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Das Leben als Gesteinsbildner



Der neuartige Ausblick, daß echte und zur schließlichen Erhärtung führende Schichtung größtenteils erst ein Ergebnis nachfolgender Umlagerung (Verschwemmung in die Schichtbaugebiete) ist, ändert folgerichtig langläufige Anschauungen über die Tätigkeit und die urzeitliche Verbreitung gesteinsbildender Lebewesen ab.  Es steht ja außer jedem Zweifel, daß vornehmlich niederorganisierte Lebewesen, lediglich wirksam durch ihre Massenaufgebote, ganz beträchtlich dazu beigetragen haben, das jeweilige Schichtungsmaterial überhaupt abzugeben.

Mächtige Kalksteinlager der Erde sind vorherrschend aus winzigen, durch stark gestaltete Scheidewände ausgezeichnete Schälchen verschiedener Kammerlingfamilien zusammengesetzt.  Schälchen von Kammerlinggeschlechtern bestreiten den Grobkalk von Paris, der seither zu vielen Prachtbauten verwendet wurde.  Die uns wohl vertraute weiße Schreibkreide, die uns begleitet vom ersten Schulgang bis zum Hörsaal und schließlich immer wieder irgendwie unentbehrlich auftritt, zerstäubt und zersplittert bei jedem Linienzug ist nichts anderes als vielgestaltete Schalenreste einer mannigfachen Kleinlebewelt.  Der Wanderer, der heute den weißen Küstensand des Roten Meeres oder den Sand auf den Palauriffen im Großen Ozean oder an der australischen Küste betritt, setzt den Fuß jeweils auf Kammerlingschalen, die die Wellen dorthin gespült.  Und in unseren Weltmeeren ist der Boden mitunter geradezu massig verschlammt vom Schalengetrümmer und feinsten Kalkstacheln bestimmter Foraminiferen.  Da wir gerade im Reiche der Einzeller verweilen, erinnern wir uns jener unerhört abwechslungsreich gestalteten Kieselskelette der Strahlinge, die Häckel dereinst zur Schöpfung seiner "Kunstformen der Natur" veranlaßten.  Vielfältig bestreiten Reste von Strahlingen gewaltige Ansammlungen in Meerestiefen.  Verschiedene mächtige Felsgebilde sind durchweg zusammengebackene Strahlingsskelette, wovon die Berge von Caltanisette in Sizilien, die Gebirge der Nikobaren oder der Insel Barbados ein gewichtiges Zeugnis geben.
Wiederum hat, um flüchtig das Reich der Vielzeller zu streifen, selbst der Schwamm nicht seine gesteinsbildende Fähigkeit verleugnet, denn Kiesel- und Kalkgebilde abgestorbener Schwämme sind allzumal, wenn auch untermischt mit anderen Resten, im Gestein anzutreffen.  Ständig werden rifformende Korallen als erdgeschichtlich großartigste Baukünstler aufgeführt.  Sehen wir etwa in den Koralleninseln heutiger Ozeane den weichen Körper eines Polypen die große mechanische Kraft der Wogen des Ozeans besiegen, so zeigen uns beispielsweise die abenteuerlichen Felsformen der Kalk- und Dolomitenberge Südtirols nichts anderes als gefestigten bzw. umgewandelten Korallenkalk auf.  Zahlreiche Gesteine verdanken den in ihnen vorkommenden Korallenresten ihren Namen.
Genießt man die wilde Schönheit der Westkarpathen, so bietet etwa die südliche Klippenregion von Neumarkt ein Musterbeispiel für ein aus Seelilienresten zusammengesetztes Gestein dar.  Massenhaft angehäufte Stielglieder muten wie zusammengewürfelte Röllchen an.  Aber auch an anderen Gebieten der Erde finden sich Seelilienreste in großer Zahl gehäuft vor, seien es z.B. die schön erhaltenen Kelche in gewissen kalkmergeligen Schichten der Eifel oder die prachtvoll erhaltenen Seelilien des amerikanischen Kohlenkalks.
Dem heute in geringer Anzahl zumeist auf größere Meerestiefen beschränkten Geschlecht der Armkiemener darf in Vorzeittagen eine bedeutendere Rolle zuerkannt werden.  Es lieferte dem Geologen stets ein bevorzugtes Leitfossilienmaterial und die kalkspatigen Reste von Armkiemenerschalen setzen bald allein, bald vermischt mit Schwamm-, Korallen- und Kopffüßlerresten ganze Gesteine zusammen.  Ungleich vielgestaltig, weltbeherrschend und artenreich erweist sich dann zumal eine besondere Gruppe aus dem Kopffüßlergeschlecht.  Jene Ammoniten oder allbekannten Ammonshörner, die sozusagen als Königsgeschlecht unter ihren Stammesverwandten schon eine Gelehrtenarbeit gezeitigt haben, wie man sie bei keiner zweiten Tiergruppe der versteinerungskundlichen Forschung wiederfindet.  In mächtigen Folianten, in Hunderten und aber Hunderten größeren oder kleineren Sonderarbeiten hat Gelehrtenfleiß ihr fern gelebtes Dasein mit seinen Tausenden von Arten zu sichten, zu klären und zu enträtseln versucht.  Es wäre schon vermessen, wollte man im Rahmen selbst einer kurzen Skizze all die Gesteine nennen, die sie massenhaft zusammengesetzt, denen ihr häufiges Auftreten den Namen einer bestimmten Gattung gegeben, oder den Reichtum abenteuerlicher Formen schildern, wie sie uns die Alpen, Spitzbergen, der Himalaja, die Rocky Mountains, das nordamerikanische Kaskadengebirge oder die Amurländer ins Ostasien liefern. 
Den Abstammungstheoretikern waren Ammoniten stets bevorzugte Vergleichsgegenstände, sofern hier Steinkerne wegen der ungemein dünnen Beschaffenheit der Ammonitenschale in systematischer Hinsicht etwa denselben Wert wie beschalte Stücke besitzen. 

Entgegen den bereits genannten Tierstämmen spielen Vertreter aus den Stämmen der Glieder- und der Wirbeltiere als Gesteinsbildner eine weit geringere Rolle.
Doch auch nicht wieder gans ausnahmslos, wenn man z.B. nur an die bankartig zusammengehäuften Reste von Larvenhülsen der Köcherfliegen in der Auvergne erinnert.  Vielfach steht in gesteinszusammensetzender Hinsicht auch die Pflanzenwelt nicht der Tierwelt nach.  Bekannt sind vor allem die mächtigen Anhäufungen von Kalk- und Kieselalgen oder gar unsere Kohlenlager als umgewandelte Pflanzenleiber fernster Urzeit.
Nun wäre es schon billig zu sagen (um zunächst einmal im gangbaren Deutungsbilde zu bleiben), daß beiläufig dort, wo die Schälchen, Schutzhüllen und Gehäuse pflanzlicher und tierischer Leiber sich millionenweise sammeln, auch geradewegs die Herausbildung zum mählich erhärtenden Gestein erfolgt.  Nach dem Tode der Lebewesen sinken die Hartgebilde in großen Mengen zum Meeresboden, würden sich dort anhäufen und als unverweslich erhalten bleiben.  Sobald sich dann später etwa der Meeresboden hebt, das Wasser allmählich schwindet und der Gebirgsdruck infolge der Schrumpfung der Erde (übrigens eine von vielen Forschern schlankweg aufgegebene und deshalb schon schwankende Voraussetzung) die Schalenmassen allenthalben zu Kalkstein preßt, würde dies zur Auftürmung beträchtlich hoher Berge führen.  Verhältnismäßig gut erhaltene ästige Stücke in fossilen Riffbildungen, bestimmte Gruppierungen der Stücke zueinander würden vor allem dafür zeugen, daß es sich um Riffbildungen handelt, die an Ort und Stelle gewachsen sind.  Zudem würden gewisse Verzahnungen augenscheinlich ungeschichteter Riffkalke mit ihren geschichteten Nebengesteinen und andere Dinge mehr kaum bezweifeln lassen, es hier mit ortsbürtigen (autochthonen) Bildungen zu tun zu haben, die etwa mit unseren heutigen Korallenriffen übereinstimmen.

