, ungeheures Schöpfungsbild erleben sollten.  Die ganze Tragik des selbstlosen Helfers, dessen Hand niemand fassen mag, des Finders erschütternder Erkenntnisse, zu denen aber fast keiner Vertrauen hat, des Außenseiters, dem gerade von den Berufensten das geringste Opfer versagt bleibt, steigert sich in jener Zeit zu einer ergreifenden Verzweiflung an der eigenen Entwicklung.

Da trat eine Wendung ein.  Mich ergriff immer mehr der Gedanke, der ganzen großen Idee Form und Gestalt zu geben.  Hatten nicht Hörbiger und ich selbst in einer Reihe von Vorträgen den Stoff wenigstens soweit bezwungen, daß sich mit anderen darüber reden ließ? - Also schlug ich vor, sich zunächst einmal über die Gliederung des Stoffes klar zu werden, und ich stellte auf drei Folioseiten Kapitel und Stichwörter zusammen.  Nachdem diese Zusammenstellung in Wien begutachtet worden war, schickte ich nach einiger Zeit eine gleichartige Übersicht von etwa 12. Großseiten nach, deren lange briefliche Besprechung zu meiner endgültigen Gliederung des Stoffes auf 61 Folioseiten führte.  Sie fand mit kleinen Ergänzungen Hörbigers Billigung.  Nun wurde für jeden Hauptteil eine eigene Mappe eingerichtet und in jede außer dem stichwörtlichen Kapitelinhalt (so wie er etwa als Inhaltsverzeichnis im Hauptwerk von 1913 steht) eine wohlgegliederte Aufstellung alles dessen getan, was dazu gehörte.  Dieses Gerippe diente mir dann als Richtschnur für die endgültige Ausarbeitung.

Daß Hörbiger diese Arbeit nicht selbst übernahm, hatte innere und äußere Gründe.  Er steckte so tief in Berufspflichten, in den Anforderungen seines Konstruktionsbüros, daß er froh sein mußte, überhaupt das Verständnis seines Teilhabers W. Rogler für seinen Briefwechsel mit mir - und anderen! - zu finden, der allmählich einen staunenswerten Umfang annahm; ja es schien, als müsse der Fluß der Gedanken während meiner Ausarbeitung der Buchabschnitte zu einem brausenden Strom anschwellen, um nur ja nichts vom Wichtigsten wenigstens zu übersehen. - Hätte man Hörbiger sich selbst überlassen, er hätte jeden Abschnitt, jedes Teilgebiet an der Hand des wissenschaftlichen Schrifttums so ausführlich gestaltet, daß überhaupt an kein Ende zu denken gewesen wäre, erlebte immer in Angst vor einer Unzulänglichkeit, als ob es in dieser Hinsicht ein Werk gäbe, das nicht erweitert und vertieft werden könnte.  Seine Klarheit des Voraussehens der künftigen Entwicklung eines Lehrgebäudes, auch da, wo die Anschauung erst in den folgenden Jahren zur Gewißheit wurde, hinderte den Seher an der Formgebung des eigenen Bildes, die ihn ja auch, in welcher Gestalt immer, niemals befriedigt hätte. 
So muß ich mich denn für die Form der ersten 33 Bogen unseres Hauptwerkes "Hörbiger-Fauth Glazial-Kosmogonie" als verantwortlich bekennen.  Aber es ist wohl wissenswert, wie da gearbeitet werden mußte.

