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Die wahre Liebe, was ist das? Teil 1


Die wahre Liebe, was ist das?  Haben sich das nicht wohl schon viele gefragt?
Es heißt: Die Liebe, die Liebe ist eine Himmelsmacht.
Ist sie dies?  Ja, denn mit wahrer, geradezu göttlicher Liebe, kann man alles verändern. 
Was ist nun aber in der heutigen Gesellschaft überhaupt noch Liebe?
Ist Liebe etwa nur noch der Akt?  Ist dies Liebe?
Was ist mit Romantik, Leidenschaft, Gefühl, Sehnsucht, usw?  Wir wollen nun in den folgenden zwei Teilen, der Liebe auf die Spur kommen und herausfinden, was wahre Liebe ist.   
In unserer Zeit, wird es wieder Zeit, die wahre Liebe zu leben, also Liebe leben!

die WFG-Schriftleitung




(Quelle: Auszug aus dem Buch "Das spirituelle Lesebuch" von M. u. R.Dahlke)

Liebe

Das Verlangen in den persönlichen Beziehungen sicher zu sein, erzeugt unvermeidlich Leid und Furcht.  Dieses Suchen nach Sicherheit fordert die Unsicherheit heraus.  Haben Sie in irgendeiner Ihrer Beziehungen jemals Sicherheit gefunden?  Haben Sie das?
Wenn wir lieben und geliebt werden, wünschen sich die meisten von uns Sicherheit in dieser Liebe.  Aber ist das Liebe, wenn jeder seine eigene Sicherheit, seinen eigenen Weg sucht?
Wir werden nicht geliebt, weil wir nicht zu lieben wissen.
Was ist Liebe?  Das Wort ist so belastet und verfälscht, daß ich es ungern gebrauche.  Jedermann spricht von Liebe - jedes Magazin, jede Zeitung und jeder Missionar spricht unaufhörlich von Liebe.  Ich liebe mein Heimatland, ich liebe meinen König, ich liebe irgendwelche Bücher, ich liebe diesen Berg, ich liebe das Vergnügen, ich liebe meine Frau, ich liebe Gott.  Ist Liebe eine Idee?  Wenn sie es ist, dann kann sie kultiviert, gehegt und gepflegt, herumgestoßen und verunstaltet werden, ganz nach Ihrem Belieben.  Wenn Sie sagen, Sie lieben Gott, was bedeutet das?  Es bedeutet, daß Sie die Projektion Ihrer eigenen Vorstellungen lieben, eine Projektion Ihrer selbst, die in konventionelle Formen gekleidet dem entspricht, was Sie für edel und heilig halten.  Darum ist es absoluter Unsinn zu sagen: "Ich liebe Gott."  Wenn Sie Gott anbeten, beten Sie sich selbst an - und das ist keine Liebe.

Da wir uns über diese menschliche Regung, die wir Liebe nennen, nicht klar werden können, flüchten wir in abstrakte Begriffe.  Liebe mag die endgültige Lösung aller menschlichen Schwierigkeiten, Probleme und Qualen sein - wie werden wir also herausfinden, was Liebe ist?  Durch bloßes Definieren?  Die Kirche hat die Liebe auf ihre Art definiert, die Gesellschaft auf eine andere, und es gibt Abweichungen und Entstellungen jeder Art.  
Jemanden verehren, mit jemanden schlafen, Gefühlsaustausch, Kameradschaft - ist es das, was wir unter Liebe verstehen?  Das ist zur Norm, zur Schablone geworden und ist so überaus persönlich, sinnenhaft und begrenzt, daß die Religionen erklärt haben, daß wirkliche Liebe weit darüber hinaus geht.  In der menschlichen Liebe sehen sie Sinneslust, Wettstreit, Eifersucht, den Wunsch zu besitzen, festzuhalten, zu herrschen, sich in das Denken anderer einzumischen, und da sie um die Komplexität dieser Dinge wissen, sagen sie, daß es eine andere Art der Liebe geben muß, eine göttliche, schöne, unversehrte, unverdorbene.