Trotzdem die Forschung an diesem Deutungsbilde im großen und ganzen erheblich zäh verweilt, sind ihr doch wieder manche Bedenken hierbei unterlaufen.
So mehren sich beispielsweise die Stimmen, die die Riffgestalt gerade der Dolomitenberge der Alpen bezweifeln.  Die riffähnlichen Formen der Dolomiten können erst nachträglich durch Lagerungsstörungen entstanden sein.  "Diese Berge sind nicht steilwandig im alten Triasmeer emporgewachsen, sondern sie sind zusammengeschwemmte Massen von Tiefseeschlamm, von pflanzlichen Kalken, auf denen sich erst da und dort und teilweise auch später einzelne Korallenbänke ansiedelten.  Nur gelegentlich, so im Wettersteinkalk, wo sie im eigentlichen Wettersteingebirge, auch in den Vorbergen (Benediktenwand) oft sehr schön erhalten sind, sind Korallen wirkliche Gesteinsbildner, aber auch dann nur in Bänken von ein bis zwei Meter Mächtigkeit" (1).  Die Erwähnung zusammengeschwemmter Massen will schon gefallen, aber Klarheit spricht schließlich aus diesen Dingen in ihrer Gesamtheit nicht.  Daß die Forschung wiederum im Suchen nach Neuland der Erkenntnis wenigstens richtig ahnt und lieber von offenen Problemen als von Tatsachen spricht, haben wir schon mehrfach gesehen.
So hat z.B. O. Abel in seinem ausgezeichneten diesbezüglichen Lehrbuch (2) hinreichend die Merkmale erörtert, die uns bei der Beurteilung vorweltlicher Lebenszusammenhänge und Lebensgestaltungen ständig als mehr oder minder problematisch entgegentreten.  Ein paar besondere Überlegungen verdienen hierhergesetzt zu werden. 
Manche Gesteine sind überaus arm an vorweltlichen oder fossilen Resten und viele sogar ganz versteinerungsleer, obwohl wir in den Meeresgründen oder Seeböden, in denen ihr Absatz offenbar (!) erfolgte, ein reiches Tierleben voraussetzen müssen.  Andere Schichten sind dagegen von Fossilresten so erfüllt, daß sie zuweilen nur aus solchen zu bestehen scheinen, wie die weiße Schreibkreide oder die Fusulinenkalke (Überreste winziger Wurzelfüßler) der Steinkohlenformationen oder die Nummulitenkalke (Münztierchenreste) der frühen Erdneuzeit.  Die Anhäufungen von Tierresten in jener bestimmten Schicht dürfte aber nicht dadurch zu erklären versucht werden, daß wir an diesen Stellen ausnahmslos Stätten vor uns sehen, an denen ein reiches Tierleben herrschte.  Sehr häufig lagen ganz andere Umstände (?!) vor, die eine lokale Anhäufung von Tierresten an Stellen bedingt haben, die außerhalb ihres eigentlichen Wohn- und Lebensgebietes lagen.  Wenn wir in Schiefern der deutschen Lias (Abschnitt der zum Erdmittelalter zählenden Jurazeit) die Belemnitenrostren (Kalkstacheln ausgestorbener Tintenfische) in ungeheuren Mengen finden, so hätten wir hier einen Fall vor uns, in dem die Schicht mit den Fossileinschlüssen zwar den Begräbnisort, aber weder den Todes- noch den Wohnort darstellt (!).  In jedem einzelnen Falle müßte sorgfältig geprüft werden, ob Begräbnis-, Todes- und Wohnort der in einem bestimmten Gestein gefundenen Tiere zusammenfallen oder nicht.  In diesem Punkte seien, mein Abel sehr richtig, viele falsche Schlüsse gezogen worden.

Uns will die Ursache der vielen falschen Schlüsse durchaus nicht mehr befremdlich erscheinen.  Sie liegt in der vielfach irrigen Herleitung sonderlich der Kalkschichtung begründet.  Woselbst sich eine kalkige Mittelstufe innerhalb einer geologischen Formation vorfindet, ist man geneigt, diese Kalkschicht aus einer langfristigen, freiwilligen Versammlung der mit Schalen und Krusten gepanzerten, Kalkwohnungen und Riffe bauenden Meereslebewelt über den Stellen de heutigen Kalkvorkommens entstanden zu sehen.  Ein von Hörbiger-Fauth selbst angezogenes Beispiel möge hier zunächst klären helfen.
Ein besonderes Gestein, sogenannter Nummulitenfels, findet sich da und dort über die Erde verbreitet.  Das Gestein setzt sich vorwiegend aus den spiralig aufgewundenen, durch schräge Querwände in mehrere Kammern geteilte, Kalkschälchen der einzelligen Nummuliten oder Münztierchen zusammen.
Die großen Kellereien des bekannten Brauereistädtchens Steinbruch bei Budapest sind ähnlich den chinesischen Lößwohnungen in einen durchaus einheitlichen lockeren Kalksteinfelsen gehauen, der aus eben diesen Nummulitenresten besteht.  Im Sinne der üblichen Deutung müßte hier lange Zeit hindurch dauernd das Meer gerauscht haben und die Münztierchen müßten durch eine erheblich lange währende geologische Zeit hindurch eine besondere Vorliebe für das vielleicht nur wenige Quadratkilometer großen Plätzchen des heutigen Steinbrucher Nummulitenkalkgebirges gehabt haben, um dort eine alle andere (für spätere Zeiten erhaltbare) Meeresfauna ausschließende Nummulitenkolonie zu gründen und Millionen Geschlechterfolgen hindurch die Schalen ihrer Abgestorbenen aufeinander zu häufen.
Solche Bodenständigkeit des Nummulitenfelsens, solches "Eingeborenentum" und "Eingestorbenentum" seiner Elemente möchte zu bezweifeln sein.
Betrachten wir z.B. ein unreguliertes Alpenflußtal, so werden wir hier höchst verschieden geartete Ablagerungsstätten vorfinden.  Wir finden bald Grob-, bald Feinsand, bald Schlamm oder feineren oder gröberen Kies vor.  Der Grund hierfür ist unschwer zu erraten.  Bei Hochwasser sind die Strömungsgeschwindigkeiten und Strömungsrichtungen mit Rücksicht auf das vorhandene Relief des natürlichen Überschwemmungsgebietes und auf die unbeständige Gliederung und Benagbarkeit des alluvialen Flach- und Steilufers uneinheitlich und unterschiedlich.  Es werden folglich für bestimmte Ablagerungen besonders günstige Stellen vorhanden sein.  Hier vermag sich nur eine bezeichnende Korngröße von entsprechend eigentümlichem Gewicht und chemischer Zusammensetzung abzulagern.  Dort wird ein gröberes oder eigentümlich schwereres Korn bei größerem Sinkbestreben diesen Punkt nicht erreichen und schon früher niedersinken, während jedoch das feinere oder eigentümlich leichtere Korn größere Schwebefähigkeit darüber hinaus geschwemmt wurde, um erst etwa hinter einem Ufervorsprung oder Wehrsporn in mehr stagnierenden ruhigeren Wasserwirbel schön sortiert niederzusinken.
Unter dem beachtlichen Vorbehalt, geologisches Großgeschehen niemals aus zeitlicher Summierung geologischen Kleingeschehens herleiten zu können, möchte folgender an das Alpenflußtal knüpfender Vergleich nicht mißverstanden werden.  Erinnern wir uns jener Zeitspanne kataklysmatischen Großgeschehens, da die verankerten Flutberge breitenpendeln, bzw. zeitlich vor- oder nach der Verankerung rück- und vorschleichen, so wird auch hier eine Sortierung der Sinkstoffe in hervorragendem Maße zu verschiedenen Ablagerungsstätten führen. 
Die Sinkstoffe des auch mit pflanzlichen Schwimmstoffen beladenen kataklysmatisch bewegten und oszillierend über die Kontinente geschleppten Meeres werden nicht bloß aus den Überschwemmungsprodukten der Kontinente und des aufgewühlten und auch in den felsigen Teilen angenagten Meeresboden bestehen.  Sie werden auch reichlich mit pflanzlichen und tierischen Kalk- und Kieselprodukten durchsetzt sein und im besonderen Falle auch mit Nummulitengehäusen.  Die Beschaffenheit der Gehäuse spricht dafür, daß sie mit den Schlamm- und Schwimmstoffen nicht bis in die polnäheren Teile der jeweiligen Ebbegebiete getragen, sondern schon früher an Stellen, wo ihrem Sinkbestreben entsprechende Strömungsverhältnisse herrschen, wohl heraussortiert abgelagert werden.  Daher fehlen auch offenbar Nummulitenkalke im nördlichen Europa und sind im Süden häufiger.
So mögen diese Nummuliten das indische, atlantische und mittelländische Becken während des ungeheuer langen Tertiär-Alluviums (mondlose Zeit) mit ihren Gehäusen besät haben.  Auf der Höhe des Tertiärkataklysmus (hervorgerufen durch den Vorgänger unseres Jetztmondes) wurden unter anderem jedoch auch diese toten Nummulitenvorräte aufgewaschen und über die benachbarten Kontinentflächen verschwemmt und an entsprechenden Stellen abgelagert.  "Wo solche spezifischen Nummuliten-Sedimente beim Abschlich des Flutberges noch mit einer mächtigeren Seichtseebildung oder Oberstufe und später noch von deren mehreren belastet wurden, erzeugte die Kompression und Versinterung eine fast homogene Kalkstruktur; wo diese Belastung gering war, wie z.B. im Steinbrucher Nummulitenkalk, ist das Mosaik der zierlichen Gehäuse deutlich sichtbar.  Möglicherweise mögen die vielleicht schon damals bestandenen Ausläufer des Ofener Gebirges einen solchen Wehrsporn gebildet haben, hinter welchem dann im zeitweilig stagnierenden Oszillationswirbel diese Steinbrucher Nummulitengehäuse ziemlich rein heraussortiert abgelagert wurden."  Als ein Glied unter den Ruinen der kataklysmatischen Hochflut haben wir somit den hier gewürdigten Nummulitenfels zu betrachten.
Erst nach der kataklysmatischen Verfrachtung erlangte auch der Nummulitenfels seine Bindefestigkeit und die nachträgliche Erhärtung zum festen Gestein.  In geruhsamen Zeiten einer Erdgeschichtsepoche sanken die Schälchen millionenfach zu Boden, wurden dort gehäuft, um dann späterhin in kataklysmatisch aufgeregter Zeit verfrachtet und zu Gestein gewandelt zu werden.  Und wie dieser Nummulitenfels haben sich offenbar die Schichten der weißen Schreibkreide oder die plattigen und einheitlichen Karstkalke die ungeheuren Triaskalkmassen, viele Kohlenkalke u. dgl. m. gebildet.
Vorherrschend gaben Kalkschlammablagerungen der Meere nur die sich ansammelnden Baumaterialien für die kontinentalen Kalkmassenbauten einer darauffolgenden kataklysmatischen Schichtbauzeit ab.