Wie kam es denn überhaupt zum Druck (im Verlag Kayser in Kaiserslautern)?
Ich hatte damals neben meinem Berufe als Lehrer einer Schule, in der gleichzeitig vier Jahrgänge Knaben und Mädchen zu unterrichten waren, auch einmal in der Woche Fortbildungsschüler zu betreuen; ich pflegte außerdem nachts "nur" noch meine sehr gut ausgestattete Sternwarte zu bedienen; der Not der Zeit und der wachsenden Familie gegenüber fühlte ich mich ferner "nur" noch verpflichtet, einige Nebenstunden an der Lateinschule, oft auch Privatunterricht, zu übernehmen; außerdem hatte ich mich "nur" noch als Organist und Chorleiter - oft zweier Chöre - verdungen, ich leitete unser Berufs-Monatskränzchen, ich hielt gelegentlich Vorträge in Volksbildungsverbänden; und was gab es außerdem nicht noch alles, was so dem Lehrer eines Landstädtchens aufgehalst wird.  So hatte ich mich durch Kollegen überreden lassen, dem Wunsche des Verlegers von Heimatliteratur, Herm. Kayser, nachzugeben und eine "Pfälzische Heimatkunde" im Interesse der Schule und der Heimatprovinz zu begründen und als Schriftleiter zu führen.  Ich habe das "pflichtschuldigst", wie es eben einem Lehrer der vorigen Generation kaum anders übrig blieb, getreulich fünf Jahre lang getan, bis sich eine freiere Kraft dafür fand.  Nur wer je eine Zeitschrift geleitet hat, kann nachfühlen, wie schwer eine solche Verpflichtung belastet.  Und wer danach fragt, wie es denn möglich war, das alles mit- und nebeneinander zu leisten, dem kann ich heute, wo die Erinnerung verblaßt ist, nur sagen: Ich war jung, gesund, idealistisch, für den armen Freund Hörbiger zu Opfern bereit, ich brauchte wenig Schlaf, war ein Arbeitstier und - konnte es eben aushalten, ja sogar noch Musik pflegen.  Ferien freilich habe ich nie gekannt, wenn man nicht in anderthalb Tagen im Hunsrück abmarschierte 81 Kilometer als Erholung gelten lassen will.

Das waren die äußeren Umstände, unter denen ich die Abfassung unseres "Hauptwerkes" antrat und durchführte.  Die trefflich und handlich geratene Stoffgliederung und die seit etwa sieben Jahren vollzogene Einfühlung in die neuen Gedanken des zielsicheren Meisters, der in Wort und Skizze unvergleichlich anschaulich zu gestalten imstande war, ließen die Manuskriptbogen mitten im fröhlichen Spiel meiner drei Sprößlinge fast ohne jegliche nachträgliche Verbesserung entstehen.  Sie gingen nach Wien, wurden zurückgegeben, ganz selten mit Zusätzen versehen, gesetzt, zweimal als Korrekturfahnen gelesen und so in stetem Kampfe mit Zeit und Kosten langsam, Bogen um Bogen, in die Wirklichkeit umgesetzt.  Zugleich natürlich die monatlichen bescheideneren Hefte der "Pfälzischen Heimatkunde", diese leider "um Gotteslohn".  Dazwischen habe ich als Mitglied der Pfälzischen Naturforschenden Gesellschaft "Pollichia" mehrere Jahre lang in deren und der Landeswetterwarte (und im eigenen) Interesse dreimal täglich die üblichen Terminablesungen am Baro-, Thermo- und Hygrometer undsoweiter gemacht und den Monatsabschluß eingesandt.  Daß aus WELmeteorologischem Interesse des Selbsterlebens der "Morgenwall"-Auswirkung einmal 16 Monate lang zweistündige (und häufigere) Druckablesungen - auch nachts! - gemacht wurden, sei nur nebenbei erwähnt; wir wollten und mußten uns doch "überzeugen"!