Überall in der Welt haben die sogenannten Heiligen behauptet, daß es unheilvoll sei, eine Frau anzusehen; sie sagen, daß man Gott nicht näher kommen könne, wenn man der Sexualität fröne.  Daher stoßen sie sie beiseite, obgleich sie sich danach verzehren.  Indem sie aber die Sexualität verneinen, ist es gerade so, als ob sie sich die Augen ausstächen und die Zunge ausrissen; denn sie verneinen die ganze Schönheit der Erde.  Sie haben Herz und Geist verkümmern lassen, sie sind ausgetrocknete menschliche Wesen, sie haben die Schönheit verbannt, weil die Schönheit mit dem Weiblichen verbunden ist. 

Kann Liebe in eine heilige und eine profane, in menschliche und göttliche eingeteilt werden, oder gibt es nur Liebe?  Gehört Liebe dem einen und nicht den vielen?  Wenn ich sage:"Ich liebe dich", schließt das die Liebe zu den anderen aus?  Ist die Liebe persönlich oder unpersönlich, moralisch oder unmoralisch?  Kann es Liebe nur im Rahmen des Familienkreises geben oder auch außerhalb?  Wenn Sie die Menschheit lieben, können Sie dann den einzelnen lieben?  Ist Liebe Sentimentalität?  Ist Liebe Gefühlsregung?  Ist Liebe Lust und Verlangen?  Alle diese Fragen zeigen doch wohl, daß wir über die Liebe bestimmte Vorstellungen haben, was sie sein sollte oder nicht sein sollte, ein Modell oder einen Kodex, entwickelt durch die Kultur, in der wir leben.
Um nun in die Frage einzudringen, was Liebe ist, müssen wir sie zunächst vor der jahrhundertealten Kruste befreien und alle Ideale und Ideologien darüber, was sie sein sollte oder nicht sein sollte, beiseite tun.  Etwas aufzuteilen in das, was sein sollte und in das, was ist, ist der trügerischste Weg, sich mit dem Leben zu befassen. 
Wie kann ich nun herausfinden, was diese Flamme ist, die wir Liebe nennen - nicht wie sie einem anderen zu erklären ist, sondern was sie an sich bedeutet?  Ich werde zunächst ausscheiden, was die Kirche, was die Gesellschaft, was meine Eltern und Freunde, was jeder einzelne und jedes Buch darüber gesagt haben, weil ich selbst herausfinden möchte, was sie ist.  Hier liegt ein gewaltiges Problem, das die ganze Menschheit umfaßt.  Es hat tausend Arten gegeben, sie zu definieren, und ich bin selbst in irgendeine dieser Schablonen eingefangen, je nachdem, was mir im Augenblick gefällt oder woran ich mich erfreue.  Sollte ich mich daher nicht, um die Liebe zu verstehen, zuerst von meinen eigenen Neigungen und Vorurteilen befreien?  Ich bin verwirrt, durch meine eigenen Wünsche zersplittert; darum sage ich mir, beseitige zunächst deine eigene Verwirrung.  Vielleicht gelingt es dir, die Liebe durch das zu finden, was sie nicht ist.
Die Regierung sagt:"Gehe hin und töte aus Liebe zu deinem Vaterland."  Ist das Liebe?
Die Religion sagt:"Gib die Sexualität aus Liebe zu Gott auf."  Ist das Liebe?
Ist Liebe Begehren?  Sagen Sie nicht nein.  Für die meisten von uns ist es so - das Begehren nach Sinnenlust, der Genuß, der durch die Sinne, durch sexuelle Bindung und Erfüllung erlangt wird.  Ich bin nicht gegen Sexualität, sehe aber, was sie in sich birgt.  Was Sexualität Ihnen vorübergehend schenkt, ist die völlige Preisgabe Ihrer selbst, dann aber fallen Sie zurück in Ihre Unruhe und wünschen eine ständige Wiederholung jenes Zustandes, in dem es keinen Kummer, kein Problem, kein Selbst gibt.  Sie sagen, daß Sie Ihre Frau lieben.  In dieser Liebe ist sexuelle Lust enthalten, das angenehme Gefühl, jemanden im Haus zu haben, der nach Ihren Kindern sieht, der kocht.  Sie sind von ihr abhängig; sie hat Ihnen ihren Körper gegeben, ihre Gefühle, hat Sie angespornt und Ihnen ein gewisses Gefühl der Sicherheit und des Wohlseins vermittelt.