Verweilen wir kurzweilig vor dem Bilde der weißen Schreibkreide.  An ihrer Zusammensetzung beteiligen sich in erster Linie Kammerlinge im Bunde mit Meerestierchen, Fragmenten von Weichtier- und Krebsschalen und sogenannten "Kokkolithen", kleinen Kalkscheibchen, die wahrscheinlich ebenfalls organischen Ursprungs sind und vielleicht kalkige Abscheidungen aus Meeresalgen darstellen.  Das bekannteste Musterbeispiel für die Schreibkreide ist der Kreidefelsen der Insel Rügen.  Das geläufige Entstehungsbild würde etwa dahin lauten: Milliarden und abermals Milliarden von abgestorbenen Infusorienschälchen türmen sich zu mächtigen Lagern in einem Meere, aus dem unser heutiges Norddeutschland erst in weit späteren Tagen emporgetragen werden sollte.  Auch diese Zeiten nahten und Norddeutschland glich einem Tafellande, so hoch und höher noch wie dieser Rügenfelsen selbst, der in seinem heutigen Bilde einen kümmerlichen Rest jenes Tafellandes darstellt, das nach und nach, besonders durch die vereinten Kräfte der Eiszeit, abgetragen wurde.  Sofort werden aber auch hier einschneidende Bedenken wach, die im einzelnen aufzuführen uns hier leider verwehrt ist, aber die doch gerade wieder auf das hinauslaufen, was wir etwa bei Erwähnung der "toten Landschaften" ausgeführt haben.  Einmal reichen die gegenwärtig wirkenden Kräfte nicht aus, die Landschaftsform zu erklären und zum anderen würde sich ein Zeitraum dafür errechnen lassen, der alle bisher dafür angenommenen Zeiträume geradezu in den Schatten stellt.  Wir folgern vielmehr auch hier, daß die Billionen Lebensrestchen nicht am heutigen Fundort der weißen Kreide zu Boden sanken.
Das geschah vielmehr in all den erdmittelalterlichen Weltmeeren während der Zeit eines beträchtlich langen mondlosen Sekundär-Alluviums. 
Hier sammelten sich gewiß ungeheuer massige Kalkschlammengen an, die aber im späteren Kataklysmus durch die oszillierenden Flutberge erst wieder aufgewühlt, in die Ebbegebiete der verschiedenen Festländer getragen und dort in der gekennzeichneten Horizontalsortierung höchstwahrscheinlich tageslieferungsweise abgelagert wurden.  Das würde nur wieder die Perspektive rechtfertigen, daß im Verlaufe der Erdgeschichte die Kontinentsockel und Meeresgründe im großen und ganzen stabil belassen werden dürfen.  Dafür würde sich aber lediglich das viel beweglichere Element des Ozeans zeitweilig heben und senken, d.h. es würde in einem Kataklysmus in Breite oszillieren und in Länge rück- und vorwärtsschleichen.

Es scheint jetzt zweckmäßig zu sein, noch etwas genauer die Riffbildungsfrage zu streifen.  Wir erfuhren bereits, wie die übliche Deutung allenthalben zäh deren Ortsbürtigkeit verteidigt.  Man folgert, daß die fossile Landschaft, welche wir im Geiste aus den Dolomitriffen oder aus den devonischen Massenkalken Mitteldeutschlands rekonstruieren können, mit ihren über- und untermeerischen Vulkanen, ihren Inseln, Korallenriffen und Meeresgründen durchaus den Südseelandschaften, in denen heute noch die Korallenriffe wachsen, entsprechen würde.  "Weshalb sollen wir dieses harmonische (?), aus der Gesteinbeschaffenheit und den Vorgängen an der heutigen Erdoberfläche abgeleitete Bild aufgeben zu Gunsten eines phantastischen Paroxysmus (!), den wir zur Erklärung der Gesteinsbildung gar nicht nötig haben?" (3)
Wer auch immer derartig fragt, weiß offenbar nichts von den Schwierigkeiten, die der Forschung angesichts dieser ortsbürtigen Deutung begegnen, soweit es sich zum mindesten gerade um fossile Riffbildungen unserer Breiten handelt.  Wie wohl würde es gerade unseren berufensten Geologen zumute sein, wenn sie sich so restlos von der harmonischen Herleitung des vorzeitlichen Riffbildes überzeugen könnten.  Muß doch gerade mit ständigen Hebungen und Senkungen operiert werden, um zu erhärten, daß die weiße Kreide ein orteingesessenes Tiefseegebilde ist oder daß alpine Riffgebiete, an Ort und Stelle entstanden, sich einmal ständig senken mußten, da Korallentierchen nur in den obersten Wasserschichten gedeihen.  Ein einigermaßen gesicherter Entscheid über das vermeintliche Hebungs- und Senkungsspiel wäre aber schlechterdings allererste Voraussetzung für alle weiteren sich daran knüpfenden Ableitungen.  Sonst bricht eben alles wie ein Kartenhaus zusammen.
Der Leser möchte deshalb schon etwas Geduld dafür bezeugen, wenn wir die Entstehungsfrage der Koralleninseln im Theorienwald ernstlich wertender Wissenschaft etwas beleuchten.  Er wird dann um so eher ein etwaig unzulängliches, d.h. sich gänzlich ungerechtfertigt auf vermeintlich bewiesene Tatsachen stützendes Aufbegehren gegen unsere neuartige Deutung gebührend einzuschätzen wissen, ein Aufbegehren verurteilen, wie es etwa aus der oben zitierten Fragestellung offenbar wird.
Während Strandriffe wohl einfach dadurch entstehen können, daß sich Korallen unweit der Küste in mäßiger Tiefe festsetzen und dann bis zum Meeresspiegel hinaufwachsen, bereitet die Frage nach der Entstehung der Dammriffe und der Atolle schon einige Schwierigkeit.  Dammriffe umziehen meist eine oder mehrere Inseln und lassen dazwischen den sogenannten Lagunenkanal sich breiten.  Die der Brandung zugekehrte äußere Böschung des Riffes fällt ziemlich steil ab.
Atolle bilden in der Regel einen geschlossenen Inselring, der nur an einzelnen Stellen durchbrochen ist und somit eine Verbindung der eingeschlossenen Lagune mit dem Meer ermöglicht.  Während das Atoll nach außen hin steil abfällt und von einer beträchtlichen Wassertiefe umflutet wird, beträgt die Tiefe der Lagune manchmal nur einige Meter.



(Bildquelle/text: Buch "Planetentod und Lebenswende", H.W. Behm)
Pfingstinsel im Stillen Ozean, ein Atoll.


