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Die Wirkungen des der Sonne entströmenden Feineises


Wie wir aus der Betrachtung über die Entstehung und das Wesen der Sonnenflecke wissen, bläst aus einem Fleckentrichter ein Dampfstrahl heraus, dessen wässerige Teile in gewisser Entfernung von der Sonne zu Eisstaub werden.  Da in Zeiten regelmäßiger Fleckentätigkeit die mittleren und niederen Breiten der Sonne viele derartige Ausblastrichter tragen, aus denen, je nach Größe des Fleckens, längere oder kürzere Eisstaubausbrüche stattfinden, so kann man sich leicht vorstellen, daß durch die Gesamtwirkung aller eine Art Eisstaubscheibe entstehen muß; sie bildet sich derart, daß die Strahlen, gleichsam einer kugelsegmentförmigen Brause entquillend, zuerst an der Sonnenrotation noch teilnehmen, wodurch die äußeren Endigungen sich zur Äquatorebene hinneigen müssen und so ein linsenförmiges Gebilde darstellen.  Der Strahlungsdruck des Lichtes treibt die mikroskopischen Teilchen mit einer Geschwindigkeit, die sich im Mittel auf 2500 km in der Sekunde ergeben hat, von der Sonne hinweg, und da für Nachschub gesorgt ist, erreicht dieses linsenförmige Eisstaubgebilde eine Ausdehnung, die bis über die Erdbahn hinausgeht.  Der Sonnenäquator fällt nahe mit der Ekliptikebene zusammen, und da die in der Linse vereinigten Eisstaubteilchen im reflektierten Sonnenlicht leuchten, so können wir das Gebilde zum Teil in der Richtung der Ekliptikebene nach Sonnenuntergang am Himmel als schwach schimmernde Erscheinung erblicken, die, weil Ekliptik und Tierkreis zusammenfallen, Tierkreis- oder Zodiakallicht genannt wird.  Man kann den Schimmer auch am Tage sehen, wenn man an einer Handhabe eine vielleicht 20 cm im Durchmesser haltende Scheibe so zwischen das Auge und die Sonne bringt, daß diese gut zentrisch bedeckt ist.



(Bild- und Textquelle: Buch "Eis ein Weltenbaustoff - Atlas", von H. Voigt, 1928, R. Voigtländers Verlag Leipzig)
Abb. 1: Der vom irdischen Kraftfeld zusammengeraffte sonnenflüchtige Feineis-Strom erscheint dem Beschauer nach Abdecken der Sonne als milchiger zu ihm hereinhängender Vorhang, der senkrecht auf dem irdischen Hochmittagsgebiet stehen, am Morgen also nach Westen, am Abend aber nach Osten geneigt sein muß.  Die Beobachtung stimmt mit der Ableitung völlig überein.  (Zeichnung von Hörbiger.) 


Dann hängt von der Sonne nach dem Beschauer ein milchiger Vorhang herunter, dessen Hauptachse immer senkrecht zum Sonnenäquator liegt, - ein Beweis, daß das Gebilde zur Sonne und nicht zur irdischen Atmosphäre gehört.
Es besteht größtenteils aus Eisstaub, ist ein Stück der kosmischen Staublinse, die nach Seeliger von der Sonne bis über die Erdbahn hinausreicht und das Material für das Zustandekommen des Zodiakallichtes darstellt.
Die Teilchen entfernen sich mit großer Geschwindigkeit von der Sonne in radialer Richtung, die Erde muß sie also bei ihrem Umlauf rechtwinklig kreuzen und soviel davon, als sie mit der Reichweite ihres gravitativen und elektrischen Anziehungsgebietes erfassen kann, an sich heranholen.  Der dichteste Einfang muß naturgemäß in der Richtung der Verbindungslinie zwischen Sonnen- und Erdmittelpunkt erfolgen, wie dies in Abbildung 2 gezeigt ist, und hier werden sie in ihrer Gesamtwirkung von fühlbarem Einfluß auf die Erdatmosphäre werden.



(Bild- und Textquelle: Buch "Eis ein Weltenbaustoff - Atlas", von H. Voigt, 1928, R. Voigtländers Verlag Leipzig)
Abb. 2: Mutmaßliche Strömungslinien des sonnenflüchtigen Feineises in der näheren Erdumgebung, auf der irdischen Tagseite durch die negativ elektrische Ladung der Erdkruste zusammengerafft, eine Tatsache, welche das physikalische Wesen des Tropenregens und Zodiakallicht-Gegenscheins verstehen läßt. 
(Zeichnung von Hörbiger.)




Die Lufthülle der Erde besteht aus verschiedenen Gasen, in den ersten 20 Kilometern Höhe hauptsächlich aus Sauerstoff und Stickstoff; (die Volumprozente der trockenen Atmosphäre sind: Stickstoff 78,03; Sauerstoff 20,99; Argon und Spuren anderer Edelgase wie Neon, Xenon, Krypton zusammen 0,94; Kohlensäure 0,03; Wasserstoff 0,01), in größeren Höhen überwiegt jedoch wahrscheinlich der Wasserstoff ausschließlich; die wirkliche Höhe der Atmosphäre ist noch nicht festgestellt, sie wird aber auf 300-500 km Höhe angenommen.  Nach Hörbiger liegt auf der Erdoberfläche eine warmfeuchte Schicht, dieser folgt eine kalttrockene Isolierschicht, die sich in die reine Wasserstoffschicht verliert, die in diesen Höhen bereits so dünn ist, daß sie Eigenschaften wie die Geißlerschen Röhren aufzuweisen hat.  Die Gashülle würde, abgesehen von der notwendigen Deformation durch die Zentrifugalkraft, die Erde als halbwegs gleichstarke Hohlkugel umgeben, wenn sie nicht durch das von der Sonne heranströmende Feineis auf der Tagesseite angeblasen, hierdurch eingedrückt und nach den Randpartien verschoben würde, wodurch sich ein die Erde auf der Lichtgrenze vom Äquator zum Pol und von da wieder zum Äquator und andern Pol umschließender atmosphärischer Wall bildet.  Dieser von Hörbiger "dynamischer, oberer Passatwall" genannte atmosphärische Flutring ist der Träger sehr verschiedener Erscheinungen meteorologischer Art; wir wollen sie der Reihe nach mit unseren Mitteln zu betrachten versuchen und beginnen mit dem bisher noch so dunklen doppelwelligen täglichen barometrischen Maximum, das u.a. auch Lamont und J. A. Brown auf eine kosmische Ursache zurückführen.



(Bild- und Textquelle: Buch "Eis ein Weltenbaustoff - Atlas", von H. Voigt, 1928, R. Voigtländers Verlag Leipzig)
Abb. 3: Grundschema zur glacialkosmogonischen Ableitung der normalen täglichen Barometer-, Elektroskop- und Magnetnadelschwankungen und sonstiger atmosphärischer und erdmagnetischer Vorgänge.  (Die Atmosphäre ist ca. 20fach überhöht gezeichnet!) (Zeichnung von Hörbiger.)



(Bild- und Textquelle: Buch "Eis ein Weltenbaustoff - Atlas", von H. Voigt, 1928, R. Voigtländers Verlag Leipzig)
Abb. 4: Die Änderung des täglichen, doppelwelligen Barometerganges mit der geographischen Breite zur Nachtgleichenzeit nach Hann und Arrhenius.  Die punktierten Kurven zeigen den Barometergang, wie er sich äußern müßte, wenn keine Verspätung des in den höchsten Lagen herrschenden Drucks durch die Luftelastizität eintreten würde.  Wie zu erwarten, in in den äquatorialen Gegenden der Höhenunterschied zwischen Morgen- und Abendwall (bei 4°) wesentlich
größer als in allen höheren Breiten, in denen naturgemäß mit der Annäherung an den Pol die Kurven immer flacher werden müssen.