Dann wendet sie sich von Ihnen ab; sie langweilt sich oder geht mit einem anderen davon.  Damit ist es um Ihre Gemütsruhe geschehen, und diese Störung, die Sie nicht mögen, wird Eifersucht genannt.  Darin liegt Leid, Angst, Haß und Gewalttätigkeit.  In Wirklichkeit meinen Sie:"Solange du mir gehörst, liebe ich dich, aber in dem Augenblick, da du mir nicht mehr gehörst, beginne ich dich zu hassen.  Solange ich mich darauf verlassen kann, daß du meine sexuellen oder anderen Wünsche erfüllst, liebe ich dich; aber in dem Augenblick, da du aufhörst, meine Wünsche zu befriedigen, mag ich dich nicht mehr."  So kommt es zur Feindschaft zwischen Ihnen, zur Trennung, und in diesem Zustand gibt es keine Liebe mehr.  Aber wenn Sie mit Ihrer Frau leben können, ohne daß das Denken alle diese widersprüchlichen Zustaände, diese endlosen Streitereien in ihnen hervorruft, dann vielleicht - vielleicht - werden Sie wissen was Liebe ist.   Dann sind Sie völlig ungebunden, und Ihre Frau ist es auch.  Wenn Sie jedoch durch das Verlangen nach den Freuden des Daseins von ihr abhängig werden, sind Sie ihr Sklave.  Wenn man liebt, muß Freiheit da sein, nicht nur von dem anderen, sondern auch von sich selbst.

Einem anderen zu anzugehören, von einem anderen seelisch gestützt zu werden, von einem anderen abhängig zu sein - dadurch entsteht innere Unruhe, Furcht, Eifersucht, Schuldgefühl.
Und solange Furcht da ist, gibt es keine Liebe.  Ein Mensch, der vor Kummer geplagt wird, kann niemals wissen, was Liebe ist.  Sentimentalität und Gefühlsüberschwang haben nichts mit Liebe zu tun.  Und so ist Liebe mehr als nur Vergnügen und Begehren.
Liebe ist nicht die Frucht der Gedanken, die immer aus dem Vergangenen kommen.  Aus dem Denken kann sich unmöglich Liebe entwickeln.  Liebe wird nicht durch Eifersucht eingeengt und eingefangen, denn auch Eifersucht hängt mit dem Vergangenen zusammen.  Liebe ist immer lebendige Gegenwart.  Sie ist nicht "Ich will lieben" oder " Ich habe dich geliebt".  Wenn Sie die Liebe kennen werden Sie niemandem folgen; Liebe gehorcht nicht.
Wenn Sie lieben, gibt es weder Wertschätzung noch Geringschätzung. 
Wissen Sie nicht, was es wirklich bedeutet, jemanden zu lieben - ohne Haß zu lieben, ohne Eifersucht, ohne Angst, ohne den Wunsch, sich in das, was der andere tut oder denkt, einzumischen, ohne zu urteilen, ohne zu vergleichen -, wissen Sie nicht, was das bedeutet?
Stellt man Vergleiche an, wenn man liebt?  Wenn Sie jemanden von ganzem Herzen lieben, mit allen Kräften des Geistes und des Körpers, mit Ihrem ganzen Wesen - gibt es da noch ein Vergleichen?  Wenn Sie sich dieser Liebe völlig hingeben, gibt es nichts anderes.
Kennt Liebe das Gefühl der Verantwortung und der Pflicht, und wird sie diese Worte gebrauchen?  Wenn Sie etwas aus Pflicht tun, liegt darin noch Liebe?  In der Pflicht gibt es keine Liebe.  Der Begriff der Pflicht, der den Menschen gefangenhält, zerstört ihn.  Solange Sie gezwungen sind, etwas zu tun, weil es Ihre Pflicht ist, lieben Sie das nicht, was Sie tun.
Wo Liebe ist, gibt es kein Gefühl der Pflicht und der Verantwortung.