Frühere Theorien nahmen u.a. an, daß Atolle auf unterseeischen Kratern gegründet seien.  Eine gewöhnliche Chamisso zugeschriebene, aber von Eschholtz verfochtene Ansicht läuft darauf hinaus, die ringförmige Bauart durch kräftigeren Wuchs der dem offenen Meere ausgesetzten Korallen bedingt zu sehen.
Trotz allem blieb aber die Frage offen, auf was denn nun eigentlich die riffbildenden Korallen, die in keiner großen Tiefe leben können, ihre massiven Bauten gegründet haben (4).
Ein junger, eben von einer Weltreise heimgekehrter Naturforscher hatte zu Beginn der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts einen Lichtblick in die dunkle Frage zu tragen sich bemüht.  Kein geringer als Charles Darwin war es, und seine "Senkungstheorie" zur Erklärung der Entstehung von Korallenriffen sollte als spezifische Darwinische Theorie fast zwei Jahrzehnte vor seiner bedeutsamen Entwicklungstheorie gelten (5).  Wenn die Grundlagen, auf denen atollbauende Korallen ihren Anfang nahmen, nicht aus Schichtgestein gebildet waren, und wenn die mannigfaltigsten Felsbänke nicht zu dem verlangten Niveau emporgehoben wurden, woselbst Korallen zu bauen anfangen, so müssen sie notwendigerweise bis zu demselben herabgesunken sein und damit wäre die Entstehung der Korallenriffe einer Lösung nahegebracht; denn wie Berg auf Berg und Insel auf Insel langsam unter das Wasser sanken, werden sich allmählich für das Wachsen der Korallen neue Grundlagen geboten haben.  Im weiteren Ausbau dieser Darwinschen Theorie finden wir nun einen entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhang zwischen den drei verschiedenen Riffarten.
Wir denken uns eine Insel von Strandriffen umgeben (Abb.a), und nehmen an, daß sie langsam untersänke.  Sobald dieses geschieht, können wir aus dem, was wir über die für das Wachstum der Korallen günstigen Bedingungen wissen, sicher schließen, daß die von dem Wellenschlage am Rande des Riffes bespülten Massen bald wieder die Oberfläche erreichen werden.



(Bildquelle/text: Buch "Planetentod und Lebenswende", H.W. Behm)
Vom Strandriff zum Atoll. (Im Sinne Darwins dargestellt.)  Zeichnung ist von unten nach oben zu "lesen".


Das Wasser jedoch wird nach und nach immer weiter über die Küste vordringen, die Insel niedriger und kleiner und so der Raum zwischen dem Innenrande des Riffes und dem Strande im Verhältnis breiter werden.  So entsteht schließlich ein Dammriff (Abb.b), auf dem sich kleine Koralleninselchen gebildet haben.
Zwischen der sinkenden Insel und dem Riffe breitet sich der Lagunenkanal (e) aus, der mehr oder weniger tief sein wird, je nach dem Grade der Senkung, nach der Menge des in ihm angehäuften Sediments und dem Wachstum der zart verästelten Korallen, welche dort leben können. 
Eine ähnliche Dammriffbildung würde eintreten, wenn eine mit Strandriffen umsäumte Küste eines Kontinents sich senken würde.  Auch hier würde sich ein breiter Lagunenkanal bilden, wie etwa bei Australien und Neuseeland.  Denken wir uns nun die Insel des Dammriffes sich weiter senken, so werden in demselben Maße, wie das geschieht, die Korallen fortfahren, kräftiger in die Höhe zu wachsen, aber je mehr die Insel sinkt, desto höher wird das Wasser über die Ufer emporsteigen, so daß die einzelnen Berge zuerst einzelne Inseln innerhalb eines großen Riffes bilden und endlich auch der letzte und höchste Gipfel verschwinden wird.  Sobald dieses vor sich gegangen ist, ist ein Lagunenriff oder Atoll entstanden (Abb.c).  Darwin sucht diese nur großzügig angedeutete Theorie mit einem reichen Tatsachenmaterial zu befestigen und Beweise für viele Einzelheiten, für besondere Ausnahmefälle in der Bildung zu bringen, auch solche für das Sinken der Riffe.
In der Folgezeit wird diese Darwinsche Theorie Gegenstand eifrigster Weiterforschung und Nachprüfung, woran sich in erster Linie Geographen, Geologen und Zoologen beteiligen.
Zunächst sind es Dana, Sueß, Neumayr, G. Bauer, Bonney, R. Langenbeck (6), die auf Grund ihrer Spezialstudien teilweise mit Darwin einig gehen. 
Zum mindesten schloß sich der amerikanische Geologe Dana, der bei der Wilkesschen Südseeexpedition eine reiche Anzahl von Korallenbildungen untersucht hatte, der Senkungstheorie in ihren Hauptpunkten an.  Unteranderem glaubte er darauf hinweisen zu sollen, daß viele der von Dammriffen umgebenen Inseln tiefe fjordartige Einschnitte besitzen, die als Anzeichen einer Senkung gelten könnten, daß ferner auf Grund von drei verschiedenen Atollformen ein Beweis für eine Senkung erbracht sei.  Doch bleibt die Gegenströmung der Forscher Semper, Pourtalis, Geikie, Studer, Rein, Murray und Guppy nicht aus.  Ein gleichzeitiges Vorkommen von Atollen, Damm- und Strandriffen in nahe benachbarten Gebieten ließe sich nicht mit der Senkungstheorie in Einklang bringen, ebensowenig wie das Auftreten der beiden ersten Rifformen in Gebieten, in welchen neuere Hebungen festgestellt sind.  Die Entdeckung ausgedehnter submariner Sedimentbänke, gebildet aus den Kalkgerüsten von Foraminiferen, Tiefseekorallen, Weichtieren usw., gewähre die Möglichkeit, die Bildung der Atolle und Dammriffe auch ohne Zuhilfenahme der Senkung zu erklären.  Und diese Annahme erscheine wahrscheinlicher als diejenige so ausgedehnter Senkungsfelder (!), wie man sie nach der Senkungstheorie vorauszusehen gezwungen ist.  Die ringförmige Gestalt der Atolle erkläre sich lediglich durch das bessere Gedeihen der Korallen an dem der Brandung stärker ausgesetzten Teile des Riffes und durch die Fortführung des Korallenmaterials aus der Lagune durch die Tätigkeit der Meeresströmungen und die auflösende Wirkung der im Meereswasser enthaltenen Kohlensäure.  In derselben Weise seien die tiefen Kanäle gebildet, welche die Dammriffe von dem benachbarten Festlande trennen.  Endlich fände die auf die Senkungstheorie gegründete Berechnung der Mächtigkeit von Korallenriffen nirgends eine Bestätigung.  Weder seien unter den modernen Riffen solche von derartiger Mächtigkeit bekannt, noch böten die früheren geologischen Formationen irgendein Gegenstück dazu.
Eine Widerlegung gerade dieser letzten Behauptung scheinen dann die zu Ende des 19. Jahrhunderts von Bonney, Sollas und Davi angestellten Tiefbohrungen auf dem Atoll Funafuti in der Ellizegruppe (nördlich von den Fidschiinseln) zu bringen.  1898 hat der Bohrer hier bei 256 m noch harten Korallenfels gefunden.
Auch in der Lagune wird gebohrt und stößt man bis 31 m Wasserstand in einer Tiefe von 25 m auf Korallenboden.  Dann trifft man auf Oahu der Hawai-Inseln in einer Tiefe von 96 m noch Korallenfels von 151 m Mächtigkeit an.  Bei der kleinen Insel Masamarhu, im südlichen Teile des Roten Meeres werden Korallenreste in 500 m Tiefe gelotet.  Solche Bohrungen scheinen vor allem Darwins Voraussetzung zu bestätigen, daß bei Annahme einer Senkung durch die im gleichen Schritte nach oben stets wachsenden und nach unten absterbenden Korallen ein dicker Korallenfels vorhanden sein müßte.  Arbeiten über die Korallenriffe von Dares-Salam und Umgebung, über das Dammriff Australiens, über den Bismarckarchipel und die Koralleninseln Laysan der Forscher Ortmann, Saville Kent, Dahl und Schauinsland scheinen weitere wertvolle Argumente zugunsten Darwins zu liefern.
Eine abermalige Gegenströmung bleibt jedoch nicht aus, die neben Wharton und Krämer mit Gardiner behauptet, man müßte jedes Riff mit Rücksicht auf die meteorologischen und biologischen Bedingungen seiner Region für sich betrachten.  Ferner hält es A. Agassiz wohl für möglich, daß durch eine Senkung Kalksteinmassen von großer Dicke erzeugt werden, aber die Korallenriffe der Jetztzeit seien nur großen Massen von tertiären Kalkstein wie einer Art Kappe aufgelagert.  Bei den Bohrungen von Funafuti kann man auf solche geologisch alten Kalksteinmassen gestoßen sein und braucht nicht eine Senkung anzunehmen, Lendenfeld, als Kritiker der Agassizschen Arbeit, glaubt, daß die Steilheit der äußeren Böschung eines Riffes, die Entstehung der Lagune und der Lagunenkanäle sich nicht ohne weiteres mit dessen Ansichten erklären läßt.  Wenn Agassiz annimmt, daß Lagunenbildung auf die ausspülende Wirkung des bewegten Meeres zurückzuführen sei, so müßten auch in den nicht von Korallen besiedelten Gebieten atollähnliche Bildungen z.B. bei Sandbänken usw. zustande kommen.  Die von Agassiz auf den Fidschiinseln angestellten Beobachtungen scheinen ihm nur neue Beweise für die Darwinsche Senkungstheorie zu sein.
Es ist aber oft ein seltsam Ding mit einer Wissenschaft, die erst auf dem Wege nach einer restlos sonnenklaren Erkenntnis noch unsicher hin und her tastet.
Boelzkow und andere, die im Morgenrot des 20. Jahrhunderts den Indischen Ozean durchkreuzten, leugnen zuguterletzt das Vorhandensein irgendwelcher mächtiger Kalkbänke und Kalkriffe, die Korallen zum größten Teil als solche gebaut.  Millionen und Abermillionen mikroskopisch kleine Organismen seien es gewesen, die im Laufe der Erdgeschichte Kalkbänke getürmt, die noch in historischer (?) Zeit durch einen Rückzug des Meeres (!) trocken gelegt, aber schließlich durch die Gewalt der Wogen bis zur mittleren Flut-Ebbezone abrasiert wurden.  Auf solchen Kalkbänken hätten sich dann nachträglich Korallen angesiedelt und täuschten mächtige Riffe vor, während sie in Wirklichkeit nur einen leichten Rindenüberzug darstellten.  Im westlichen Indischen Ozean soll sich wenigstens diese Perspektive eröffnen. 