Ob das alles gerade so nötig war?  Wohl nicht!  Aber wie Hörbiger das Opfer seines Berufs am Zeichenbrett war und des selbstgewählten am Schreibtisch, so war ich es in der Schulstube, am Fernrohr und am Schreibtisch.  Wenn es den Wiener Meister zermürbte, daß seine Wirkung nach außen zu lange auf sich warten ließ, so war diese ungeheure Arbeit für mich wieder geradezu Bedürfnis geworden und Erholung zugleich, wenn es auch einmal zu einem kurzen Zusammenbruche der Nerven kam, als mich eine Diphtherie mit Serumbehandlung niederwarf, dafür aber bis zum heutigen Tage von Beschwerden der Sommerhitze für immer befreite.  Das war zugleich eine der Verzögerungen der Herausgabe der Bogen, die in 20 Stück von mir, in 30 von Hörbiger an einen Kreis gebetener Leser verteilt wurden, um ihr Urteil und etwa ausgesprochene Einwendungen noch während des Druckes kennen zu lernen.  Wir haben damit eine Reihe wenig erfreulicher Erfahrungen gesammelt, und das Motto Hörbigers "Du mußt es dreimal sagen!" hat wenig genützt.  Das Voranstellen solcher klassischen Worte vor die Kapitel ist übrigens auf meinen Vorschlag und nach meiner Auswahl geschehen und hat in anderer Hinsicht sehr fühlbar gewirkt.  Verzögerungen also gab es bald auch von seiten der Druckerei, die ja auf ein so gewichtiges Werk nicht eingestellt war, das zudem unter unseren Händen auf den dreifachen Umfang anschwoll.  Der Verlag hatte mir als Herausgeber der "Heimatkunde" mit Rat und Tat zur Seite gestanden und schließlich in den Druck des Werkes nach dem Muster von "Stahl und Eisen" eingewilligt.

Hindernisse gab es dann auch, als ich selbst mit der endgültigen Niederschrift nicht rasch genug nachkam, denn der Briefwechsel schwoll während dieser Schlußarbeiten in fieberhafter Eile zu Bänden an: die Sorge Hörbigers, besonders schlagkräftige Beweise in der ja ohnedies fast lückenlosen Kette von Beweisführungen später kaum mehr nachtragen zu können, ließ ihn, oft mehrmals in der Woche, dicke eingeschriebene Briefpakete senden, die zum Teil zwar nur gelesen, zum Teil aber auch im Meinungsaustausch beantwortet werden sollten.  Es gab Wochen, die aus erschütternder Aufregung über immer neue offene Tore mit Ausblicken in glänzende Erkenntnistiefen gar nicht herauskommen ließen, Wochen, die beim Lesen der endlosen Fortsetzungen in ein Fieber versetzten, das in schlaflosen Nachtstunden den übermüdeten, schweißgebadeten Körper ruhelos umherwarf.  Was wird diese neue, endlose Eröffnung Überwältigendes bringen?  Wie wird sich das, was alle bisherige Anschauung umkehrt, verneint, bloßstellt, in armen Worten, in zusammengedrängten Absätzen, anderen verständlich überzeugend darstellen lassen? - Und die Zeit drängte, die Druckerei wartete, Fortsetzungen folgten auf Fortsetzungen, und die Kosten wuchsen ins Unheimliche.

Und dann kamen Rückschläge anderer, seelischer Art.  1906 zum Beispiel ergab sich als folgerichtige Erkenntnis des Querstellungsbestrebens der Planetenbahnen gegen den Sonnenapex: Die Bahn des Neptunmondes Triton zeigte sozusagen schon die weiteste Annäherung an diesen Zustand; sie steht fast genau quer zu jener Flugrichtung! - Hörbiger telegraphierte das Ergebnis an die Zentralstelle; aber war oder schien das Chinesisch, - die Antwort auf dieses gelungene experimentum crucis steht heute noch aus.  Und Hörbiger, mit seinem wahrhaft kindlichen Gemüt, der von allen Registern gelehrten Innenlebens zwischen Unverstand und Bosheit kaum eines so recht kannte, erlitt einen sehr harten Schlag, fiel in neue Verzagtheit.  Wenn solch eine Erkenntnis am Granit der Verständnislosigkeit zerschellte, wie sollte dann ein Buch wirken, das - leider - schon auf so viele Bogen angewachsen war, viel Geld kosten mußte und um so weniger Leser finden würde, je mehr es kostete.....
Und nochmals ein gewaltsames Aufraffen: Arbeiten und nicht verzagen!  Die Regierung der Pfalz, von wohlwollenden Vorgesetzten meines "engeren Berufes" beraten, erwirkte mir einen fünfmonatigen Urlaub "zur Vollendung des Werkes" - den ich bezahlen mußte!  Ja ich mußte "Gnadengesuche" an das Ministerium richten, damit mir die Urlaubszeit nicht am Dienstalter und bei der einstigen Pensionierung abgezogen würde!  Ich habe es gerne getan, denn ich sah, daß wir genau und haushälterisch regiert wurden; die Gesuche wurden auch genehmigt.  Aber was so in fünf Monaten gesteigerter Arbeit alles aus der Feder Hörbigers kam, das war nicht einkalkuliert.  Der Berg von Briefen wuchs weiter.  Die Gedanken hatten fruchtbare Seitenwege abzuernten, und dann verbreiterte sich das Sehfeld wieder so außerordentlich, daß man an diesen neuen Einblicken gar nicht vorbeigehen konnte: die Räume wuchsen, es dehnte sich das Haus.