Die meisten Eltern glauben bedauerlicherweise, daß sie für ihre Kinder verantwortlich sind, und ihr Verantwortungsgefühl besteht darin, den Kindern zu sagen, was sie tun sollen und was sie nicht tun sollen, was sie werden sollen und was sie nicht werden sollen.  Die Eltern wünschen, daß ihre Kinder eine gesicherte Stellung in der Gesellschaft erlangen.  Was sie Verantwortung nennen, ist Teil der Konvention, die sie anbeten; und es scheint mir, daß dort, wo konventionelle Regeln bestehen, Unordnung herrscht; sie sind nur daran interessiert, perfekte Bürger zu werden.  Wenn sie ihre Kinder abrichten, sich in die Gesellschaft einzufügen, verewigen sie Krieg, Konflikt und Brutalität.  Nennen Sie das Obhut und Liebe?
Eine wirkliche Betreuung würde darin bestehen, sich wie um einen Baum oder eine Pflanze zu bemühen, die man bewässert, deren Bedürfnisse man studiert; man sorgt für den besten Boden und kümmert sich um sie mit aller Umsicht und Zartheit.  Aber wenn Sie Ihre Kinder für die Gesellschaft abrichten, bereiten Sie sie darauf vor, getötet zu werden.  Wenn Sie Ihre Kinder liebten, würden Sie keinen Krieg haben. 
Wenn Sie jemanden verlieren, den Sie lieben, vergießen Sie Tränen - gelten diese Tränen Ihnen oder dem Toten?  Wehklagen Sie um Ihretwillen oder beklagen Sie den anderen?
Haben Sie je um einen anderen geweint?  Haben Sie um Ihren Sohn, der auf dem Schlachtfeld getötet wurde, geweint?  Sie haben geweint, aber kommen solche Tränen nicht aus dem Mitleid, das Sie mit sich selbst haben?  Oder haben Sie geweint, weil ein Mensch getötet worden ist?  Wenn Sie aus Selbstbemitleidung aufschreien, haben Ihre Tränen keine Bedeutung, weil Sie nur mit sich selbst beschäftigt sind.  Wenn Sie jammern, weil Sie eines Menschen beraubt wurden, in den Sie sehr viel Zuneigung investiert hatten, war das keine wirkliche Zuneigung.  Wenn Sie um Ihren Bruder weinen, der stirbt, dann sollten Sie es um seinetwillen tun.  Es ist sehr leicht, um sich selbst zu wehklagen, weil der andere gestorben ist.
Augenscheinlich weinen Sie, weil ihr Herz getroffen wurde, aber es ist nicht seinetwillen bewegt , sondern weil Sie sich selbst leid tun.  Selbstbemitleidung aber macht Sie hart, engt Sie ein, macht Sie träge und stumpf.
Wenn Sie um sich selbst weinen, wenn Sie wehklagen, weil Sie einsam sind, weil Sie verlassen wurden, weil Sie keinen Einfluß mehr haben, wenn Sie über Ihr Schicksal und Ihre Umwelt klagen und immer um sich selbst Tränen vergießen - ist das Liebe?
Wenn Sie das verstehen, das heißt, wenn Sie damit unmittelbar in Kontakt kommen, wie wenn Sie einen Baum oder eine Säule oder eine Hand berühren, dann werden Sie einsehen, daß das Leid selbsterzeugt ist, daß das Leid durch das Denken geschaffen wird, daß das Leid das Ergebnis der Zeit ist.  Vor drei Jahren hatte ich noch meinen Bruder, nun ist er tot, nun bin ich einsam und voller Kummer, niemand ist da, bei dem ich Trost oder Kameradschaft suchen kann, und das füllt meine Augen mit Tränen.
Wenn Sie darauf achtgeben, können Sie sehen, wie das alles in Ihnen vor sich geht.  Sie können es mit einem Blick in seiner ganzen Bedeutung wahrnehmen, ohne durch Analyse Zeit zu verschwenden.  In einem Augenblick können Sie das gesamte Gefüge und Wesen dieses belanglosen kleinen Dinges sehen, das wir das "Ich" nennen - meine Tränen, meine Familie, meine Nation, mein Glauben, meine Religion -, dieses Häßliche, es liegt alles in Ihnen.
Wenn Sie es mit Ihrem Herzen sehen, nicht mit Ihrem Verstand, wenn Sie es aus der Tiefe Ihres Herzens erkennen, dann haben Sie den Schlüssel zur Beendigung des Leides.