Der Leser wird jetzt gerne verstehen, warum wir vor einigen Jahren anläßlich einer Bearbeitung der Riffbildungstheorien schreiben mußten, daß alles bislang dazu Vorgetragene in einem Kapitel gleichsam von Dichtung und Wahrheit sich erfüllt, dessen hypothetische Romantik wohl noch geraume Zeit fortleben wird, bevor sie der Prosa wissenschaftlich richtiger Erkenntnis erlegen ist.  Er wird aber auch billigen können, daß nichts ungereimter ist, schon höchst unsicher aus dem Gegenwartsbilde gewonnene Einsichten nun gar noch auf Urzeitverhältnisse übertragen zu wollen.  Versteinerte Riffe sind eben schon aus recht alten Formationen bekannt, mögen sie auch heute längst erloschenen Gruppen von Korallen (vierstrahligen Korallen und Tafelkorallen) ihren Ursprung verdanken.
Auch wir behaupten nicht, daß die Abwesenheit zahlreicher Korallenkelche für einen Beweis gegen die Riffnatur einer Kalkablagerung unbedingt sprechen muß.
Das würde selbst bei Voraussetzung ortsbürtiger Gesteinsbildung annehmbar bleiben in Hinblick auf bestimmte Veränderungen, die Korallenriffe beim Versteinern möglicherweise erleiden können (7).  Wir glauben auch das vollständige Fehlen von Korallenkelchen als wohlberechtigte Stütze unserer andersartigen Folgerung nicht einmal benötigen zu müssen.
Für den Riffbau lebender Korallen braucht der Geologe ein ruhiges, allenthalben seichtes Meer.  Für einen solchen der Urzeit ebenfalls.  Er muß also folglich wegen der ungeheuren Höhe der Riffkalke den Meeresboden während des Riffbaues sinken lassen, bzw. ständig ein ruhiges absinkendes Meer voraussetzen.
Stimmt aber diese Voraussetzung von Fall zu Fall aus anderen Gründen nicht, dann ist man schließlich wieder am Ende aller Weisheit angelangt. 
Wir sehen heute Riffkorallen nur in tropischen Meeren innerhalb plusminus 28 Grad Breite gedeihen, die Brandung fortwährend Teile der Korallenstücke losbrechen und gerollte Korallentrümmer den Fuß der Korallenriffe umsäumen.  In kataklysmatischen Hochflutzeiten werden nun solch tropische Korallenriffe (wie und wo solche auch in früheren Erdperioden auftraten) meist bis auf das tragende Grundgestein demoliert und zerrieben werden.  Unter dem Einfluß der Flutbergoszillation wird das Korallenmaterial in feinerem Korn verschwemmt, sortiert und unter Einwirkung des Frostes transgressiv verschichtet
Gröbere Stücke mögen aber zusammen mit Schaltrümmern von Kopffüßlern, Krebsen u. dgl. m. pilgerschrittweise verrollt werden, bis sie in höheren Breiten Gegenden ruhiger Ablagerung finden.
Wer unter den herrlichen Buchen etwa des Iberger Kalkmassivs am Westhange des Harzes wandelt, braucht nur einen Brocken des frischen Gesteins anzuschleifen, um reizende sternchen-, sonnen- oder rätselhafte Korallkelchmündungen nebst Spuren von Armkiemenern, Lochmuscheln, Tintenfischen und Dreilappkrebsen zu entdecken.  Das Riff mag zuversichtlich als ortbürtig gedeutet werden, das sich selbst in seiner einstigen Ausdehnung noch verfolgen läßt.
Während auf seinem fruchtbaren Boden prächtige Farne und jene herrlichen Buchen nebst Unterholz und Blütenpflanzen üppig gedeihen, vermag sich auf den umlagernden sandigtonigen Kulmschichten nur Fichtenhochwald zu behaupten.  Doch dadurch ist keinesfalls erwiesen, daß hier einst Korallen wirklich einmal gediehen, was wiederum Tropenklima voraussetzen würde.  Gerade hier schon bleibt der geologische Entscheid äußerst schwankend.  Dann soll das ganze Riff zeitweilig selbst erst wieder unter Kohlenkalkablagerungen begraben und schließlich durch Erdbebenwirkungen abermals zur Oberfläche emporgetragen worden sein.  Mit einer gewissen Leichtigkeit hätte der harte Kalkklotz die weicheren Gesteine durchstoßen und zu einer Klippe sich gestalten können, die mit Verwerfungsschluchten unvermittelt gegen die jüngeren Schichten des Kohlenkalks abschneidet.  So windet sich die Geologie selbst noch mehr oder minder unsicher um die Entstehungsgeschichte dieses Kalkmassivs herum.
Gewiß handelt es sich hier um recht altes Gestein.  Daß nach seiner von uns anzunehmenden kataklysmatischen Anschwemmungsschichtung noch allerlei nachträgliche Umlagerungen und Störungen eintreten mußten, bleibt wohl einzusehen.  Schließlich sind seit den reichlich alten Erdentagen noch mancherlei spätere Kataklysmen darüber hinweggerauscht.  Wer sich bemüht, Klarheit im einzelnen darüber zu gewinnen, wird vielleicht gerade hier ein dankbares Untersuchungsobjekt vorfinden.  Es ist ja nicht mehr als billig, daß auch die Geologie mitsamt der Versteinerungskunde sich Erkenntnisse der Welteislehre zunutze macht, um dann wie üblicherweise erst an Sonderuntersuchungen die Stärke eines umgestaltenden Blickfeldes der Forschung zu erproben.  Daß Riffe unserer Breiten so unbedingt zwingend ihre orteingesessene Lagerung verraten, ist ja immer von namhaften Geologen zum mindesten bezweifelt worden.
Nur schwer wird man sich irgendwo von der reinen Riffnatur überzeugen können.  Es ist deshalb auch ganz folgerichtig, wenn wir etwa lesen, daß es sich bei entsprechenden Kalkgesteinen zwar um mächtig anschwellende Kalkmassen handelt, die bisweilen nach Art der Korallenriffe isoliert erscheinen, im großen und ganze aber doch eine weit ausgebreitete geschichtete Decke bilden (8).  Gewiß haben Korallen mitsamt ihrer Aftermieterschaft (Kalkalgen, Kammerlinge, Moostierchen, Seeigel, Spritzwürmer usw.) das Baumaterial für Korallenkalke geliefert.  Aber woselbst wir dieses Material heute in höheren Breiten erschließen, stand nicht zugleich auch seine Wiege, diese ist vielmehr dort zu vermuten, wo heute noch in Gleichergegenden (Äquatorgegenden) die Korallen ihre Tätigkeit ausüben.

Was wir bisher vorherrschend über gesteinsverdichtete Tierreste gesagt haben, trifft in weitem Maße auch für entsprechend umgewandelte Pflanzenreste zu.
Es gibt hierfür kein großartigeres Beispiel als das der Steinkohle.  Am brennenden Gestein, aus dem Lebendigen heraufgedämmert, wächst der letzterreichte Kultursieg der Menschheit schlechthin empor.  Aus der Glut unserer Hochöfen, der Flamme des Gaslichts, aus den Glühherden der meisten unserer Zugs- und Dampfmaschinen, aus dem gleißenden Koks im Zimmerofen, aus allen Fabriken unserer Metallindustrie leuchtet sieghaft brennend der Pflanzenstoff, der von vielen Jahrmillionen eigentümlich geformte Wipfelhauben über die Erde bereitete.



(Bildquelle/text: Buch "Planetentod und Lebenswende", H.W. Behm)
Die hauptsächlichsten Kohlebildner der Erdvergangenheit.  Von links nach rechts: Schachtelhalm (Calamites); - Schuppenbaum (Lepidodendron), benannt nach den polsterartigen Erhöhungen auf der Rinde, die wiederum die Narben der abgefallenen Blätter tragen; - Rindenabdruck eines Schuppenbaums; - Siegelbaum (Sigillaria), woselbst die Blattnarben auf der Rinde selbst mehr oder minder flach und sechseckig aufgedrückt sitzen; - Rindenskulptur eines Siegelbaums.