Die Abbildung 3 verlangt eingehendes Studium, gibt aber danach Auskunft über vieles.  Man sieht den auf der Tagesseite vom Feineisstrom getroffenen Luftmantel - er ist der Deutlichkeit halber bedeutend dicker als in Wirklichkeit gezeichnet -, sieht wie die Tagesmulde und der Morgen- und Abendwall sich bilden müssen.  Jenen, der sich ja mit der Erddrehung dem Feineis entgegenwirft, hat man sich als atmosphärische Sturzwelle, diesen, bei dessen Bildung die Bewegungsrichtungen die gleichen sind, als eine Art Ebbe, als Abflautung vorzustellen; der Morgenwall muß demnach höher als der Abendwall ausfallen.  Unter einer hoch aufgestauten Luftwelle muß aber hoher atmosphärischer Druck herrschen, und deshalb haben alle unter dem Morgen- und Abendwall liegenden Meridiane einen höheren barometrischen Druck als die dazwischen liegenden, womit für doppelwelligen Barometergang eine Erklärung gegeben sein dürfte.  Auf die zeitliche Verschleppung der Anzeige des Drucks in den auf der Erdoberfläche befindlichen Meßinstrumenten, die ihren Grund in der Spannkraft des Mediums hat, wollen wir hier nicht näher eingehen, wir verweisen dafür auf das Hauptwerk
S. 716 u. f.; nur ein Bedenken soll gestreift werden, das einmal ausgesprochen wurde.  Man sagt, "die Anblasung müsse doch eine Drucksteigerung hervorrufen".  Das würde wohl der Fall sein, wenn das Luftmedium aus Wasser bestände und vom Grunde bis zu höchsten Höhen annähernd die gleiche Dichte hätte.  Bedenkt man aber, daß an der Grenze der Atmosphäre ein Druck herrscht, der geringer als das Vakuum in unsern Glühlampen sein dürfte, dann wird das Bild ein anderes.  Diese leichten Schichten gleiten auseinander, entlasten also die darunter liegenden, so daß ein Nachströmen, ein Aufsteigen von unten die Folge sein muß.  Bis aber der von außen ausgeübte Druck wirklich bis in tiefe Lagen vorgedrungen sein könnte, hat sich die Druckstelle infolge der Erddrehung schon soweit verschoben, daß die zuerst getroffenen Meridiane erst recht "druckfrei" geworden sind und nun um so kräftiger nach oben expandieren können; das ist aber gleichbedeutend mit Druckverminderung, also Abnahme der Barometerhöhe.  Der Verlauf der Druckwelle ist teils aus demüber der Abbildung 3 befindlichen Diagramm, teils aus der Abbildung 4 zu ersehen, und dieser Verlauf ist der normale; er ergibt sich aus dem regelmäßig der Sonne entweichenden Feineisstrom.  Er kann an Stärke wechseln, und zwar wird er schwächer werden, wenn mangels genügendem Sonnenfleckenreichtums die Dichtigkeit und Ausdehnung der die Sonne umgebenden Eisstaublinse nachläßt, er kann aber auch, und zwar plötzlich, wachsen, wenn ein besonders kräftiger Fleck die Sonnenmitte passiert und seinen Koronastrahl in voller Kraft auf die Erde lenkt.  In diesem Falle haben wir ein höheres Anstauen des atmosphärischen Flutwalls und eine stärkere Depression der Tagesmulde zu erwarten, worauf wir bei der Besprechung der Erdbeben und der Ursachen der Schlagwetter in Bergwerken zurückkommen werden.

Das Feineis ist, wie wir wissen, positiv elektrisch geladen und wird laut Abbildung 2 von der negativ geladenen Erde zusammengerafft, wodurch der dichteste Teil der heranflutenden Masse die Erde unter Sonnenhochstand, also am Mittag, treffen muß.  Die Folge muß eine reiche Schwängerung der in der Tagesmulde liegenden Luftschichten mit Eisstaub sein, der nach Durchstoßen der höheren kalten Schichten in den wärmeren, tieferen zu Wasser werden wird, worin der Grund für die häufige Bewölkung in den Mittagsstunden zu suchen ist.  Auf diesem Wege gelangt aber auch die von außen mitgebrachte positive Elektrizität in die feuchtwarmen Luftschichten, sie sucht einen Ausgleich mit der der Erde entstammenden negativen, was zum Ausbruch der sog. Wärmegewitter führt, die wir in ihrer mildesten Form als Wetterleuchten bezeichnen.  Obwohl auch sie ziemlich heftige Formen annehmen können, unterscheiden sie sich doch grundsätzlich von den durch einbrechende Grobeiskörper hervorgerufenen, deren Kennzeichen in der Plötzlichkeit des Entstehens, der Auswirkung größter Kräfte auf kleinem Raum und schnellem Vorübergang der Zerstörungswelle zu suchen ist.

Die schon benutzte Abbildung 3 lehrt uns jetzt auch die Ursache dafür kennen, weshalb die Tropenregen die Mittagsstunden bevorzugen.  Der Morgenwall rollt der Sonne und dem Feineisstrom entgegen und nimmt in seinen höchsten Erhebungen Feineis auf.  Bis dieses in Tiefen gesunken ist, in denen es zu Wasser werden muß, vergehen einige Stunden, und so ist es erklärlich, daß der Tropenregen über einen bestimmten Meridian erst gegen
10 Uhr vormittags beginnt und mit zunehmender Annäherung an den Sonnenhochstand, in dem die Anblasung am dichtesten ist, zunimmt.  Die starke Anreicherung der Wolken in den Mittagsstunden erzeugt den noch heftigeren Nachmittagsregen, der gegen Abend mit der Erschöpfung der Wolken sein Ende findet.  Das häufige Auftreten der schweren Hagelunwetter in den Nachmittagsstunden erklärt sich folgendermaßen:
Wir wissen, daß die Eiskörper in der Mehrzahl den auf der Tagesseite der Erde einmündenden Schwerkraftlinien folgen, es ist aber schon betont worden, daß dies nicht die Einsturzbahnen selbst sind.  Es werden vielmehr die Körper nur so herangelenkt, daß ihr erstes Perigäum auf der Tagesseite liegt und hieraus folgt, daß mehreren Umläufen auch die folgenden hier liegen müssen.  Schon hieraus ergibt sich die Tendenz zum wahrscheinlichen Einsturz auf dieser Seite der Erde.  Stellen wir uns nun vor, daß ein der Erde schon ziemlich nahegekommener Eiskörper beim rechtläufigen Verlauf aus der Nachtseite ankommt und in den vor ihm liegenden Morgenwallkamm eintaucht, dann erfährt er eine plötzliche Bremsung auf seinem Wege; die Bahn erhält einen Knick, und ein Einsturz in steilem Ast ist die Folge.  Es kann aber auch vorkommen, daß ein solcher Eiskörper, der schon durch die Hemmung im Morgenwall an lebendiger Kraft verloren hat, doch noch soviel Energie besitzt, daß er noch einmal vor dem Einsturz behütet wird.  Wird er jedoch von dem Feineis, vielleicht sogar von einem Koronastrahl getroffen, dann kann auch diese Beeinflussung zu einem Einsturz führen und da der Feineisstrom bei Sonnenhochstand am kräftigsten ist, so ist klar, daß der Einsturz nach diesem, also in den Nachmittagsstunden erfolgen wird.  Dieser Umstand spielt auch bei den Tropenregen eine Rolle, und es wird klar werden, daß hierdurch die regelmäßige Tropenregen häufig wolkenbruchartig verstärkt werden können, denn in den erwärmten hohen Luftschichten jener Länder werden die zerstäubten Eisboliden leicht schnell zu Wasser werden müssen, so daß sie nicht mehr als Hagel die Erdoberfläche erreichen können.

Wir haben an mehreren Beispielen das Zusammenwirken der normalen Einwirkung der Feineisanblasung und der Steigerung dieses Einflusses durch einen Koronastrahl nachweisen können; noch überzeugender tritt die Erscheinung bei der Betrachtung der Ursachen der elektrischen und magnetischen Störungen zutage, deren Zusammenhang mit den Sonnenflecken freilich schon lange feststeht, ohne jedoch bis jetzt eine befriedigende Erklärung gefunden zu haben.  Man nahm einfach an, daß die Sonne selbst der Sitz magnetischer und elektrischer Kräfte sei, die zur Erde übertragen würden, versuchte aber gar nicht, nachzuweisen, ob überhaupt jemals flüssiges Eisen - denn in anderem Zustande kann es doch in der Sonne nicht vorhanden sein - zu einem Magnet werden könne.  Die von Hörbiger gegebene Erklärung, nach welcher der dem Fleckenschlund entweichende Dampf elektrostatische Ladung annehmen muß, rückt das Problem wesentlich von der Stelle, und mit ihr ergeben sich die weiteren Folgerungen von selbst, wie aus folgender Überlegung hervorgeht:
Die Physiker sagen, daß schnell bewegte, elektrisch geladene Korpuskeln ähnlich wirken, wie ein elektrischer Strom.  Stellen wir uns jetzt vor, daß der aufgestaute atmosphärische Flutwall, der die Erde umschließt, in seiner äußersten Hydrogen-Geißlerschicht mit solchen elektrisch geladenen Eisstaubteilchen geschwängert ist, und daß die Erde mit den in ihr befindlichen Eisenmassen in diesem Ringe umläuft, dann müssen wir daraus folgern, daß ihre Eisenmassen sich magnetisieren werden.  Die Stärke des Magnetismus muß der elektromotorischen Kraft des Ringes entsprechen; die Lage der magnetischen Pole ergibt sich als das Mittel aus den in der Erde vorhandenen, verteilt gelagerten und magnetisierbaren Eisenmassen.  Zuzeiten geringer Fleckentätigkeit ist naturgemäß ein anderer Verlauf der magnetischen Kurven zu erwarten, als zuzeiten starker Tätigkeit. 