Leid und Liebe können nicht zusammen gehen.  Aber in der christlichen Welt haben sie das Leid idealisiert, haben ihm im Kreuz Gestalt gegeben, es angebetet und deutlich gemacht, daß Sie niemals dem Leid entrinnen können, ausgenommen durch dieses eine bestimmte Tor.
Das ist die wahre Struktur einer ausbeuterischen religiösen Gesellschaft.
Wenn Sie nun fragen, was Liebe ist, mögen Sie sich davor fürchten, die Antwort zu finden.  Es mag einen völligen Umbruch bedeuten; die Familie mag aufgelöst werden; Sie mögen entdecken, daß Sie Ihre Frau oder Ihren Mann oder Ihre Kinder gar nicht lieben.  Vielleicht müssen Sie das Haus zerstören, das Sie gebaut haben; vielleicht gehen Sie niemals wieder in den Tempel.
Aber wenn Sie dennoch den Wunsch haben, es herauszufinden, werden Sie erkennen, daß Furcht nicht Liebe ist, daß Abhängigkeit nicht Liebe ist, daß Eifersucht nicht Liebe ist, daß Besitzgier und Herrschsucht nichts mit Liebe zu tun haben, daß Verantwortungs- und Pflichtgefühl keine Liebe sind, daß Selbstbemitleidung keine Liebe ist, daß der Schmerz, nicht geliebt zu werden, keine Liebe ist.  Liebe ist nicht das Gegenteil des Hasses, ebensowenig wie Demut der Gegensatz zur Eitelkeit ist.  Wenn Sie das alles aus sich entfernen können, nicht durch Zwang, sondern indem Sie die Dinge fortspülen, so wie der Regen den Staub vieler Tage von einem Blatt wäscht, dann werden Sie vielleicht zu jener seltsamen Blume hinfinden, nach der der Mensch immer hungert.

Wenn Sie keine Liebe in sich haben - nicht nur ein wenig, sondern in Hülle und Fülle -, wenn Sie davon nicht erfüllt sind, geht die Welt einer Katastrophe entgegen.  Verstandesmäßig ist es Ihnen klar, daß die Einheit der Menschheit unbedingt notwendig ist und daß die Liebe der einzige Weg ist - aber wer wird es Sie lehren, wie Sie lieben sollen?  Kann es Ihnen eine Autorität, eine Methode, ein System sagen, wie zu lieben ist?  Wenn es Ihnen jemand sagt, ist es keine Liebe.  Können Sie sich vornehmen, Liebe zu üben?  Können Sie sagen, "Ich will mich Tag für Tag niedersetzen und darüber nachdenken; ich will mich darin üben, freundlich und zartfühlend zu sein, und mich zwingen, den anderen Aufmerksamkeit zu schenken"?
Wollen Sie behaupten, daß Sie sich zur Liebe erziehen können, daß Sie den Willen gebrauchen, um zu lieben?  Wenn Sie Disziplin und Willen gebrauchen, um zu lieben, fliegt die Liebe zum Fenster hinaus.  Wenn Sie die Liebe nach einer Methode oder einem System praktizieren, mögen Sie außerordentlich geschickt werden oder freundlicher, oder Sie mögen in einen Zustand der Gewaltlosigkeit geraten, aber das hat nichts mit Liebe zu tun.
In dieser zerrissenen, wüsten Welt gibt es keine Liebe, weil Vergnügen und Begehren die Hauptrollen spielen.  Doch ohne Liebe hat Ihr Leben keinen Sinn.  Und ohne Schönheit ist keine Liebe möglich.  Schönheit ist nicht etwas, das Sie sehen - nicht ein schöner Baum, ein schönes Bild, ein schönes Gebäude oder eine schöne Frau.  Schönheit ist nur vorhanden, wenn Sie im tiefsten Herzen wissen, was Liebe ist.  Ohne Liebe und ohne Gefühl für Schönheit gibt es keine Tugend, und Sie wissen sehr wohl, daß Sie mit all Ihrem Tun - die Gesellschaft verbessern, den Armen zu essen geben - nur mehr Unheil schaffen werden, denn ohne Liebe ist in Ihrem Herzen und in Ihrem Geist nur Häßlichkeit und Armut.  Aber wenn Liebe und Schönheit in Ihnen wohnen, ist alles, was Sie tun, richtig, ist alles, was Sie tun, in Ordnung.  Wenn Sie zu lieben wissen, dann können Sie tun, was Sie wollen, dann werden sich alle Probleme lösen.