Wo auch immer aus Hammer-, Stanz-oder Walzwerken wunderfältig die Technik des Menschen dröhnt, wo es stampfen und fauchen, rasseln und heulen mag, wo Schlote rauchen, Krane ächzen oder sich das Schwungrad dreht, erst mußte die Kohle brennen.  Und den Hauptkohlenbildner hätten wir neueren Forschungen zufolge hauptsächlich im Lignin der Pflanze (der beim Verholzen der Zellulose sich zwischen die Zelluloseteilchen der Zellwände einlagernde Stoff) zu erblicken (9).  Derartige Überlegungen sollen uns hier aber nicht weiter beschäftigen.  Es wäre vielmehr aufzuzeigen,
daß gerade die mächtigsten Steinkohlenlager der Erde vorwiegend ein Produkt kataklysmatischer Flutanschwemmung sind.
Sonderlich zur Zeit der Flutbergverankerung verfrachten die täglichen Ausläufer der Flutbergmassen weithin ein reichlich gerodetes, mit Sand und anderen mineralischen Stoffen untermischtes Pflanzenmaterial.  Etwa eine dicke, trübe Brühe schleppt der pendelnde Mond Tag um Tag über weitgedehnte Eiswüsten der Erde hin.  Die Brühe setzt sich aus schweren mineralischen Sinkstoffen und leichteren pflanzlichen Schwimmstoffen zusammen.  Beim Ablagern dieser Stoffe erfolgt eine Aussortierung derart, daß die schweren Sinkstoffe zu unterst, die leichteren Schwimmstoffe zu oberst verstaut werden, während sich in der Mitte eine mehr oder minder große Wasserschicht befindet.  Ehe die ganze Brühe aber an den Rücklauf denken kann, sind gewaltige Flächen schon gefroren.  Da sich dieses Kräftespiel zur Zeit des eintägigen Mondes stets in kurzen Fristen wiederholt, schmilzt allmählich unter der Einwirkung der sich bildenden Druckwärme die Eisschicht zwischen je einer Sink- und Schwimmstoffschicht ab, und das sich bildende Wasser wird langsam herausgepreßt.  Sink- und Schwimmstoffe kommen nun unmittelbar miteinander in Berührung, bleiben aber scharf voneinander getrennt und sind von der äußeren Luft abgeschlossen. 
Würden die Schwimmstoffschichten unvereist der Lufteinwirkung preisgegeben werden, so müßten sie verfaulen, verwesen oder vermorschen. 
Niemals würde ohne eiszeitliche Einwirkung das entstehen (wenigstens in der Hauptsache), was wir Kohle nennen.  In den durch Ausschmelzung eisfreien Bergunterschichten sind schließlich die Bedingungen zur Kohlewerdung erfüllt.  Die Pflanzenreste geraten durch den Druck und die sich langsam steigernde Wärme in Verkohlung.
Ein Flöz mit hundert und mehr Zwischenlagen kann sich bilden, wobei die Zwischenlagen selbst einer jeweils tonig kalkigen Sinkstoffschicht entsprechen.
Es stammen also unsere Kohlen, wie sie heute der Bergmann aus der Tiefe holt, von den verfrachteten Schwimmstoffschichten aus Zeiten ehemaliger Flutverankerungstage.  Die Steinkohlenwälder sproßten sehr wohl einmal in Gebieten wärmeren Klimas, jedoch nicht dort, wo wir heute ihre zur Kohle gewordenen Reste bergen.  Wir brauchen gar nicht anzunehmen, daß ehedem die Klimagebiete der Erde ganz wesentlich voneinander verschieden waren, oder daß sich ein tropisches Gebiet rings um die Polgebiete legte.  Die Mondannäherung, verschwistert mit einer Eiszeit und begleitet von den geschwängerten Flutbergwogen, brachte es mühelos fertig, die pflanzliche Kohlesuppe über ehedem weit mit Urgletschern bedeckte Flächen zu verfrachten, in Gebiete, die in der Neuzeit als Kohlebecken erschlossen werden.

Das wäre (nur allerflüchtigst angedeutet) der Ausblick, den die Welteislehre (Glacial-Kosmogonie) zur Bildungsweise der Steinkohle zu geben hat. 
Die Kohlenlager sind nicht ortsbürtig oder bodeneigen, sondern bodenfremd (allochthon), d.h. aus zusammengespülten Pflanzenresten entstanden. 
Das würde etwa der heute gangbarsten Meinung zuwiderlaufen, die urzeitliche Moorwälder zu Flachmoorwäldern auswachsen läßt, die bisweilen überflutet, unter Wasser gesetzt und von Schlamm, Sand und Geröll überdeckt werden.  Bei einst starken Erdbewegungen würden die Steinkohlengebiete allenthalben Senkungsgebiete sein, wobei sich das Beflutungsspiel des öfteren wiederholt.  So sollte es verständlich werden, warum zwischen den einzelnen eigentlichen Kohleschichten oder Flözen Schiefertone lagern, warum Kohle und Schiefertone abwechselnd übereinanderliegen.  Unter dem Einfluß von Druck, Wärme und innerer chemischer Umwandlung würden sich dann die solcherweise eingekeilten Urwälder und Pflanzenreste zur heutigen Steinkohle geformt haben (10).
Es wäre gewiß reizvoll, etwas tiefer in die bestehenden Gegensätze der Kohlebildungsfrage zu blicken, die wesentlichsten Stützen der gangbarsten Meinung kritisch herauszustellen, das Gegenangebot zu begründen und vereinzelt geäußerte Bedenken zu zerstreuen, die bislang allerdings nur höchst unsachlich und von wenig fachmännischer Seite der welteislich gedeuteten Kohlebildung entgegengehalten wurden.  Wir können uns das aber insofern ersparen, als Hanns Fischer, gewissermaßen als Meisterschüler Hörbigers, ein sinnreiches Buch darüber geschrieben hat, dessen Lektüre zur Vervollständigung des hier nur Gestreiften vorerst hinreichend genügen dürfte (11).

Dann läßt sich erfreulicherweise feststellen, daß gerade unsere praktischen Bergwerksgeologen (weniger am grünen Tisch, im Studierzimmer, als in den wirklichen Eingeweiden der Erde zu Hause) sich ständig mehr von der Ansicht der Bodeneigenheit der Kohlenflöze abwenden und es überhaupt für notwendig erachten, daß die Lagerstättenlehre dringend einer neuen Grundlage bedarf.  Unter ihnen ragt bisher sonderlich F. Plasche (ein einstmaliger Schüler des verstorbenen großen Erdölgeologen Hans von Höfer) hervor, der in entsprechenden Folgerungen der Welteislehre diese Grundlage gegeben sieht.  Es sei uns im folgenden gestattet, wenigstens einen der wesentlichen Punkte herauszugreifen, der von Nichtpraktikern allenthalben immer wieder als zwingend für bodeneigene Kohlebildung vorgetragen wird und gleichwohl zu zeigen, wie Plasche als erfahrener Praktiker hierauf zu antworten weiß.
Dem Nichtpraktiker möchte es befremden, wie Hörbiger die aufrechten Stammreste, die man in den Kohlenflözen öfters findet, zu seinen Gunsten auslegt.
Es sei zunächst unklar, wieso diese Baumstämme so häufig mit der Wurzel senkrecht nach unten eingebettet worden sein sollen.  Normalerweise würde ein entwurzelter Baum nicht in dieser Weise zu schwimmen vermögen.  Freilich glaube Hörbiger, daß diese Steinkohlenpflanzen hohle Stämme und massive Wurzeln gehabt hätten, daß sie deshalb senkrecht schwimmen mußten.  Diese Annahme sei aber unrichtig.  Gewiß seien viele Baumstämme der Steinkohlenzeit nicht ganz so massiv gewesen wie die heutigen Baumstämme, aber ihre Wurzelstöcke waren ebenfalls mit einem starken Markhohlraum versehen, das gegenseitige Gewichtsverhältnis von Wurzel und Stamm wäre nicht anders als bei unseren heutigen Bäumen gewesen.  Nur ganz ausnahmsweise konnte ein solcher Baum in senkrechter Stellung verschwemmt werden; senkrechte Baumstämme würden aber recht häufig gefunden werden.  Ferner würde die Welteislehre die Tatsache nicht erklären können, daß diese Baumstämme tatsächlich im Untergrunde der Kohlenflöze wurzeln; sie seien nicht erst nachträglich von oben in eine Schlammschicht hineingespießt, sondern der ganze Boden sei von seinem Wurzelwerk durchzogen, wie dies eben nur bei natürlichem Wachstum, nicht bei nachträglicher Einpressung möglich sei.  Die nach allen Seiten von den Hauptwurzeln ausstrahlenden Seitenwurzeln (Appendices) seien hohle, schlauchartige Gebilde.  Sie seien unmöglich nachträglich in die Lage gekommen, in der wir sie ungemein häufig finden.