(Bild- und Textquelle: Buch "Eis ein Weltenbaustoff - Atlas", von H. Voigt, 1928, R. Voigtländers Verlag Leipzig)
Abb. 5: Durch den solifugalen mit 2500 km/s auf die Atmosphäre stoßenden Feineisstrom wird der "dynamische Passatwall" gebildet.  In ihm zirkulieren die elektrisch geladenen Eiskorpuskeln und bilden ein elektrisches Feld, das die in der Erde vorhandenen Eisenmassen magnetisiert.  Koronastrahlen führen zu Variationen der Stärke des Magnetismus.


Ein Blick auf die Abbildung 5 zeigt den Zusammenhang ganz deutlich und legt den Vergleich mit dem Verhalten eines Dynamomaschinenankers, der in verschieden stark erregtem Magnetfeld rotierend seinen Strom der wechselnden Erregung angepaßt abgibt, sehr nahe.  Die in der genannten Figur wiedergegebenen Diagramme zeigen die Gesamtsumme der Erscheinungen während längerer Zeiträume; es läßt sich aber auch nachweisen, wie die täglichen Schwankungen der Magnetnadel mit den geschilderten Vorgängen zusammenhängen:
Wir halten uns zu der Behauptung berechtigt, daß die Zirruswolken die sichtbaren Träger des kosmischen Feineiszustroms sind, und zwar aus folgenden Gründen: Die Störungen der elektrischen Meßinstrumente, Telegraphen- und Fernsprechapparate durch Einflüsse aus dem Weltraum sind genügend bekannt; weniger bekannt dürfte sein, daß auf der meteorologischen Station der Sternwarte auf dem Königsstuhl bei Heidelberg festgestellt worden ist, daß jeweils mit dem Auftreten noch weit entfernter Zirruswolken derartige Störungen der feinen Instrumente zusammenhängen.  Nach Ansicht der Wissenschaft bestehen diese Wolken aus feinen Eisnadeln, was sich mit unserer Auffassung von kosmischen Eisstaub vollkommen deckt, nur daß wir ihn uns elektrisch geladen denken.  Die durchschnittliche Höhe der Zirruswolken wird mit 12-15 km angegeben, es kommen aber auch Höhen von
25 km vor, und am 24. November 1894 hat Hildebrandsson bei Upsala bei völlig klarem Himmel eine solche Wolke in 138 km Höhe, Mohn am
19. Dezember 1892 über der Nordsee eine in 132 km festgestellt.  Da wir an anderer Stelle sehen werden, daß die sog. "leuchtenden Nachtwolken" der nordischen Sommernächte in durchschnittlich 80 km Höhe schweben, so dürfte wohl die Behauptung, daß in diesen Eisstaubwolken sonnenflüchtiges Feineis aus großen Höhen in unsere dichtere Atmosphäre heruntersinkt, kaum ernstlichem Widerspruch begegnen, um so weniger, wenn wir darauf hinweisen, daß die oben erwähnten Wirkungen stets noch stärker auftraten, wenn ein die Erde anblasender Koronastrahl festgestellt werden konnte.

Aber einen noch viel mehr in die Augen springenden Beweis für die folgerichtige Auswertung dieser Gedanken erblicken wir in unserer Erklärung der Entstehung und des Wesens des Polarlichtes.  Der atmosphärische Flutwall, in seinen höchsten Schichten reich an Feineis, wird an den Polen eine größere Höhe als am Äquator annehmen; hier ist die Winkelgeschwindigkeit der rotierenden Erdoberflächenteile, d. h. ihr Einfluß auf die mitgenommenen Massen des Luftmantels geringer wie am Äquator, der dynamische Passatwall wird hier infolge der Anblasewirkung des Feineisstroms leichter aufgestaut werden können, und da dies von der Tagesseite her erfolgt, so wird er das Bestreben haben, sich etwas über den Pol hinweg zu verschieben.  Stellt man sich nun seine höchsten Schichten, die doch wohl nur äußerst verdünnter Wasserstoff sein werden, dicht mit Eiskorpuskeln durchsetzt vor, so wird man sich sagen müssen, daß das Ganze einen Lichteindruck hervorrufen muß, sobald es von den Sonnenstrahlen getroffen wird. 



(Bild- und Textquelle: Buch "Eis ein Weltenbaustoff - Atlas", von H. Voigt, 1928, R. Voigtländers Verlag Leipzig)
Abb. 6: Übersicht der Jahres- und Tagesperioden der Nordlichter.  (Stark schraffierte Stellen im Erdschatten).  Maxima treten auf, wenn die Polarwallkämme über die Pole gehen, was für Norden vor Mitte Oktober und Ende Februar, für Süden vor Mitte April und Ende August der Fall ist.  Die weißen Stellen im Erdschatten deuten das Auftreten der "leuchtenden Nachtwolken" an, die in höheren Breiten im Sommer sichtbar sind.




(Bild- und Textquelle: Buch "Eis ein Weltenbaustoff - Atlas", von H. Voigt, 1928, R. Voigtländers Verlag Leipzig)
Abb. 7: Der Polarwallkamm staut sich aus mechanischen Gründen in den verschiedenen Jahreszeiten verschieden hoch auf.  Die aus dem Erdschatten emporragenden, mit Feineis gesättigten höchsten Gaswall-Erhebungen werden von den Sonnenstrahlen getroffen und zeigen im Mai bis Juli bis 50° hinunter, also für Deutschland bis Frankfurt a. M., Bayreuth, Ratibor die Erscheinung der leuchtenden Nachtwolken. (Zeichnung von Hörbiger.)




(Bild- und Textquelle: Buch "Eis ein Weltenbaustoff - Atlas", von H. Voigt, 1928, R. Voigtländers Verlag Leipzig)
Abb. 8: Der Polarwallkamm wird im Februar und Oktober auf der nördlichen Erdhalbkugel so hoch angeschoben, daß die höchsten Wasserstoffschichten in den annähernd drucklosen Weltenraum explosionsartig entweichen und das im Text näher beschriebene Nordlicht besonders bei plötzlich verstärkter
Feineis-Anblasung zeigen müssen.  (Zeichnung von Hörbiger.)



Wenn wir zuerst Abbildung 6 und die darauf angedeutete Lage der Schattengrenze in ihrer während des Jahres wechselnden Lage ins Auge fassen und dann die Abbildung 7 und Abbildung 8 studieren, dann werden wir leicht einsehen, daß der Teil des über den Erdschatten gehobenen Atmosphärenflutwalls noch von mittleren Breiten aus als leuchtendes Gebilde erblickt werden muß.  Da aber Nordlichter schon von Griechenland, selbst von Ägypten aus beobachtet worden sind, so ist das ein Beweis dafür, daß in diesen Fällen eine ganz besonders hohe Aufstauung des Flutwalls vorhanden gewesen sein muß.  Am wahrscheinlichsten wird dieser Fall eintreten, wenn die Wirkung der normalen Solifugalströmung durch einen kräftigen Koronastrahl verstärkt wird, und hiermit erhalten wir den ersten Anhaltspunkt für den Zusammenhang des Polarlichts mit den Sonnenflecken in rein mechanisch-physikalischer Begründung; wir können daher wohl mit voller Berechtigung sagen, daß die gleichzeitig mit starken Nordlichtern auftretenden kräftigen magnetischen Störungen nur notwendige Begleiterscheinungen sind, denn der Koronastrahl, der das Nordlicht verstärkt, bringt immer elektrische Ladung mit.  Ob von der Sonne ausgehende Kathoden- und andere elektrische Strahlen beim Zustandekommen beider Erscheinungen beteiligt sind, brauchen wir nicht zu untersuchen, da sie für unsere Erklärungsversuche nicht nötig sind.
Aus dem obern Teil der Abbildung 6 geht hervor, daß während der Sommermonate die Lichtgrenze und die Erhebung des Wallkamms über den Pol hinweg in tiefere Breiten geschoben ist; seine höchsten leuchtenden Partien werden auch von hier stehenden Beobachtern erblickt werden können.  Man gab dieser in den skandinavischen Ländern und Rußland bekannten Erscheinung die Bezeichnung: "leuchtende Nachtwolken" oder "weiße Nächte".  Die Höhen, in denen diese ruhig leuchtenden Wolken schweben, sind auf etwa 80 km ermittelt worden; während aber manche Forscher sagen, daß sie nicht mehr an der Erddrehung teilzunehmen scheinen, sagen wir, daß sie - als von außen herangetragenes Gebilde - noch nicht an dieser Bewegung teilnehmen können.