Blicke ich heute zurück, so begreife ich kaum, wie es damals möglich war, am Monde, Jupiter und Mars - neben allerlei anderer Umschau am Fixsternhimmel - halbwegs abgerundete Beobachtungsergebnisse herauszuschälen.  Und doch habe ich damals auf Veranlassung des Direktors der Berliner Sternwarte, Professor Wilhelm Foerster, mein erstes Mondbuch verfaßt ("Was wir vom Monde wissen", 1906) und mit dem pädagogischen Methodiker Adolf Mang eine Beigabe zu seinem Quadrantenfernrohr und eine "Kleine Himmelskunde" bearbeitet und sogar die Publikation III meiner Sternwarte ("Jupiter und Mars") herausgebracht.  Natürlich hatte ich mich zum Beispiel durch mehrere Jahre Korrekturlesen eine Routine anerzogen, die mich kaum jemals etwa ein auf dem Kopfe stehendes S übersehen ließ, aber die Arbeit mußte immerhin getan werden und riß als eine Art Leerlauf große Lücken in den geregelten Fortschritt des Werkes.

Und dann kam noch ein schlimmes Ende mit gutem Ausgange.  Hatten sich die "Bogenleser" bemüht mitzukommen?  Waren sie wenigstens, die doch die vielfältige Lehre schön in bequemen Abschnitten vorgesetzt erhielten, in ihr Verständnis eingedrungen?  Wir haben ungute - übrigens alltägliche - Erfahrungen gemacht.  Aber wo wirklich ernst zu nehmende Fragen und Einwände laut wurden, da jammerte der arme Hörbiger über Mangel an Verständnis.  Hatte ich selbst so wenig verständlich geschrieben?  War die Beharrung im Alten so schwer zu überwinden?  Freund Hörbiger hieb den gordischen Knoten dieser Rätsel durch: wir beschlossen er solle zur Vertiefung in schwierigere Teile des auf 33 Bogen Gr. 8° gediehenen Werkes noch einige Bogen selbst beisteuern.  Es wurden noch - fünfzehn Bogen mehr, fast ausschließlich Hörbigers Eigenschrift.  Korrektur habe ich zu seiner Entlastung allein gelesen, auch Inhaltsverzeichnis, Nachwort und Schlußwort nebst Stich- und Literaturverzeichnis habe ich geliefert; so konnten um Weihnachten 1912 die ersten gebundenen Exemplare herauskommen.  Das Kindlein war geboren!  Leider konnte, aus Rücksicht auf die Kosten und aus der Unsicherheit heraus, wie die Gebildeten sich dazu einstellen würden, die Auflage nicht so groß werden, wie es Hörbigers Wunsch entsprochen hätte.  Das Buch war nach einigen Jahren kaum mehr aus zweiter Hand erhältlich; aber wir hatten die Genugtuung, daß es hauptsächlich in technischen Kreisen gelesen und geschätzt wurde, wo man mit Zahlen und Kräften verantwortlicher umgehen lernt als in reiner Wissenschaft.  Wenn hier eine Hypothese sich einmal als verfehlt erweist, ein Lehrgebäude seinen Zusammenbruch erlebt, dann gilt das nicht einmal als blamabel, auch wenn sein Urheber mit "glühenden Gasnebeln", mit überspitztem Dopplereffekt oder ebensolcher Radiumemanation mit "Gaskugeln", mit "negativen Massen" in der Rechnung oder mit Millionen Lichtjahren gearbeitet hat.  Wenn aber dort ein Kessel explodiert oder eine Brücke einstürzt, dann ist der Techniker zuerst und persönlich verantwortlich.  Vielleicht ist er darum vorsichtiger im Voraussetzen und Schließen und geübter im sicheren Blick für Dinge und ihre Beziehungen. - Mancher las das Buch, in mehrere handliche Teile zerlegt, im Schützengraben.  Aber was nützte eine Reihe guter Besprechungen?  Es war verschollen und brauchte nicht einmal von Fachkreisen "abgelehnt" zu werden; Totschweigen war jetzt die wirkungsvollste Maßnahme.....