So kommen wir zu der Frage: Kann der Mensch zur Liebe gelangen ohne Disziplin, ohne Gedanken, ohne Zwang, ohne irgendein Buch, einen Lehrer, einen Führer - kann er ihr begegnen, so wie man einen lieblichen Sonnenuntergang erlebt?
Ich glaube, daß eines absolut notwendig ist - und das ist Leidenschaft ohne Motiv, eine Leidenschaft,  die nicht das Ergebnis irgendeiner Bindung oder Neigung ist, eine Leidenschaft, die nicht Lust ist.  Ein Mensch, der nicht weiß, was Leidenschaft ist, wird nie um die Liebe wissen, weil die Liebe sich nur bei völliger Selbstlosigkeit entfalten kann.
Ein Mensch, der auf der Suche ist, hat keine Leidenschaft.  Der Liebe zu begegnen, ohne sie zu suchen, ist der einzige Weg, sie zu finden; man muß ihr unbeabsichtigt begegnen und nicht durch Anstrengung oder Erfahrung.  Sie werden entdecken, daß eine solche Liebe zeitlos ist.
Solche Liebe ist sowohl persönlich als auch unpersönlich.  Sie gehört dem einen wie den vielen.  Sie ist wie eine duftende Blume; sie können ihren Duft wahrnehmen oder an ihr vorübergehen.  Diese Blume ist für jeden da und besonders für den einen, der sich die Zeit nimmt, ihren Duft innig einzuatmen und sie mit Entzücken anzuschauen.  Ob man ihr im Garten ganz nahe ist oder weit entfernt, für die Blume ist es das gleiche, weil sie voll des Duftes ist und ihn für jeden verströmt.
Liebe ist immer neu, frisch, lebendig.  Sie hat kein Gestern und kein Morgen.  Sie ist jenseits der gedanklichen Unruhe.  Nur der unschuldige Mensch weiß, was Liebe ist, und der unschuldige Mensch kann in einer Welt leben, die ohne Unschuld ist.  Dieses Ungewöhnliche, das der Mensch ewig gesucht hat - durch Opfer, durch Anbetung, durch Beziehungen, durch Sexualität, durch jede Art von Lust und Leid -, wird er nur finden, wenn es dem Denken gelingt, sich selbst zu verstehen und auf natürlichem Wege zu einem Ende zu kommen.
Dann hat die Liebe keinen Gegenspieler, dann ist die Liebe ohne Konflikt.
Sie mögen fragen, "Wenn ich eine solche Liebe finde, was geschieht dann mit meiner Frau, meinen Kindern, meiner Familie?  Diese müssen Sicherheit haben".
Wenn Sie eine solche Frage stellen, waren Sie nie außerhalb des Gedankenbereichs, des Bewußtseinsraumes.  Wenn Sie einmal außerhalb dieser Ebene waren, werden Sie niemals wieder eine solche Frage stellen, weil Sie dann wissen werden, was eine Liebe ist, in der es kein Denken und daher keine Zeit gibt.
Sie mögen dieses lesen und fasziniert und entzückt sein.  Um aber wirklich über Denken und Zeit hinauszugelangen und jenseits des Leides zu sein, bedeutet, sich dessen bewußt zu sein, daß es eine andere Dimension gibt, Liebe genannt.
Aber Sie wissen nicht, wie Sie zu dieser ungewöhnlichen Quelle gelangen können - was werden Sie also tun?  Wenn Sie nicht wissen, was Sie tun sollen, dann tun Sie doch wohl nichts.  Absolut nichts!
Dann sind Sie innerlich vollkommen still.  Verstehen Sie, was das bedeutet?  Das bedeutet, daß Sie nicht suchen, nicht wünschen, kein Ziel verfolgen; es gibt überhaupt kein Zentrum mehr.  Dann ist Liebe da.