Wir können dieses Phänomen wohl als Vorstufe des Polarlichts bezeichnen, da es noch nicht die ausgeprägten Merkmale - Unruhe der Bewegung, verschiedene Färbung, Fächer-, Bänder-, Streifen-, Strahlen- und Draperiegestaltung - der Erscheinung aufweist.  Diese treten erst auf, wenn durch Koronastrahlen der Wallkamm gehoben und beunruhigt wird, wenn durch besonders starke Anblasung gewissermaßen ganze Wasserstoffetzen - ähnlich wie Dünensand bei heftigem Winde - hinweggeblasen und hin und her gewedelt werden, die dann je nach dem Standort eines Beobachters, in den verschiedensten Gestaltungen sichtbar werden können.  So ist klar, daß - s. Abbildung 7 - ein Beobachter vom 50. Breitengrade aus nach Norden blickend, die leuchtenden Wolkenfetzen in anderer Form sehen wird, als es vom 80. Grade aus, wo man direkt unter der Erscheinung stehen würde, möglich ist.  Eine eingehende Betrachtung und ein Vergleich dieser Figur sowie der Abbildung 8 mit Abbildung 6 zeigt den Unterschied der Sichtbarkeitsmöglichkeiten im Sommer und Winter, und man erhält hieraus ein besseres Verständnis der verwickelten Vorgänge der Erscheinung als durch wortreiche Auseinandersetzungen.  Es kam hier nur darauf an, zu zeigen, wie aus dem logischen Weitereindringen in den Gedanken der Feineisanblasung der die Wissenschaft schon so lange beschäftigende, aber noch nie geklärte Fragenkomplex des Polarlichtes einer Lösung näher gebracht werden konnte, ohne die magnetischen Pole der Erde zur Unterstützung heranziehen zu müssen; diese haben mit der Sache nichts zu tun, obwohl sie bis jetzt immer wegen der - für uns selbstverständlichen - Gleichzeitigkeit magnetischer Störungen bei Polarlicht hiermit in Zusammenhang gebracht wurden.
Ein anderer der vielumstrittenen Punkte der Erscheinung ist der der "grünen Linie im Polarlichtspektrum", die ja vor einigen Jahren durch die Vegardschen Versuche als dem Stickstoff angehörig erkannt sein sollte, was aber in neuerer Zeit wieder bestritten wird.  Hörbiger gibt hierfür eine Erklärung, die jedenfalls Beachtung verdient.  Er sagt: An schönen klaren Wintermorgen kann man vor Sonnenaufgang nach Osten blickend ein wunderbares Farbenspiel am Himmel beobachten, indem die immer noch unter dem Horizont weilende Sonne ihre Strahlen durch die dichtesten Atmosphärenschichten schickt, wodurch fast alle Spektralfarben vom Blau über Grün und Gelb bis zum Rot erscheinen.  Betrachten wir in diesem Sinne die Abbildung 7 und Abbildung 8, dann müssen wir zu einer analogen Vorstellung kommen: Die die Erdkugel tangierenden Sonnenstrahlen durchlaufen, bevor sie jene höchsten Schichten der Atmosphäre, in denen das weiße Polarlicht entsteht, erreichen, die tieferen Lagen des Luftmantels und hier werden sie auch in die Spektralfarben zerlegt werden müssen, die sich dann im Polarlicht wiederfinden, wenn es die jeweils vorhandenen Beleuchtungsverhältnisse zulassen.  Das von den Billionen kleinster spiegelnder Eisflächen zurückgeworfene polarisierte Licht mag außerdem dadurch, daß die Körperchen in ständig wirbelnder Bewegung sind, in Mischfarben zu uns gelangen, die auf ein unbekanntes Element schließen ließen, während wir es im Grunde nur mit dem reinen, aber etwas verwischten Sonnenlichtspektrum zu tun haben.


An anderer Stelle ist bereits angedeutet worden, daß die Feineisanblasung und besonders die durch einen stärkeren Koronastrahl bewirkte große Depression des Luftdrucks auch im Zusammenhang mit der Erdbebenfrage stehen.  Es sei gestattet, auch diese Frage noch kurz zu streifen.
Während auf der einen Seite die Ursache der meisten Erdbeben im Zusammenbruch unterirdischer Hohlräume erblickt wird (tektonische Beben), steht Hörbiger auf der Seite derer, die Explosionsvorgänge zur Erklärung der Erscheinung für nötig halten.  Er bestreitet sogar, daß die erstgenannten Vorkommnisse irgendwelche Rolle spielen und als "Erdbeben" im seismischen Sinne bezeichnet werden können und gründet seine "dampfdynamische" Auffassung folgendermaßen: In größeren Tiefen der festen Erdrinde befinden sich an vielen Stellen Ansammlungen feuerflüssigen Materials, zu dem - sei es durch hydrostatischen Druck an alten Bruchstellen, sei es durch Verbindungswege, die dem Grundwasser offenstehen - Wasser gelangen kann.  Solches Wasser kann entweder gefahrlos verdampfen, wobei der Dampf durch Gesteinsspalten oder durch die natürlichen Öffnungen der Vulkane entweichen wird, oder es kann in Siedeverzug geraten, in dem es mit hohen Temperaturen die Möglichkeit sehr hoch gespannter Dampfentwicklung annehmen kann, die in dem Augenblick mit großer Gewalt einsetzt, in dem der Siedeverzug irgendwie gestört wird, was z. B. durch eine Druckentlastung eintreten kann.  Durch den äußeren Luftdruck werden die in der Erdrinde eingeschlossenen Gase in ihren Lagerstätten zusammengehalten; wenn aber der Luftmantel der Erde durch Feineisanblasung auf der Tagesseite, und einen plötzlich heranschießenden Koronastrahl eine Depression erleidet, dann ist in einer solchen Druckentlastung der Grund zu erblicken, der die im Siedeverzug befindliche Wassermenge plötzlich in die Dampfbildung mit ungeheurer Explosionswirkung übergehen läßt; u. U. werden diese Wirkungen noch durch gleichzeitig auftretende Knallgasexplosionen verstärkt.  Sollten aber die Einflüsse des Koronastrahls und der Feineisanblasung nicht ausreichen, die Katastrophe herbeizuführen, dann tritt von Zeit zu Zeit eine dritte Ursache dazu, das ist die Flutwirkung des Mondes, die, wie wir wissen, auch die Erdkruste zu wellenartigem Auf- und Abschwellen unter dem jeweiligen Mondzenithstande zwingt.  Daß bei solchen Verbiegungen der Erdrinde, die bei größter Mondnähe am stärksten auftreten, eine Störung bis in jene Tiefen vordringen kann, in denen sich die Dampfexplosion vorbereitet, ist ohne weiteres klar.  Auf diese Ursachen sind sicher die meisten Erdbeben zurückzuführen.
Jedes Erdbeben wird am Orte der Entstehung selbst immer als ein von unten wirkender Stoß empfunden, und in allen Schilderungen über Erdbebenkatastrophen, die in der Nähe des Meeres stattfanden, wird betont, daß nach dem Stoße von unten das Meerwasser sich weithin meterhoch erhob, und daß oft auch ein vorübergehendes Schwanken des Meeresbodens selbst beobachtet wurde.  Das Aufbäumen des Wassers ist auf den Druck der austretenden Dampfblase zurückzuführen, die sich bei der Berührung mit dem kälteren Wasser schnell kondensiert.  In dieses Vakuum fällt dann das Wasser zurück, was eine mächtige zentripetale Senkungswelle zur Folge hat, bei der große Partien der benachbarten Ufergegenden aus dem Meere auftauchen.  Diese Welle aber brandet zurück und bildet eine große Stauwelle, durch die das Wasser weit in das Innere des Landes eindringt und dort alles überflutet, wie es seinerzeit bei Lissabon, in neuerer Zeit in Japan, am persischen Golf und an anderen Stellen geschehen ist.