Hörbiger-Fauth Glazial-Kosmogonie, 2 Auflage aus dem Jahre 1925.
Das Buch umfasst 790 Seiten mit 212 Figuren.



Wir hatten erleichtert aufgeatmet, als das Werk vorlag.  Aber Hörbiger war nie zufrieden damit, er meinte, bloß Stückwerk geboten zu haben.  Ihm schwebte lange ein mehrbändiges Werk über die neuerdings "Welteislehre" getaufte Glazialkosmogonie vor.  Aber wie sollte ein Mann, der durch die bösen Ereignisse nach dem Kriege sein Erspartes verloren hatte, der aufs neue, trotz der tätigen Mitarbeit zweier Söhne, ans Zeichenbrett gebunden blieb und daneben eine Unsumme von Zeit auf einen so ziemlich ergebnislosen Briefwechsel mit wohl- und übelgesinnten Lesern verwendete, Muße finden, eine sehr verbreiterte und vertiefte Neubearbeitung vorzunehmen?  Er mußte froh sein, daß begeisterte Anhänger, allen voran Dr. Heinreich Voigt und Hanns Fischer, sein Werk vielen neuen Freunden mundgerecht machten mit dem Erfolge, daß es heute nicht nur eine WEL-Bücherei, sondern sogar eine WEL-Zeitschrift im 7. Jahrgange gibt.  War Dr. Voigt der unvergleichliche Methodiker in der Darstellung in Text und Atlas, so ist Hanns Fischers energischem Betreiben und Otto Voigtländers Verständnis die Neuausgabe des vergriffenen Hauptwerkes zu verdanken. (Anmerkung der Schriftleitung: Das Hauptwerk war infolge des Krieges scheinbar gänzlich in Vergessenheit geraten, so daß noch ein großer Posten der 1. Auflage beim Verlag ruhte.  Nach dem Erscheinen des Voigtschen Buches: Eis ein Weltenbaustoff, Gemeinfaßliche Einführung in Hörbigers Glazialkosmogonie, 1920, soll in wenigen Monaten der ganze Restbestand des immerhin teuren Buches abgesetzt worden sein.)

Die Kritik hat neben anderem besonders mir einen stark persönlichen Ton des Buches angekreidet.  Wer vorstehende Mitteilungen liest, wird das nicht unverständlich finden und das auch nicht auf Überheblichkeit zurückführen.  Wer nur auf Mißverstehen und Mangel an gutem Willen - von sehr schroffer Abweisung zu schweigen - gestoßen ist, darf auch einmal deutlich reden.  Eine moderne Wissenschaftlichkeit, die selbst ihre Grundlagen so und so oft zu ändern genötigt ist, aber getan hat, als ob sie neue Gedanken gar nicht brauche, eine Wissenschaft, die heute gleichwohl die verschiedensten Vorstellungen der WEL sich - ohne Quellenangabe! - zunutze macht, hätte auch einmal eine "Arbeitshypothese" unvoreingenommen durchprüfen dürfen. (Man strafte beide Autoren aber nicht nur durch Totschweigen, sondern wußte Fauth für seine Unterstützung dieses Kampfes gegen die "Früchte eines tausendjährigen geistigen Ringens der Menschheit" dadurch empfindlich zu treffen, daß die astronomischen Fachschriften jahrelang die Aufnahme seiner sonst sehr geschätzten Beiträge über Mond- und Planetenbeobachtungen verweigerten.  Die Schriftleitung.)  Hat wirklich "der Lebende recht", dann will er das auch im Kreise seiner Kulturgenossen spüren.  Wir waren beide, als das Werk vollendet dalag, keine Jünglinge mehr, und das an sich sehr wahre Wort der Exzellenz von Neumayer: "Ach, zwischen 40 und 60 Jahren arbeitet man am fruchtbarstem" war mir, an dessen Adresse es gerichtet wurde, ein geringer Trost, da ich diese Frist damals noch vor mir hatte. -