Dem Praktiker Plasche zufolge können nun die bezeichneten aufrechtstehenden Baumstämme von der Wald- und Torfmoortheorie überhaupt nicht erklärt werden.  "Es ist doch vollkommen ausgeschlossen, daß sich ein Waldmoor so rasch aufgebaut haben kann, daß der aufragende Stamm während der ganzen Bildung ununterbrochen lotrecht aus dem in Bildung befindlichen Flöz aufragte.  Er mußte in der Zwischenzeit doch vermodern, mußte abgebrochen werden, denn ein in bodeneigenem Sinne gebildetes Flöz brauchte zu seiner Entstehung sehr lange Zeiträume.  Erinnern wir uns doch, daß ein hundertjähriger Buchenwald ein nur 2 cm mächtiges Kohlenflöz gibt.  Der bodeneigenen Theorie stehen diese Zeiträume jedoch keineswegs zur Verfügung.  Es ist schon aus diesem Grunde verfehlt, gerade die so rätselhaften lotrecht stehenden Baumstämme zugunsten der autochthonen Theorie zu verwerten.  Nun wird eingewendet, daß die Wurzelböden, die uns in den einzelnen Kohlenrevieren begegnen, nicht durch die Fluttheorie der Welteislehre gedeutet werden können.  Unter diesen Wurzelkronen gibt es solche von 8 m Spannweite, welche sehr weitverzweigt sind.  Die verhältnismäßig sehr leichte Beschaffenheit der Stämme, welche zu diesen Wurzelstöcken gehören, bewirkte bei der Flutverdriftung das Aufrechtstehen der Bäume.  So gelangten diese in die Ebbegebiete, wo sie anfangs noch aufrecht schwimmend einfroren, wobei der Stamm selbst aus dem Wasser geragt haben wird.  Aufrechtstehende Stämme kommen vor, sie sind jedoch keineswegs so in der Mehrzahl, wie dies K. Hummel (12) anführt, der ja auch zugeben muß(te), daß in Ausnahmefällen ein Baum zur Karbonzeit auch senkrecht verschwemmt werden kann.  Im allgemeinen war dies ja nicht der Fall, denn die Verfrachtung ganzer aufrecht stehender Bäume mit Wurzelstöcken stellt immerhin doch einen Ausnahmefall vor.  Die Wurzelböden sind keineswegs ein Beweis gegen die Welteislehre, auch dann nicht, wenn sie ohne Stämme im Flöz lagern, denn dies hängt ja mit der Art und Weise der Rodung innig zusammen.  Wir wollen uns diesen Vorgang einmal näher betrachten, um die eigenartige Lagerung der Flöze und besonders der Wurzelböden zu verstehen."
"Beginnt ein heranschleichender Flutberg einen Urwald zu bespülen, so wird er mit der Fällung der Bäume nicht sogleich beginnen.  Es wird zuerst das Unterholz geknickt, zerkleinert und schließlich verdriftet.  Dann beginnen die schwächeren Bäume den Wasserfluten zu weichen, sie knicken am Erdboden ab, die Wurzeln bleiben jedoch noch immer im Waldboden.  Der fortschreitende Flutberg setzt aber seine Rodungsarbeit weiter fort und knickt die mächtigsten Stämme, reißt auch aus dem aufgeweichten Waldboden einzelne Stämme mit ihren Wurzeln heraus, um sie zu entführen.  Schließlich wird der ganze Waldboden aufgewühlt und bis auf den eventuellen felsigen Untergrund von den Wurzelstöcken und von dem Humusboden entblößt und hinweggeschafft.  Die gleich bei Beginn der Rodung erfolgende Knickung der Stammtrümmer bewirkt eine horizontale Einbettung ohne Wurzeln, gleichzeitig damit wird das Geäst, das noch vorhandene Unterholz, die Zweige und Blätter eingebettet.  Aus dieser Trübe, denn gleichzeitig wird auch Waldboden mit entführt, entsteht durch reinliche Scheidung bei der Vertikalsortierung jene feste strukturlose Masse, wie sie unsere Kohle meist darstellt.  Die Wurzelstöcke, welche später zur Verdriftung kommen, werden infolge ihrer Beschaffenheit bei entsprechendem Längenverhältnis zur schließlich resultierenden Flözstärke mit den Wurzeln in die Sinkstoffschicht eingedrückt, so daß wir den Eindruck erhalten, als würde der Stamm in dieser Schicht Wurzeln gefaßt haben.  Auch hier begegnen wir der Einwendung, daß die Wurzeln, die beobachtet werden, sehr feine Gliederung zeigen.  Dies können wir dadurch leicht erklären, daß der gerodete Stamm mit einer großen Wurzelkrone, eventuell samt einem Teil Humusbodens weggeschwemmt sind.  Die Flutbergverdriftung auf den Gipfeln kilometerhoher Flutberge wird die Wurzeln nicht gänzlich vernichten, viele werden erhalten bleiben, erscheinen uns also heute als die vermeintlichen Wurzelausstrahlungen eines an Ort und Stelle gewachsenen Baumes.
Gerade diese Erscheinung der aufrecht stehenden Bäume in den Flözen, welche unter Umständen auch durch mehrere Flöze hindurchragen können, strafen den Quietismus Lügen, denn hier liegt der unüberbrückbare Widerspruch mit den doch immer betonten langen Zeiträumen, während deren ein so aufrecht stehender Baum hätte erhalten bleiben müssen.  Ein solcher Stamm müßte ja durch Jahrtausende so aufrecht gestanden sein und müßte Fluten über sich haben ergehen lassen, ohne sich zu rühren.  Darin liegt doch ein für das natürliche Denken ganz unfaßbarer
Widerspruch (13)."
Soweit unser Gewährsmann, dem tagtäglich der vertrauliche Umgang mit der Natur vorbehalten bleibt.



(Bildquelle/text: Buch "Planetentod und Lebenswende", H.W. Behm)
Aufrechtstehende Baumstämme im Kohlensandstein (Treuil in Frankreich), bisher als erheblicher Beweis für
das vermeintlich bodeneigene Zustandekommen der Ablagerung angesehen.




Nicht scherzhaft möge die Parallele Praktiker und Nichtpraktiker hier gesponnen worden sein.  Ein Beispiel, das den Leser selbst zum Nachdenken zwingt, dürfte gerechterweise nicht mißverstanden werden.  Schon ahnen wir, welch gewaltige Arbeitsaufgaben gerade der Kohlengeologie erwachsen, wie auch hier ein Neuland des Erkennens sich breitet, das zu vertiefen eine ganze Generation von Forschern gerade erst auf sich warten läßt.
Ein gänzlich anderes Bild, als das bereits tief in das Allgemeinwissen gedrungene werden wir auch von diesem Märchenwald der Steinkohlenzeit gewinnen.  Dabei wird nichts geopfert werden als eine zu frühzeitig gefestigte Meinung, das Entgelt wird aber ein größeres sein, denn auch diese Kohlefrage ist nur aufs innigste verwoben mit dem ganzen Aufwand alles Werdens, das seinen befruchtenden Anstoß der Himmelstiefe verdankt und das seine einmal kosmisch bedingte Bahn unabänderlich weiter zu laufen gezwungen ist.
Hier mußten (vorerst) das Beispiel, der Abriß, die Stichprobe genügen.  Schon die Inangriffnahme eines ersten Ausbaues dürfte freudig zu begehende Forscherarbeit zeitigen.

(Weiterführendes Kapitel: "Über vorgetäuschte Entwicklungswunder")

H.W. Behm


(Quellenschriftauszug: Buch "Planetentod und Lebenswende" von H.W.Behm, 1926, R. Voigtländer Verlag, Leipzig)





Anmerkungen und Literatur


1)  R.H. Francé "Die Alpen" (1913).