Ganz ähnlich sind die Vorgänge bei den sog. Seebeben.  Auch hier erhebt sich, wie die Schiffer berichten, eine Wasserbeule, und man glaubt einen Stoß von unter dem Wasser her zu verspüren. Es macht sich auch manchmal ein ähnlicher Geruch bemerkbar, wie wenn Wasser auf heiße Schlacke gegossen wird; das Wasser erscheint gefärbt.  Alles das kann doch nur auf eine unter dem Meeresboden erfolgte Dampfexplosion zurückgeführt werden, und es wäre sehr interessant, wenn aus dem Schiffstagebuch der Barometerstand zur Zeit des Ereignisses ersehen werden könnte, ob der Zusammenhang eines solchen Ereignisses mit einem barometrischen Minimum Tatsache ist, was wiederum auf eine Koronastrahl-Anblasung schließen lassen würde.


Es ist bekannt, daß in den Klüften und Höhlen der Gebirge vielfach Gasmengen eingeschlossen sind, die, wenn im Bergbaubetrieb durch Sprengungen oder Durchschlagen von Wänden Öffnungen entstehen, oft mit Gewalt herausbrechen.  Ein langsames und sanftes Entweichen der Gase findet ja durch natürliche Spalten im Stein immer statt; das ist jedoch gefahrlos, wenn die Wetterführung richtig arbeitet.  Es kann aber bei stärkeren Bewegungen der Erdkruste und zumal wenn die Spannung der Gase viel höher als der äußere Luftdruck ist, vorkommen, daß das Gas rascher zuströmt, als es abgeführt wird: dann mischt es sich in gefahrvollem Verhältnis mit der Luft und nun können Schlagwetter auftreten.  Wirken beide Umstände - große Mondesnähe und plötzlicher Barometerfall - zusammen, dann ist die Möglichkeit von Katastrophen gegeben und oft schon hat man vom gleichzeitigen Auftreten eines Erdbebens im fernen Osten oder sonstwo und einem oder mehrerer Grubenunglücke an andern Stellen der Erde gelesen.


Alles das steht im engsten Zusammenhang, der viel deutlicher vor Augen liegen würde, wenn eine umfassende Übersicht aller derartigen Katastrophen, selbst wenn es nur die der letzten 100 Jahre wären, nebst ihren kosmischen Begleitumständen existierte.
Der Welteislehre (Glacial-Kosmogonie) ist der Vorwurf gemacht worden, daß sie, um ihre Wichtigkeit und Vielseitigkeit zu zeigen, mit geflissentlichem Eifer alle nur denkbaren Probleme zusammenträgt, entsprechend gruppiert und dann in scheinbar einheitlichem Sinne auflöst und erklärt.  Solche Vorwürfe sind gänzlich unbegründet, denn der Schöpfer der Lehre wäre glücklich gewesen, wenn er vor der Fülle von "Gesichten" bewahrt geblieben wäre.  Nicht er hat die Probleme zusammengetragen, sondern sie sind ihm zugewachsen, eins ergab sich aus dem anderen und selbst außer jedem inneren Zusammenhang erscheinende Fragen, wie z. B. die Streifenbildung auf Jupiter und Klimaschwankungen auf der Erde erschlossen sich dem staunenden Denker als folgerichtige Auswirkungen ein und derselben Grundursache.  Nur so ist es zu erklären, daß wir in diesem Abschnitt Tropenregen und Polarlichter, Grubenunglück, Erdbeben und Erdmagnetismus als in innerem Zusammenhang stehende Erscheinungen behandeln konnten, und von diesem Gesichtspunkt aus ist es berechtigt, auch die 35jährige Brücknersche Klimaperiode als kosmisches Problem im Rahmen dieser Betrachtung zu besprechen. 

Wenn die Erde imstande ist, Feineis an sich heranzuraffen, dann muß auch der Mond hierzu fähig sein, allerdings in bedeutend geringerem Maße als die Erde, denn er hat erstens nur den achtzigsten Teil der Erdmasse, und zweitens ist es noch ganz unsicher, ob er eine nennenswerte elektrische Ladung besitzt, der bei der Erde der Hauptanteil der zusammenraffenden Kraft zufällt.  Sei aber sein Einfluß auf das Feineis auch recht gering, vorhanden ist er trotzdem, und es ist nicht daran zu zweifeln, daß er, sobald er sich auf seinem Wege der Verbindungslinie zwischen Sonne und Erde nähert, von dem Teil des Feineises, das sonst an dieser vorbeischießen würde, doch etwas an den der Erdmitte zuströmenden Hauptstrahl heranlenken wird.



(Bild- u.. Textquelle: Buch "Der Weg ins Unbetretene" von Hanns Fischer, 1935, Dr. Hermann Eschenhagen/Breslau)
Abb. 9: Erde und Mond.  Links oben ist die Sonne zu denken.  Vom Gebiete des Polarsternes aus gesehen, sind die einzelnen Mondphasen sichtbar.


Hier dürfte eine Äußerung Dacqués am Platze sein: "Daß der Weltraum wasserspendend war und daß sich solche, vielleicht längst vor der Sintflut eingetretenen Wasserzuflüsse in bedeutenderem Maße eingestellt haben und überliefert sein könnten, scheint mir die Auffassung des Okeanos in der griechischen Mythologie bei näherer Betrachtung unter dem Licht glazialkosmogonischer Vorstellungen zu ergeben....
Hierdurch (d. h. durch eine Betrachtung in Prellers Mythologie, d. Vf.) ist offenkundig Okeanos nicht nur das irdische Weltmeer, sondern vielleicht die den Planeten mit Wasser versorgende glaziale Milchstraße.  Das Wissen um diesen Zusammenhang des speisenden "Weltmeeres" mit unserem Erdstern, was uns ja durch die nun soviele Türen zur Mythologie aufschließende Glazialkosmogonie wieder eröffnet wird, kann auf anderem Erkenntnisweg in uralten Zeiten schon vorhanden gewesen sein." 
So kann zeitweise der Wasserreichtum der Atmosphäre durch den Mond anwachsen, es kann und wird stärker regnen, und dies ist der Punkt, nach dem, wie Aristoteles sagt, "bei Mondwechsel die Regen stärker fallen".  An jener Stelle konnten wir, da wir die verwickelteren Verhältnisse des Feineiseinflusses noch nicht zu besprechen wagten, nur das Heranlenken der Grobeiskörper für stärkeren Regen verantwortlich machen; jetzt können wir weiter gehen und auch dem Feineis gerade bei dieser Frage die ihm zukommende wichtige Rolle übergeben.
Würde der Mond wie die übrigen Planeten in der Ebene der Ekliptik umlaufen, dann würde sich seine Beeinflussung der Niederschläge auf die zwischen den Wendekreisen liegenden Breitengrade beschränken.  Da er aber in einer Bahnebene umläuft, die gegen die Ekliptik um 5 Grad auf- und abschwankt, so kann sein Zenit Ausschläge bis zu 28 1/2 Grad nördlich und südlich vom Äquator machen, diese können aber auch bis zu Breiten von plusminus 18 1/2 Grad zurückgehen.  Das Schwanken zwischen beiden Endlagen erfolgt in einem Zeitraum von 18,6 Jahren; die Mondzenitlagen während dieser Zeit sind in den Kurven im oberen Teil der Abbildung 10 dargestellt.



(Bild- und Textquelle: Buch "Eis ein Weltenbaustoff - Atlas", von H. Voigt, 1928, R. Voigtländers Verlag Leipzig)
Abb. 10: Aus der kleinen Abbildung 2 ist ersichtlich, daß der Mond den Zufluß des solifugalen Feineises beeinflussen kann.  In Folge seiner von der Ekliptik um plusminus 5° 9' abweichenden Bahnlage wird er zu gewissen Zeiten für die nördliche Halbkugel über dem nördlichen Wendekreise kulminieren und hierdurch werden höhere Breiten dem Feineiseinfluß ausgesetzt.  Diese Höchstausschläge wiederholen sich alle 18, 613 Jahre.  Wir wissen auch, das der Grobeiskörpereinfluß auf die Erde annähernd mit der 11,86 jährigen Jupiterperiode zusammenhängt.  Trägt man die Jupiterperiode als Kurve (unterste Linie), darüber die Kurve a der Mondbahnausschläge, so findet man, daß die Spitzen dieser Kurven zu gewissen Zeiten zusammenfallen, es werden sich also die Feineis- und Jupitergrobeis-Einflüsse in meteorologischen Sinne bemerkbar machen, was vornehmlich alle 35 Jahre der Fall sein wird.  Hierin scheint der Schlüssel für die rund
35jährige Brückner´sche Klimaperiode zu liegen.