Es ist mir, der vor einem Jahre fast dem Freunde im Tode vorangegangen wäre und bei seinem 70. Geburtstage ausgeschaltet war, ein Herzensbedürfnis, dem Dahingegangenen diese Zeilen zum ehrenden Andenken zu widmen.  Wie ich persönlich zu ihm stand?  Meine Darlegung läßt es erraten.  Wer die fünfzehn besten Jahre seines Lebens einer guten Sache opferte und sogar seine beobachterische Tätigkeit an kostbaren Fernrohren wesentlich einschränkte, um einem höheren Ziele Kraft und Zeit zuwenden zu können, braucht keine Erklärungen abzugeben.  Und ich war es wohl auch, der den von überallher mit Anliegen bedrängten Freund am wenigsten mit Wünschen bedrängte.  Man hat sich gewundert, daß Freund Hörbiger mit mir nicht das vertrauliche Du gewechselt habe.  Meine Wertschätzung des Mannes, den ich hoch über alles stelle, was ich selber leisten konnte, hätte mir nie gestattet, das anzunehmen.  Das mag Gefühlssache sein; ich schäme mich meiner Unterordnung nicht.
- Und ich werde, genau so, wie ich seinerzeit dem viel angefeindeten Leo Brenner auf Lussin als Beobachter die Treue gehalten, sie auch dem Verewigten, trotz allen Schwierigkeiten, erst recht halten!

Philipp Fauth, Grünwald bei München


(Quelle: Monatsheft "Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 11/12, S.374-383, Jahrg. 1931, R. Voigtländers Verlag-Leipzig)




Hanns Hörbiger zu seinem Buche "Hörbiger-Fauth Glazial-Kosmogonie"

Nachwort der Schriftleitung des "Schlüssels zum Weltgeschehens":
Erinnerungen bleiben immer lückenhaft.  Die Entstehungsgeschichte der "Glazial-Kosmogonie" aber bedarf letzter Aufhellung, und deshalb sei hier zum Abdruck gebracht, was einst Hanns Hörbiger als Nachwort zu einem großen Welteisaufsatz Max Valiers, des leider viel zu früh Verstorbenen, schrieb, den dieser in der Astronomischen Zeitschrift (Heft 12, 1918) veröffentlichte:
Herr Hauptlehrer Philipp Fauth in Landstuhl hat als Herausgeber der "Glazialkosmogonie" nicht etwa bloß seinen Namen hergegeben, sondern emsig mitgearbeitet und die besten Jahre seines Lebens an das Werk gewendet.  Er war überhaupt mein Lebensretter, mein Erlöser aus den Qualen des Alleinwissens ungeheurer Dinge, nachdem ich vorher schon an die Tore aller mir erreichbaren wissenschaftlichen Institute (Akademien und Staatssternwarten in Wien, Prag, Potsdam, Berlin, Kiel, selbst die Berliner Urania nicht ausgenommen) gepocht und in deren Vorzimmern mit meinem "Schlüssel" (uferlose Ozeannatur von Mond und Mars) und der "Großen Kette" (glazialkosmogonische, lückenlos in sich zurückkehrende Gedankenkette) verschiedene Male nutzlos gerasselt hatte. (Vgl. Offenb. 14, 20 und 20, 1.)
Und niemand hat ein Recht an der Formgebung, an der Sprache, an der teilweisen Flüchtigkeit und grellen Unruhe so mancher Zeichnungen, an den miteingeflossenen Seufzern und Jauchzern, an den halbmetaphysischen Aus- und Seitenblicken, an einzelnen notwendig gewordenen Wiederholungen, Anklagen und Vorwürfen undsoweiter allzu voreilige Kritik zu üben, der das Werk (an Hand eines, besonders warmen Interessenten beigegebenen zeitökonomischen Leseprogrammes) in den wichtigsten Abschnitten nicht mindestens dreimal durchgenommen hat.
Kaum irgendwo ist das bekannte Mephistowort: "Du mußt es dreimal sagen!" also wohl auch "Dreimal lesen!" angebrachter gewesen als in unserem Falle.  Oder auch das andere Goethewort: "Es ließe sich alles trefflich schlichten, könnte man die Sache zweimal verrichten!"