2) Den besten allgemein orientierenden Überblick über den gegenwärtigen Stand der Paläontologie, ihre Probleme und ihr historisches Werden geben die sehr klar geschriebenen Werke O. Abels.  Der Verfasser darf als Begründer der Paläobiologie bezeichnet werden und als besonderer Kenner des Tierlebens der Vorwelt, insbesondere der Wirbel- und Säugetiere.  Wir führen deshalb die Werke, die alle weiteren benötigenden Literaturnachweise enthalten, zeitlich geordnet auf. 
"Die Bedeutung der fossilen Wirbeltiere für die Abstammungslehre" (in "Die Abstammungslehre", 1911); - "Grundzüge der Paläobiologie der Wirbeltiere " (1912); -
"Die vorzeitlichen Säugetiere" (1914); - "Die Tiere der Vorwelt" (A.N. u. G. 1914); - "Paläontologie und Paläozoologie" (in "Die Kultur der Gegenwart", III. T. IV. Abt. Bd. 4. 1914); - "Paläobiologie der Cephalopoden (Kopffüßler) usw." (1916); -
"Lebensbilder aus der Tierwelt der Vorzeit" (1922); - "Die vorweltlichen Tiere in Märchen, Sage und Aberglaube" (1923); - "Die Eroberungszüge der Wirbeltiere in die Meere der Vorzeit" (1924); - "Lehrbuch der Paläozoologie" (1924); - "Geschichte und Methode der Rekonstruktion vorzeitlicher Wirbeltiere" (1925). 
Klassischen Wert werden die Werke v. Zittels behalten, deren gedrängter Niederschlag in den "Grundzügen der Paläontologie" gegeben ist; z. Zt. 6 Aufl. 1924 der ersten Abtlg.,
4. Aufl. 1923 der zweiten Abtlg.  Die Neubearbeiter F. Broili und M. Schlosser konnten infolge weitgehender Unterstützung amerikanischer Forscher vor allen Dingen auch die ausländische Literatur genügend verwerten.  Alles in allem die zuverlässigste Bestandaufnahme des versteinerungsgeschichtlichen Materials.  Ähnliche Wege wie Abel beschreitet für die Pflanzenwelt der Vorwelt W. Gothan "Paläobiologische Betrachtungen über die Pflanzenwelt" (1924). - W.J. Jongmans "Paläobotanik" (in "Kultur der Gegenwart", III. T. IV. Abtlg. Bd. 4. 1914). - Potonié-Gothan, "Lehrbuch der Paläobotanik" (2. A. 1921).  (Auz. aus dem Buch "Planetentod und Lebenswende" von H.W. Behm, 1926)



3) Näheres darüber ist im Hauptwerk der Welteislehre (Hörbigers Glazialkosmogonie) zu finden.  Sofern von vereinzelter Seite Kritik an geologischen Ableitungen der Welteislehre geübt wird, müßten wir Interesse ernster Wissenschaft mehr davon erwarten, als bislang geschehen ist.  Wir schlagen z.B. die Broschüre "Weltentwicklung und Welteislehre" (1925) auf und finden dort u.a. auch eine Abhandlung "Welteislehre und Geologie".  Der (damalige) Gießener Geologe K. Hummel als Verfasser dieser Abhandlung spricht dort von gewissen Konflikten der Welteislehre mit der Geologie und zieht dort auch das Hörbiger-Kreichgauersche Vergleichsspiel an.  Wir lesen darüber aber nicht mehr und nicht weniger folgendes: "Wie sollten z.B. der Ural und die Alleghanies in Hörbigers Schema hineinpassen?  Hörbiger versucht zwar auch diese älteren Gebirgssysteme in sein Schema hineinzuzwingen, und zwar bedient er sich dabei der paläogeographischen Karten Kreichgauers, die in vieler Hinsicht überholt und veraltet sind und teilweise auf recht unsicherer Grundlage beruhen.  Wenn man kritiklos die Angaben Kreichgauers hinnimmt, das schlecht Passende großzügig übersieht, und dann nach Belieben die Flutberge noch etwas verschiebt, dann kann man schließlich alles zum Klappen bringen.  Aber irgendeine wissenschaftliche Beweiskraft besitzen derartige Kombinationen nicht."  Man kann nur staunend fragen, welche Beweiskraft nun eigentlich diesen Hummelschen Worten innewohnt, die doch jedes Atom von Sachlichkeit, Kritikbegründung und Eingehen auf den Stoff vermissen lassen.  Möchte es gerade der wissenschaftlichen Geologie vorbehalten bleiben, hier zwingender zu interpretieren, zu sichten und zu klären, um dankbar bereichert durch eine neue gewaltige Sicht in das Weltgetriebe und der Erdgestaltung zur Klärung menschenmöglicher Erkenntnisse beizutragen.  (Auz. aus dem Buch "Planetentod und Lebenswende" von H.W. Behm, 1926)



4) H.W. Behm "Koralleninseln und ihre Entstehung" (Wiss. Rundschau, Jg. 1911/12).



5) Ch. Darwin "Bau und Verbreitung der Korallenriffe" (Engl. Ausgabe 1842).



6) R. Langenbeck "Die Theorien über die Entstehung der Koralleninseln und Korallenriffe und ihre Bedeutung für geographische Fragen" (1890).
In dieser Schrift werden die bis dahin bestehenden Hypothesen über diesen Gegenstand beleuchtet und jeweils einer genaueren Kritik unterzogen, wobei den Grundgedanken der Darwinschen Senkungstheorie durch philosophische Wertung aller einschlägigen Tatsachen und Meinungen eine Berechtigung zuerkannt wird. 
(Auz. aus dem Buch "Planetentod und Lebenswende" von H.W. Behm, 1926)



7) W. May "Korallen und andere gesteinsbildene Tiere" (1909).



8) Neumayr-Uhlig. "Erdgeschichte" (1895)



9) Fischer und Schrader. "Entstehung und chemische Struktur der Kohle" (1922); - Bericht des Kaiser Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung, Mühlheim (Rhein) in "Naturw." Heft 49/50, 1925.



10) Seit dem Ersterscheinen des Werkes H. Potoniés "Die Entstehung der Steinkohle und der Kaustobiolithe überhaupt" (1910) wurde von neuem die Autochthonie der Kohlebildung zum vermeintlich gesicherten Bestand der Wissenschaft vielfach begrüßt, eine Anschauung, die wohl schon Al. Brogniart, der Vater der fossilen Pflanzenkunde, vertreten hatte, die aber zwischenhindurch doch wieder aufgegeben worden war.  Die am unteren Missisippi bekannt gewordenen Treibholzansammlungen waren es vor allem, die die Vorstellung von der bodeneignen Kohlebildung zerstörten und die Kohlenlager der Erde lieber als bodenfremd ansprechen ließen. 
Jedenfalls zeigt sich auch hier ein ständiger Wandel der Anschauungen und erst im Lichte der Welteislehre werden wir neuerdings vor eine erheblich tiefer fundierte wiederum allochthone Kohlewerdung gestellt.



11) H. Fischer "Rätsel der Tiefe", die Entschleierung der Kohle, des Erdöls und des Salzes. (2. Auflage. 1925)
Ausführlicheres zur Entstehung der Steinkohle findet sich auf unserer Netzseite. - Privatinstitut für Welteislehre



12) Näheres darüber ist im Hauptwerk "Glazial-Kosmogonie" der Welteislehre zu finden.  Sofern von vereinzelter Seite Kritik an geologischen Ableitungen der Welteislehre geübt wird, müßten wir Interesse ernster Wissenschaft mehr davon erwarten, als bislang geschehen ist.  Wir schlagen z.B. die Broschüre "Weltentwicklung und Welteislehre" (1925) auf und finden dort u.a. auch eine Abhandlung "Welteislehre und Geologie".  Der Gießener Geologe K. Hummel als Verfasser dieser Abhandlung spricht dort von gewissen Konflikten der Welteislehre mit der Geologie und zieht dort auch das Hörbiger- Kreichgauersche Vergleichspiel an.  Wir lesen darüber aber nicht mehr und nicht weniger als folgendes: "Wie sollen z.B. der Ural und die Alleghanies in Hörbigers Schema hineinpassen?  Hörbiger versucht zwar auch diese älteren Gebirgssysteme in sein Schema hineinzuzwingen, und zwar bedient er sich dabei der paläogeographischen Karten Kreichgauers, die in vieler Hinsicht überholt und veraltet sind und teilweise auf recht unsicherer Grundlage beruhen.  Wenn man kritiklos die Angaben Kreichgauers hinnimmt, das schlecht Passende großzügig übersieht, und dann nach Belieben die Flutberge noch etwas verschiebt, dann kann man schließlich alles zum Klappen bringen.  Aber irgendeine wissenschaftliche Beweiskraft besitzen derartige Kombinationen nicht." 
Man kann nur staunend fragen, welche Beweiskraft nun eigentlich diesen Hummelschen Worten innewohnt, die doch jedes Atom von Sachlichkeit, Kritikbegründung und Eingehen auf den Stoff vermissen lassen.  Möchte es gerade der wissenschaftlichen Geologie vorbehalten bleiben, hier zwingender zu interpretieren, zu sichten und zu klären, um dankbar bereichert durch eine neue gewaltige Sicht in das Weltgetriebe und der Erdgestaltung zur Klärung menschenmöglicher Erkenntnisse beizutragen. 
(Auz. aus dem Buch "Planetentod und Lebenswende" von H.W. Behm, 1926)



13) F. Plasche "Mondanziehungskräfte und Gebirgsbautätigkeit" (in "Der Schlüssel zum Weltgeschehen", Heft 4.  1925/26).