Also alle 18,6 Jahre kann der Mond unter sonst günstigen Umständen die Feineisanblasung der Erde in höhere bzw. tiefere Breiten lenken, wodurch diese klimatisch beeinflußt werden müssen.
Starke Feineisanblasungen sind, wie wir wissen, aber nur nach lebhafter Fleckentätigkeit denkbar, diese wieder ist abhängig von der Jupiterperiode, und diesen Umstand dürfen wir bei der Erklärung des vorliegenden Problems nicht vernachlässigen.  Der 11,86 jährige Jupiterumlauf ist bekannt; wir haben daher im Laufe eines Jahrhunderts 8,44 Jupiterumläufe und 5,3 Höchstaussschläge des Mondzenits zu erwarten.  Wenn wir nun ähnlich wie in Abbildung 10 geschehen, diese Kurven untereinandersetzen, so finden wir, daß ungefähr alle 35,58 Jahre ein Zusammenfall der Maxima der Mondbahnausschläge und der durch den Jupitereinfluß bedingten Sonnenfleckenperiode stattfindet, in dem das bei erhöhter Sonnentätigkeit reichlicher entwickelte Feineis in höhere Breiten gelangt und hier die Ursache stärkerer Niederschläge und niedriger Temperaturen wird.  Verstärkt wird der klimatische Einfluß durch den wahrscheinlich verstärkten Einfang einer größere Menge von Grobeiskörpern, die unter dem geschilderten Mondeinfluß auch höhere Breiten zum Niedergang aufsuchen müssen, und beide Wirkungen treten in der von Brückner ermittelten 35 jährigen Klimaperiode zutage, deren wahrscheinliche Ursache er aber nicht kannte.

Nach dem Gesagten wird es nicht mehr so absurd klingen, wenn wir behaupten, daß unsere Klimaschwankungen und Streifen- und Fleckenbildungen auf Jupiter inneren Zusammenhang hätten.  Bereitet Jupiter durch sein Durchfahren des Eiskörpertrichters die Periodizität der Fleckentätigkeit auf der Sonne vor, dann muß er doch in erster Linie Grobeiskörper auch an sich heranziehen, die zum Einsturz gelangen, seine Eisschale beschädigen und den Austritt von Wasser hervorrufen, das wir dann als Flecke und Streifen auf seiner Oberfläche erkennen.  Und so ist es mit allem: Es besteht ein innerer Zusammenhang bei all den geschilderten Erscheinungen, von denen die Welteislehre erst wenige und auch diese nur in den allergröbsten Zügen aufdecken konnte.  Dem unbefangenen Forscher bietet sich durch Weiterschürfen ein Arbeitsgebiet von fast unbegrenzter Ausdehnung, das aber um so dankbarer ist, als von einer wirklich einigermaßen zuverlässigen Wettervoraussage wirtschaftliche Werte größten Umfanges abhängen.  Gegen unerwartet hereinbrechende Hagelschläge gibt es keine Vorhersage oder rechtzeitige Warnung; wenn aber zur Zeit der Baumblüte ein größerer Sonnenfleck oder eine Fleckengruppe wahrscheinlich die Sonnenmitte überschreiten wird, dann ist sicher ein Temperatursturz zu erwarten, der, rechtzeitig gemeldet, wenigstens in Gärten mit wertvollen Obst- und Gemüsepflanzungen durch geeignete Vorkehrungen, wenn auch nicht unmöglich, aber doch bis zu gewissen Grenzen unschädlich gemacht werden könnte.  Es wäre freilich verkehrt, jetzt schon weitgehende Erwartungen auf lokales Eintreffen der Ereignisse zu setzen.  Die Erde ist groß und die Gegend, in der sich die Feineisanblasung bemerkbar machen wird, ist ohne reiches, nur in langer statistischer Arbeit zu beschaffendes Material nicht mit einiger Wahrscheinlichkeit festzustellen; trotzdem wird die Zeit kommen, in der die Landwirtschaft aus diesen Forschungen greifbare Vorteile ziehen kann.
Die große Trockenheit, die sich im Jahre 1921 über die ganze Welt erstreckte, hatte sicher ihren Grund darin, daß wir uns in einer Zeit geringster Fleckentätigkeit befanden und daher wenig Zustrom solifugalen Feineises zu erwarten hatten; die wenigen Niederschläge, die sich ereigneten, hingen aber fast alle mit einer beobachteten Fleckenpassage zusammen.  Die starken Hagel- und Sturmunwetter, die im genannten Jahre anfangs August in Süddeutschland, Österreich und sonst vielfach hereinbrachen, waren die Folgen eingefangener Grobeiskörper, denen die Erde, die zu dieser Jahreszeit in den unteren Eiskörpertrichter eintritt Abbildung 11 begegnen mußte.



(Bildquelle: Buch "Rhythmus des kosmischen Lebens", Textquelle: Buch "Der Weg ins Unbetretene" - von Hans Fischer)
Abb. 11:  Die Stellung der Erde ist monatsweise zu ersehen.  Der Gegen-Trichter ist durch die beiden Eintrittslinien der Planeten-Scheibe in den Gegen-Trichter durch die Worte "Gegenaufstieg" und "Gegenabstieg" gekennzeichnet.