Aber noch ein Umstand sollte seitens unserer geehrten Herren Skeptiker beherzigt werden, falls sie nach solchem dreimaligen Durchstudium unseres Hauptwerkes noch Lust zur Kritik verspüren sollten: Noch ist die "Geschichte" dieses Hauptwerkes nicht geschrieben!  Und das sei ganz besonders den Maschineningenieuren ins Ohr geflüstert, die etwa Max Eyths "Hinter Pflug und Schraubstock" auch schon dreimal gelesen haben sollten.  Ich werde ja in meinen alten Tagen vielleicht nicht mehr dazu kommen, diese "Geschichte" zu schreiben.  Aber falls einmal einer meiner vier Söhne (gesetzt: Mars gibt sie mir zurück) die Lust anwandeln sollte, aus meinem Briefarchiv des letzten Vierteljahrhunderts diese "Geschichte" herauszuheben, dann - wie soll ich´s nur so recht sinnfällig bildlich ausdrücken? - dann "geht das Blut von diesem Kelter des Zornes bis an die Zäume der Pferde durch tausendsechshundert Feld Wegs"!
Doch ich will mich fassen suchen und mag Herrn Valier die erquickende Arbeitsfreude nicht verbittern durch die Erinnerungen aus der schrecklichen Zeit meines bewegten Lebens (1894-1913).  Nur möchte ich bei seinen geehrten Lesern nicht das Gefühl aufkommen lassen, daß auch nur eine der bisher geübten abfälligen Kritiken an unserem Hauptwerke nicht dazu verdammt sein könnte, vor der Nachwelt einmal unsterblich lächerlich zu werden.

Ich gestehe also gern, daß wir das durch sieben Jahre in durchaus gestohlenen Viertelstunden zusammengebrachte Hauptwerk vielleicht sogar mit dem letzten Kapitel des Anhanges beginnen werden, falls ich noch die Kraft und Zeit für eine zweite Auflage erübrigen sollte.
Es genügt vielleicht, zu sagen, daß der erste und zweite Teil des Buches (Vorausgreifende Untersuchungen und kosmologischer Teil) aus einem damals schon zum drittenmal umgearbeiteten Manuskript Fauths stammt, das für den Gesamtstoff auf etwa 20 Bogen, und zwar ohne Zeichnungen, berechnet war, während uns aber der Stoff in den fünf Jahren der Drucklegung derart unter den Händen gewachsen war, daß das fertige Werk rund 50 sechzehnseitige Druckbogen umfaßt.
Es hatte sich nämlich ergeben, daß die Sache ohne Zeichnungen niemand begreiflich gemacht werden kann. (Allerdings haben wir seit dem Erscheinen des Werkes auch noch die Erfahrung gemacht, daß gerade bei dem von uns in erster Linie angestrebten Form selbst auch diese Zeichnungen nur wenig zur Verständniserleichterung beitragen sollten.)
Mit solchen Zeichnungen kam ich aber zufolge meiner andauernden geschäftlichen Gebundenheit schon soweit zu spät, daß der Text nicht erst noch ein viertes Mal umgeschrieben und auf die Figuren gegründet werden konnte, sondern letztere nur nachträglich lose in den Text eingestreut werden mußten.  Das geschah also in den ersten zwei Druckjahren 1906/07.