Wir wollen aber davon absehen, Ereignisse der jüngsten Zeit einseitig glazialkosmologisch zu beleuchten, da das überreichte Material noch nicht genügend gesichtet ist; überzeugender wird eine beliebig zusammengestellte Aufzählung von älteren meteorologischen Beobachtungen wirken.
1. Die "Astronomische Rundschau" berichtete im Juni 1907 über "Barometer und schlagende Wetter" u.a.: "Die Explosionen, die sich am 28. Januar im Becken von Lens und Saarbrücken ereigneten, haben manche interessante Fingerzeige ergeben; denn diese Explosionen, die sich merkwürdigerweise fast zu gleicher Zeit ereigneten, erfolgten beide unmittelbar, nachdem das Barometer, das bis dahin sehr hoch gestanden hatte, ziemlich rasch gefallen war.  Nach Bigourdan fiel das Quecksilber am 27. Januar um 6, am 28. Januar um weitere 7 mm und erreichte mit nochmals 4 mm am 29. seinen tiefsten Stand, wo seine Ruhe bei 751 mm eintrat; am 28. geschahen beide Explosionen bei gleichem Druck.  Bigourdan weist darauf hin, daß sich diese Beobachtungen mit den Untersuchungen John Biddles decken; es scheint in der Tat, als ob dem Anwachsen des Grubengases ein Fallen des Wetterglases vorausginge.  Professor Belar in Laibach hat nach Bericht an gleicher Stelle geäußert, die allgemeine Unruhe der Erde habe ständig zugenommen.  Das Auftreten großer Sonnenflecke in diesem Augenblicke ist dabei sehr bemerkenswert."
2. In den Wettermonatsberichten der "Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" vom Jahre 1907 lesen wir: "Der Mai wies mehrmals so schroffe Witterungswechsel auf, wie sie sich nicht häufig in einem Monat zusammenzudrängen pflegen.  Vom 2.-4. wehten längs der Küste heftige Südweststürme, die von Gewittern, Hagel- und Regenschauern begleitet waren."  Hier kommt der Durchzug einer größeren Sonnenfleckengruppe am 3. Mai 1907 in Betracht.
3. Ebendaselbst: "In den Regierungsbezirken Köslin, Marienwerder und Bromberg gingen am 9. Mai außerordentlich starke Gewitter, zum Teil mit schweren Hagelschlägen nieder, z. B. wurde in Bütow eine Niederschlagshöhe von 40 mm gemessen.  Am 9. Mai standen ein großer Fleck und eine perforierte Gruppe im Zentralmeridian der Sonne."
4. Ebenda: "Am 12. und 13. Mai wurden 30 Grad Wärme überschritten.  Der 19. Mai wurde am Rhein- und Wesergebiete wie an einzelnen Stellen der Mark durch verderbliche Nachtfröste eingeleitet."  Wir wissen aus Abbildung 11, daß die Erde zu dieser Zeit noch Roheiskörpern des Gegeneistrichters begegnen muß; am 15. Mai passierte auch wirklich ein kleinerer Fleck gerade die Sonnenmitte, dessen Koronastrahl Roheiskörper zum Einsturz veranlaßt und größere Massen Feineis herangeblasen haben kann.
5. Ebenda: "Von besonders schweren Unwettern wurden zwischen dem 23. Mai und 25. Mai das Nordseegebiet und ein großer Teil von Schlesien heimgesucht."  Am 22. durchzog ein kleiner Fleck, am 24. ein anderer dreifacher Fleck die Sonnenmitte!
6. Ebenda: "Der trübe und zu kühlen Regen geneigte Juni wies an einzelnen Tagen höchstens 15 Grad Celsius auf; am 28. und 29. aber wurden an einzelnen Orten 31 Grad Celsius erreicht."  Am 4., 6., 10., 14. und 16. durchzogen kleinere Flecke, am 19. ein großer die Sonne, deren Koronastrahlen für die kühle Temperatur verantwortlich gemacht werden müssen!
Ebenda: "Am 11. Juni abends u. nachts kamen zwischen Oberspree und Oder wolkenbruchartige Regengüsse mit etwas Hagel vor.  Zu Burg im Spreewald fielen während eines zweistündigen Gewitters 67 mm Regen; um die gleiche Zeit fielen zu Kottbus bei Südsturm 32 mm Regen.  München hatte zugleich 30 mm Regenhöhe und meldete am 13. (s. o. den Fleckendurchgang am 14.) ein äußerst heftiges Fernbeben; vom Salzburgischen bis nach Graz gab es furchtbare Unwetter.  Am 14. wurde Valdivia zerstört und der Stromboli begann Eruptionen mit Erdbeben.  An der deutschen Küste wuchsen die immer sehr lebhaften Winde wiederholt zu Stürmen an."
7. Ebenda: "Aber auch im Binnenlande kamen am 21. und 25. Juni schwere Gewitterstürme zum Ausbruch, wobei am 21. namentlich die Provinz Sachsen und die Lausitz, am 25. die Gegend der mittleren Oder sowie das westliche und das mittlere Küstengebiet von schweren Hagelschlägen betroffen wurden."  Das ist auf den am 19. Juni nahezu die Mitte durchziehenden großen Fleck zurückzuführen.  "Vom 18. bis 20. wurden starke magnetische Störungen verspürt.  (Kein Wunder).  Am 20. hatte Konstantinopel Erdbeben, Hagelgewitter und Überschwemmung; am gleichen Tage wütete in Halle ein Orkan; vom 20.-24. in Innsbruck Hochwasser und Schneefälle in den Bergen (am 22.-24. Juni!); am 22.-23. in München schwere, wolkenbruchartige Gewitter, tags darauf meldete München mehrere, sehr entfernte Erdbeben, Zell am See hatte Hochwasser und Neuschnee; am 25. bei Dachau und Wolfratshausen schwere Gewitter mit Blitzschaden; es gab Erdbeben im Ennstale, noch ein leichtes Beben und ein heftiges am Abend in 5000 km Entfernung, nachts noch zwei weitere Beben."
8. Ebenda: "Am 28., 29. und 30. Juni gingen in ganz Bayern schwere Gewitter mit Hagel und Sturm nieder, in England gab es am 20. schwere Stürme und Schneefall und am 30. in Heidelberg ein schweres Gewitter."  Das mag alles auf Rechnung des großen Fackelbezirks zu setzen sein, der mit kleinen Flecken durchsetzt am 1. Juli inmitten der Sonne stand.  Diese und eine Riesenfleckengruppe, die am 7. Juli passierte, mögen mit ihren Korona- und Auspuffstrahlen Roheis zur Erde getrieben haben, dessen Einsturzwirkungen sich in folgendem zeigten: "Vom 1.-6. Juli Gewitter, Stürme, Neuschnee, winterliche Kälte in den Alpen und im Böhmerwald sowie mehrere Erdbeben.  Der Fleckenpassage am 6.-7. Juli folgten überaus heftige Gewitter, vernichtender Hagelschlag, furchtbare Sturzregen; von Hamburg wird zweistündiges, sehr starkes Fernbeben gemeldet; im Park von Schönbusch bei Aschaffenburg wurden am 6. 1200 Bäume entwurzelt, darunter Eichen von 80 cm Dicke und am 9. gab es in der Schweiz furchtbare Sturzregen von 43 und 48 mm, in Zermatt sogar von 75 mm Höhe; ähnliches war der Fall jenseits der Alpen, im Italienischen."
9. Der 11.-12. Juli brachte den Durchgang einer Fleckengruppe, kleiner als die 5 Tage zuvor, man las darauf von starken Schneefällen im Schwarzwald und auf der Reutlinger Alp; Schnee gab es auch auf dem Dreisesselberg, und Touristen erlebten im Brennergebiete einen "kolossalen Schneesturm" - wohlgemerkt, alles im Juli, dem heißesten Monate.
10. Als am 17., 18. und 19. Juli größere und kleinere Flecken etwas südlich von der Mitte der Sonnenscheibe standen, hatten die Tiroler Alpen viel Schnee bekommen (am 15.).  Am 15.-16. trat das große Oderhochwasser ein (die Lober hatte Hochwasser wie "beim letzten Fleckenmaximum 1883", heißt es in einem Bericht); am 17. hatte der Bayerische Wald fürchterliche Ungewitter und am 17.-18. hatten Berlin und Wien Überschwemmungen und bei Dorfen (Erding) ging eine sehr glänzende Feuerkugel nieder.  Außerdem meldete der Telegraph am 20. eine große Grubenexplosion in dem japanischen Kohlenbergwerk Toyorka; in ganz Nordbayern, Sachsen und Thüringen gab es am 21. und 22. Juli große Frostschäden; Dresden hatte 2 1/2 Grad Celsius.

Diese Zusammenstellung umfaßt eine Anzahl von Sommermonaten.  Die schulgerechte Meteorologie wird sagen: Wir brauchen die Welteislehre mit ihrer kosmischen Begründung der Erscheinungen nicht, da wir alles mit dem aufsteigenden Luftstrom, den Zyklonen, der Polarfront und den daraus folgenden, durch Bjerkneß begründeten Vorgängen erklären können.  Wie verhält es sich aber im Winter, in dem auf der nördlichen Halbkugel der aufsteigende Luftstrom doch nur eine schwächere Rolle spielen kann?  Wir stellen diese Frage im Hinblick auf die oft unerwartet auftretenden Rauhreif- und Glatteisbildungen, die große Länderstrecken plötzlich überfallen und großen Schaden anrichten!  In den Mitteilungen der Vereinigung der Elektrizitätswerke Nr. 376, 1925, ist eine Zusammenstellung dieser Erscheinungen vom Jahre 1858 bis zur Jetztzeit gegeben; wir untersuchten auf Grund einer Mitteilung der Zentralstelle für Sonnenforschung von Professor Wolfer, Zürich, die einzelnen Fälle und fanden, daß 75-80% im Zusammenhang mit einer Fleckenpassage gestanden haben müssen, durch die eine plötzliche Anreicherung der Luft mit unterkühltem Wasser bzw. Feineis eingetreten sein mußte.

Aus dem Jahre 1917 ließe sich noch folgendes nachtragen: Am 7. Januar fand ein Erdbeben in Norditalien statt, am 26. ein starkes auf Bali, einer Sundainsel, am 29.-30. wurden von den Erdbebenwarten Fernbeben gemeldet, deren ort jedoch infolge der durch den Krieg gestörten Nachrichtenübermittlung noch unbekannt ist.  Am 8. Januar war eine Grubenkatastrophe in Lauban, am 24. verschüttete eine Lawine das Dorf Grossets in Savoyen.  Am gleichen Tage fand in Japan eine Schlagwetterexplosion statt, die viele Menschen tötete.  Nun war am 8. Januar Vollmond, Erde, Mond und Sonne standen so in gerader Linie, daß sogar eine Mondfinsternis eintrat.  Am 23. Januar fand eine Sonnenfinsternis statt, also wieder eine charakteristische und nach unserer Lehre gefahrdrohende Stellung der drei Körper.  Im weiteren Verlauf des Jahres fanden am 3. Juni ein schweres Erdbeben an den Küsten von Ecuador, am 4. eine schwere Katastrophe auf Sumatra statt und am 3. Juni hatten wir Sonnenfinsternis, also wieder die gefährliche Stellung der drei Weltkörper.
Der Mond spielt dabei bekanntlich eine Doppelrolle: Einmal wirkt er durch seine Stellung zwischen Erde und Sonne flutbefördernd auf das Magma der Erde und die Erdkruste selbst, wodurch die Ruhe der im Siedeverzug befindlichen Wassermengen gestört wird, so daß die Explosion eintreten muß; neben diesem direkten Einfluß besteht noch der, daß er in der Neumondlage den Feineiszufluß von der Sonne verstärkt und dadurch u. U. noch durch einen erdgerichteten Koronastrahl unterstützt, zur Druckentlastung der Atmosphäre beiträgt.  Das Jahr 1917 war ein sehr fleckenreiches, es ist daher nicht zu verwundern, wenn wir in ihm besonders starken und vielen Störungen im Luftmantel und in der Erdrinde begegnen.  Genau so scheint es ja bei dem Maximum der jetzigen Fleckenperiode, die vielleicht in diesem Jahre 1927 ihren Höhepunkt erreicht, zu liegen.  Die überaus große Zahl von Vulkanausbrüchen, Schlagwetterunglücken, Verheerungen durch Überschwemmungen, Wirbelstürmen und anderen Katastrophen, die die Erde im Jahre 1926 und der ersten Hälfte des gegenwärtigen über sich ergehen lassen mußte, fordern dringend allein schon vom wirtschaftlichen Standpunkt aus eine unbekümmert um wissenschaftliche "Standpunkte" vorurteilsfreie Untersuchung nach dem Wesen der Ursache.  Wo solche Werte, wie sie eine statistische Zusammenstellung der Wetterkatastrophen nach Beendigung des jetzigen Fleckenmaximums zeigen muß, auf dem Spiele stehen, muß jedes Mittel und jede Anregung willkommen sein, selbst wenn es eine Hypothese eines Ingenieurs sein sollte.  Jetzt, wo die internationale Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Forschung wieder in ruhige Bahnen gekommen ist, dürfte gerade die Frage der Witterungslehre das Arbeitsgebiet sein, auf dem sich die Fachleute der Welt zum Wettbewerb im edelsten Sinne des Wortes zusammenfinden könnten.  Mögen die Weltwirtschaftskonferenzen infolge vitaler Fragen der einzelnen Länder noch versteckte Widerstände zu berücksichtigen haben, oder mögen bei Fern- und Ozeanflügen die Interessen der Industrien die treibende Kraft sein, die die internationale Zusammenarbeit vorläufig noch erschweren, so treten solche Rücksichten in diesem Falle doch völlig in den Hintergrund.  Wenn die Summen, die zu Preisen für Kanaldurchschwimmungen, Ozeanüberquerungen, Box- und andere Sportkämpfe jährlich ausgegeben werden, nur zum kleinsten Teile zur Schaffung von Beobachtungsstationen an geeigneten Punkten der Erde verwendet werden könnten, dann würden bald greifbare Ergebnisse vorliegen; würden diese noch durch Material vervollständigt, das die Schiffe über Beobachtungen auf dem Ozean beibrächten, oder würden Schiffe beim Anlegen in solchen Gebieten, in denen jede Wetterwarte fehlt, Berichte sammeln können, die sonst vergessen werden (- bei richtiger Weiterbearbeitung in geeigneten Instituten aber wertvolle Aufschlüsse über manches sonst Unerklärliche geben -), dann erst würde der Ringe geschlossen, der eine eindeutige Forschungsarbeit ermöglicht.

Wenn sich zur Ergänzung solcher Beobachtungen auch noch Bemerkungen über etwaige Schwankungen des Kompasses und gleichzeitig beobachtete Sonnenflecke fänden und diese Aufzeichnungen später mit denen der Landstationen, die alle nach dem gleichen Plane arbeiten müßten, verglichen werden könnten, müßten sich bei den sonst schon so weit fortgeschrittenen Arbeitsmethoden und den teilweise recht guten Vorhersagen der heutigen Wetterwarten Ergebnisse erzielen lassen, die neben wissenschaftlichen, wie schon gesagt, auch wirtschaftlichen Wert hätten.  Gegen Wolkenbrüche und Erdbeben würde man natürlich auch dadurch nicht geschützt sein; wenn aber ein empfindliches Elektroskop - ein solches ließe sich bauen - das erste Herannahen des die Erde bestreichenden Koronastrahls meldete, und ein Blick in die Tabellen der Mondstellungen erkennen ließe, daß der Mond in Erdennähe kommt, könnten die durch Erdbeben oder Schlagwetter gefährdeten Stellen auf die drohenden Gefahren aufmerksam gemacht werden.  Von ganz besonderer Bedeutung wäre die Erkenntnis, daß die Sturmprognosen durch Einfügung der kosmischen Vorgänge in die heutigen Methoden für die Luftschiffahrt sicherer werden müßten.  Diese ist doch in noch viel höherem Maße von der Wettervoraussage abhängig als die Seeschiffahrt.  Würden alle sicher festgestellten Schlagwetter, die verheerende Folgen hatten und auch die, bei denen solche durch gewissenhafte Behandlung der Sicherheitslampen verhütet wurden, daraufhin nachgeprüft, wie die Mondstellung zur Zeit der Katastrophe war, und ob Sonnenflecke oder Fackelbezirke den Zentralmeridian der Sonne passierten, so würde sicher ein Material zusammenkommen, das zu ernstem Nachdenken Veranlassung geben müßte.  Das große Erdbeben von Messina im Jahre 1908 ereignete sich, als die Erde sich in größter Sonnennähe befunden hatte, der Mond in größter Erdennähe stand, und ein großer Sonnenfleck die Sonnenmitte durchschnitt.
Hörbiger widmet diesem Vorgang ein ganzes Kapitel seines Buches, das viele hochinteressante Einzelheiten dieser Katastrophe enthält (s. S.276 bis 287 des Hauptwerkes), aus denen der Zusammenhang mit den angeführten kosmischen Vorgängen zweifellos hervorgeht.  Es wird freilich mit menschlichen Mitteln vorläufig unmöglich sein, eine örtliche Voraussage auch nur zu wagen.  Aufmerksame Beobachter könnten aber in gewissen Anzeichen Hinweise auf etwa drohende Gefahren sehen, und solche finden sich in dem nicht abzustreitenden Ahnungsvermögen mancher Tiere.  Trifft das sonderbare Verhalten der Vögel und einiger Vierfüßler mit der amtlichen Warnung zusammen - wahrscheinlich vernehmen die mit feinstem Gehör ausgestatteten Tiere schon die leichten Vorexplosionen im Erdinnern, während wir erst aufmerksam werden, wenn es schon donnernd grollt -, dann dürfte immerhin mit einer örtlichen Gefahr zu rechnen sein; schlägt das Wetter dann doch an einem anderen Punkt der Erde ein, so ist es immer noch klug gewesen, Vorsichtsmaßregeln getroffen zu haben.


Aus allen vorstehend gegebenen Beispielen dürfte klar hervorgehen, daß ein eingehendes Studium der Vorgänge auf der Sonne nicht nur von astronomischem Interesse, sondern auch von größtem Werte für die Beurteilung der Umstände ist, die für das Wohl und Wehe der menschlichen Verhältnisse in Frage kommen; gerade die Kenntnisse, die wir aus der glazialkosmogonischen Lehre gewinnen, dürften geeignet sein, auch weit über die eigentlichen Fachkreise hinaus Verständnis für diese Fragen zu erwecken und Mitarbeiter zu werben, welche die Forschungsinstitute mit Beobachtungsmaterial versorgen.  Wohl auf keinem Gebiete ist das Zusammentragen von Einzelbeobachtungen wertvoller als gerade auf dem der Meteorologie, wenn solche nach einheitlichen Gesichtspunkten geprüft und geordnet werden.
Der Anfang hierzu scheint gemacht zu sein, denn nach einer Zeitungsnotiz hat der amerikanische Staat dem Leiter des Smithsonian-Instituts in Washington die Summe von 60 000 Dollar zur Verfügung gestellt, um eine Expedition zur Förderung der Witterungslehre auszurüsten, die auf der Erde geeignete Punkte zur Errichtung von Observatorien erkunden soll, in denen, wie es ausdrücklich gesagt wurde, auch die Hörbigerschen Gedanken auf ihren Wert in diesem Sinne geprüft werden sollen.  Dem Ausgang dieser Prüfung sehen wir mit Spannung aber ohne jede Befürchtung etwaiger Enttäuschungen entgegen.

Dr. Ing. e. h. Heinricht Voigt


(Auszugsquelle: Buch "Eis ein Weltenbaustoff" von Dr. Ing. e. h. Heinrich Voigt, 1928, R. Voigtländers Verlag in Leipzig)