Zur Fortsetzung des Druckes kam es dann wieder erst 1909.  Denn nach den mit einzelnen Aushängebogenlesern gemachten Erfahrungen mußte das Arbeitsprogramm im dritten (dem meteorologischen) Teil eine wesentliche Erweiterung erfahren.  Zwar konnten auch da die Zeichnungen von Figuren 74 bis 120 im Laufe von zwei Jahren wieder nur in gestohlenen Viertelstunden flüchtig aufgetragen werden.  Aber deren innerer Zusammenhang war doch schon durch ausführlichere Beschriftung erkenntlich geworden.  Und durch Vermittlung einiger schon damals gewonnen gewesener Gönner konnte Herr Hauptlehrer Fauth zur vermeintlichen Vollendung des Werkes von der Königlichen Regierung der Pfalz einen 5monatigen Urlaub erlangen.  Nun erst konnte der Text des meteorologischen Teiles zum fünftenmal umgeschrieben, auf die Zeichnungen gegründet und entsprechend erweitert werden, um im meteorologischen Teil die heute vorliegende Form zu erlangen.

Die auf die Mondauflösung Bezug habenden Detailzeichnungen (Kräftediagramme, Schichtenbildung, geologische Formationen und Hauptformationen undsoweiter) aber wurden auch da erst verspätet nachgeliefert, so daß dann in den Jahren 1910/11 eine sechste Umarbeitung des Textes und dessen Gründung auf die kaum mehr mißzuverstehenden Figuren erfolgen mußte.
Und nur dadurch war es mir vergönnt, hier auch selbst vollendend mitzuarbeiten (Herrn Fauth war der geologische Teil ohne neuerlichen Urlaub über den Kopf gewachsen), daß mich ein schwerer Lungenkatarrh und Gichtanfall im Herbst 1910 auf ärztliche Vorschrift zum Verlassen der Residenzstadt und Aufsuchen eines staubfreien Erholungsheims am Fuße des Semmerings zwang.  Dort wurde dann jenes Kapitel des geologischen Teiles, in dem es sintflutlich und kataklysmatisch einhergeht, ein fünftes Mal erweitert und auf die neueren Zeichnungen gegründet. - So hatte es sich denn von selbst ergeben, daß der erstgedruckte kosmologische Teil aus dem Jahre 1907, insbesondere in seinen sonnenphysikalischen und die Milchstraße betreffenden Abschnitten, gegenüber den meteorologischen und geologischen Teilen viel zu kurz gekommen schien.

Es ergab sich also 1911/12 noch die Notwendigkeit eines die Sonne und Milchstraße betreffenden ergänzenden Anhangs, darin erst jene Beweismöglichkeiten angedeutet wurden, die der wärmere Leser im kosmologischen (zweiten) Teil vermissen muß.
Wir sind demnach jetzt dahin gelangt, den Leser auf Grund eines besonderen zeitökonomischen Leseprogrammes zuerst auf diesen Anhang (vielmehr eine Art von Nacheinführung) zu verweisen, bevor er dann das Studium von vorn beginnen kann, ohne dort die wichtigsten Detailbeweise vermissen zu müssen.

Der erste, vom Buchbinder noch nasse Band fand mich um Neujahr 1913 derart fest zu Bett, daß ich auch nur den geringsten Erfolg des Buches nicht mehr zu erleben hoffte.
Dies also ein kurzer Abriß der Geschichte des Buches ohne jedwede Seitenblicke auf die sonstige, uns beide stets in anhänglicher Treue begleitende Tyrannei aller materiellen und moralischen Nebenumstände.

Hanns Hörbiger


(Quelle: Monatsheft "Schlüssel zum Weltgeschehen", aus dem Aufsatz von Philipp Fauth "Erinnerungen an Hanns Hörbiger, Heft 2, S.57-59, Jahrg. 1932,
R. Voigtländers Verlag-Leipzig)